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1. Physische Geographie - S. 30

1902 - Leipzig : Dürr
— 30 — dem durch das Wasser zerschnittenen Boden lagerte sich eine zweite Grundmoräne ab, die man als oberen Geschiebelehm, kurz Lehm genannt, bezeichnet. Derselbe wurde durch die Schmelzwasser der endgültig zurückweichenden Eismassen wieder in den höheren Schichten zum sog. oberen Sande ausgewaschen und nicht selten in dieser Gestalt tiefer gelegenen Ge- bieten zugeschwemmt und zugeweht. — Als Eruptivgesteine treten im Diluvium nur vul- kanische Tuffe und Aschen auf, wie sie auch jetzt bei derartigen Ausbrüchen hervorgebracht werden. Noch sind die Grenzen der eiszeitlichen Erscheinungen nicht überall erkannt; aber es steht fest, daß sie von den polaren Gebieten und in mittleren Breiten von den meisten Ge- birgen ausgingen. Man findet diluviale Bildungen vorzugsweise auf der dem Atlantischeil Ozean zugekehrten Seite Amerikas und Europas, also in Nordamerika bis über die kana- dischen Seen hinaus, im südlichen Skandinavien, in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Rußland. Der Verwitterung sind die diluvialen Bodenschichten natürlich überall stark zu- gänglich, wo sie zu Tage liegen. Aber nnr Geschiebelehm, Löß und unterer Sand geben einen fruchtbaren Boden. In vielen Diluvialbildungen finden sich mineralischeeinlagerungen. Man nennt dieselben dann Seifengebirge, weil man die meist wertvollen Einbettungen mittels Schlämmung oder Seifung aus ihnen gewinnt. So wurden als goldhaltige Diluvialschichten die nordkalifornischen und australischen berühmt. Die Diluvialmassen des Ural sind nicht nur durch Goldgehalt, sondern auch durch Reichtum an Platina ausgezeichnet. Diamant- führende Schichten gibt es in Südafrika, Ostindien und Brasilien. Die organischenüberreste des Diluviums lassen überall eine nordische Tier- welt erkennen. Das Meer war von Schaltieren, Robben, Walen u. s. w. bewohnt, welche jetzt nur noch in arktischen Regionen vorkommen. Wo das Land vom Eise frei blieb, lebte das Mammut, ein langhariger, mit Stoßzähnen bewaffneter Elefant, dessen Uberreste häufig im Löß gefunden werden, von dem aber auch vollständig erhaltene Exemplare * aus dem gefrorenen Boden der Tundren Sibiriens gegraben worden sind, das ihm ähnliche Mastodon, das zottige Nashorn, der Höhlenbär, die Höhlenhyäne, der Höhlenlöwe und der Riesenhirsch. Ihre Knochen werden nicht selten in Höblen gefunden und find oft durch ein kalkiges Binde- mittel mit Sand und Geröll zu einem festen Konglomerat, der sog. Knochenbreccie,** ver- Kunden. In den oberen Schichten des Diluviums kann man die Vorläufer unseres Pferdes, Rindes, Schafes, Rotwildes u. s. w. erkennen. Der gleichalterige Lehmboden der Pampas Süd- amerikas birgt Reste zweier Riesenfaultiere, des Megatheriums und des Mylodons. End- lich treten Spuren des Menschen auf, der die Tiere jagt und die Herrschaft über sie zu ge- Winnen sucht. (Man will freilich schon Anzeichen für sein Vorhandensein in den letzten Bildungen der Tertiärzeit gefunden haben.) Besonders zahlreich sind die Werkzeuge und Gerätschaften, die mit Mammut-, Nashorn- und Riesenhirschknochen zusammen sich in Höhlen, Torfmooren und Flußablagerungen erhalten haben. b. Das Alluvium.*** Es ist das Produkt der Umgestaltungen, die mit dem Boden überall in den Jahr- taufenden seit dem Verschwinden des Eises vor sich gegangen sind. Unter diesen jüngsten Bildungen, die noch fortwährend entstehen, ist die Dammerde oder der Humus am weitesten verbreitet. Sie bildet sich aus losem Boden und verwesenden Tier- und Pflanzen- stoffen. In den Niederungen erreicht sie eine Mächtigkeit von 0.5 m; sonst besitzt sie ge- wöhnlich nur eine Stärke von 0,25 m. Sie ist der beste Boden für Acker und Gartenbau. Wasser und Wind waren beständig tätig, den Boden der Höhen in die Niederungen zu verfrachten. Dadurch entstanden die Schlamm- und Sandablagerungen des Meeres und der Flüsse, sowie Lößlager und Dünen. In den aus der Eiszeit zurückgebliebenen Seen siedelten sich Sumpfpflanzen in großer Menge an. Unter ihnen spielten Kryptogamen der * Selbst der Mageninhalt blieb erhalten; aus ihm ist zu erkennen, daß sich das Mammut von den Nadeln der Koniferen nährte. Die fossilen Stoßzähne liefern noch heute brauchbares Elfenbein. ** ital., sprich: bretschje. *** lat., Schwemmland.
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