1902 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Heinze, Heinrich, Lorch, J., Eggert, Erwin
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Fig. 8-
Die Juraformation zeichnet sich durch einen großen Reichtum an P f l a n z e n - und
T i e r r e st e n (mehr als 4000 Arten) ans. In der Flora begegnen wir Farnen, Cykadeen
oder Palmfarnen * und Nadelhölzern, besonders wieder Araukarien. Die fossilen Tierreste
haben das Übergewicht. An ihnen erkennt man, daß auch schon klimatische Unterschiede sich
geltend machten, da die nördlichen Meere eine andere Tierwelt beherbergten als die
südlichen. Man kann die Juraformation als die Blütezeit der jetzt ausgestorbenen zahlreichen
Gattungen der Ammoniten und Belemniten, sowie der großen, den Reptilien zugehörenden
Meersaurier, der Könige der damaligen Tierwelt, bezeichnen. Die Ammo-
niten waren Kopffüßer; ihre spiralförmigen, oft zierlich gezeichneten Ge-
häufe, die mit denen der Scheibenschnecke Ähnlichkeit besaßen, hatten Linsen-
bis Wagenradgröße. Die Belemniten (Fig. 8) standen den heutigen
Tintenfischen nahe Die unter dem Namen „Donnerkeile" erhaltenen
fingerähnlichen Reste <Feuerstein oder Kalk) sind die unteren Spitzen
der inneren Kalkgerüste oder Schulpe derselben. Der häufigste der
Meersaurier war der 10—13 m lange Ichthyosaurus oder die Fisch-
eidechse, ein delphinartigs Reptil mit spitzem Kopfe, kurzem Halse,
walzenförmigem Leibe, einem langen Ruderschwanze und zum Schwimmen
Fig. 9.
eingerichteten Füßen. (Fig. 9.) In England besonders finden sich die Überreste des
Plesiosanrus oder der Halseidechse, ebenfalls eines Meersauriers. Er hatte einen kleinen Kopf,
einen unverhältnismäßig langen Hals, kurzeu
Fig. io.. Leib, starken Schwanz und Ruderfüße.
„Er machte den Eindruck, als ob man eine
, ^ Schlange durch den Leib einer Schildkröte ge-
zogen hätte." Der Solenhofener Schiefer
\ ig enthält die Uberreste des Pterodaktylus,
lel if einer 30 cm langen Flugeidechse, welche
\lk ''I 11 die Lücke zwischen den Vögeln und den
I // Reptilien ausfüllte. lfig. 10.) Daselbst
Iii U entdeckte man auch die ersten Reste eines
1 ffl Vogels, der die Größe eines kleinen Raben
// hatte. Er schloß sich durch die Form seines
\ // Schwanzes und durch seine bezahnten Kiefer
X // eng den Flugeidechsen an. Man nennt ihn
Ii villi J\S. H Archäopteryx. Auch Schildkröten, Ganoid-
\x Bw x\ J Mi fische, Krebse, Muscheln, Schnecken, In--
1 sekten, Seeschwämme, Korallen, Seeigel und
v Seesterne waren zahlreich vertreten. Selbst
- Reste kleiner Säugetiere, welche in keine
der jetzt lebenden Gattungen eingereiht
werden können, wurden in Europa und Amerika gefunden.
* Es sind immergrüne tropische Gewächse, welche trt_ ihrem Baue den Palmen, in ihrer
Entwickelung den Farnen ähneln. Ihre Blätter werden als sog. Palmenzweige bei Begräbinyen
verwendet.