1902 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Heinze, Heinrich, Lorch, J., Eggert, Erwin
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Magma erstreckt, liegt folgende Annahme näher: In der Tiefe der Erdkruste befinden
sich die Gesteine unter gewaltig hohem Drucke. Tritt nun eine Entlastung von dem-
selben ein, wie es bei der Bildung einer Berwersuugsspalte geschehen muß, so reicht
ihre Temperatur aus, sie in den ursprünglichen flüssigen Zustand zurückzuversetzen. Sie
werden nach oben gerissen, sobald durch das Eindringen von Wasser Plötzlich im
höchsten Maße expansive Dämpfe entstehen. Freilich würde auch schon die Aus-
dehnuug, welche sie erleiden, genügen, sie bis zur Erdoberfläche emporzutreiben.
4. Erdbeben.
Endlich stehen auch die plötzlichen Zuckungen einzelner Erdstellen, die wir
Erdbeben nennen, in der Hauptsache mit den Veränderungen der Gesteinshülle durch
Spaltenbildung im Zusammenhange. Sie haben daher auch, wie alle übrigen hier-
her gehörenden Erscheinungen, seit den frühesten Perioden der Erdbildung an
Häufigkeit, Gewalt und Ausdehnung abgenommen. Heute werden nur noch
gewisse Gegenden der Erde davon betroffen, die man als Erschütternugs-
gebiete bezeichnet. Man kennt sie um so genauer, als die verheerenden Wir-
kungen der Erdbeben die Chronisten von jeher zu ihrer Aufzeichnung veranlaßten
'(das furchtbarste geschichtliche Erdbeben zerstörte am 1. November 1755 Lissabon).
Indes haben Beobachtungen mit empfindlichen Instrumenten (selbstregistrierenden
Seismographen*) erwiesen, daß geringe Erschütterungen der Erdrinde auch außer-
halb derselben häufig vorkommen und sich fast täglich und stündlich wiederholende
Erscheinungen sind.
Man unterscheidet drei Arten von Erdbeben:
a) Sind sie an die großen Bruchlinien der Erdkruste gebunden und geben
sie damit Zeugnis von den Verschiebungen innerhalb derselben, so nennt man sie
tektonische Erdbeben (von gr. tsktön Baumeister). Sie treten natur-
gemäß in den vulkanischen Gegenden am meisten ans. Daß sie oft über große
Gebiete hin beobachtet werden, erklärt sich daraus, daß sie durch Bewegung
großer Erdschollen entstehen. Gebiete ohne Bruchlinien bleiben von ihnen fast ganz
verschont (das russische Tiefland, Nordasien).
b) Die Erschütterungen des Bodens, die vulkanischen Ausbrüchen vorangehen
und in den Bewegungen des empordringenden Glutbreies ihren Grund haben,
werden vulkanische Erdbeben genannt. Sie sind in der Regel lokalen
Charakters und auf vulkanische Gebiete beschränkt.
c) Endlich entstehen Erschütterungen des Bodens, wenn durch Wasser aus-
gewaschene Höhlungen der Erdkruste unter dem Drucke des Deckengesteins zusammen-
stürzen. Sie heißen daher Einsturzbeben und kommen häufig in Kalk-
gebirgen vor. —
In den Wirkungen sind diese drei Arten gleich. Die Bewegung ist ent-
weder auf-- und niedergehend oder wellenförmig fortschreitend (500 m in der Sek.).
Die erstere wirkt am verheerendsten; die Gebäude der betroffenen Gegend fallen in
sich zusammen. Bei der letzteren schwächt sich der Stoß allmählich ab. Während
ihn feste Gesteinsschichten, ohne stark erschüttert zu werden, durch sich hindurchgehen
lassen, geraten lockere Bodenarten in starke Bewegung. Bei ihnen zeigen sich dann
* gr. seismös Erschütterung.