1873 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Kleinpaul, Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Allgemeine Tabelle.
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Thiere.
Pflanzen.
Die Pflanzen bilden das Kleid der Erde,
welches je nach den Zonen wechselt und
einen verschiedenen Eindruck auf das Ge-
mllth des Menschen hervorruft.
(Tropenzone—phantastischer Charakter;
starre Erhabenheit und sinnverwirrende
Maßlosigkeit;
Warme gemäßigte Zone — plastischer
Charakter; Gemessenheit und doch freier
Schwung; Anmnth und Würde;
Kalte gemäßigte Zone — romantischer
Charakter; kräftig und weich, ernst und
heiter, immer ahnungsvoll das Gemllth
in sich zurllckweisend
Winter — Frühling,
Laub- und Nadelholz,
Feld und Wiesens).
Grundsätze ihrer Verbreitung
1. Da die wichtigsten Bedingungen für
das Leben der Pflanze Warme u. Feuch-
tigkeit sind, so finden sich die üppigsten,
meisten, mauigfalügsteu und farbenreichsten
Pflanzen (Phanerogamen) in der Gegend
desaequator, während nach den Polen
zu niedrigere, wenigere an Zahl und Arten
und schmucklosere (Kryptogamen) auf-
treten.
2. Derselbe Gegensatz findet sich auch
zwischen dem Fuß und Gipfel hoher
Berge, namentlich in den Tropengegenden.
3. Manche Gewächse gehören nur einem
b e st i m m t e n B o d e n an (z. B. der Thee
Chiua's, oder die Charakterpflanzen jedes
Erdtheils); andere sind fast über die
ganze Erde verbreitet (Kartoffel), oder
wenigstens innerhalb einer Zone.
So als wichtige Nahrungspslanzen
in der
kalten gemäßigtenzone: Gerste, Roggen,
Weizen;
warmen „ „ Mais;
heißen Zone: Reis (Sumpfniederungen),
Palmen, Brodfruchtbaum,
Batate.
Im Einzelnen nimmt man 8 Pflanzengürtel an:
Mittlere Temperatur.
Aequatorialzone
0° — 15°
Bananen,
Palmen,
aromatische Pflanzen.
15° — 23v2° baumartige Farren.
2372° — 34° Myrthen,
Lorbeeren,
Dattelpalmen.
Warme gemüßigte Zone 34° — 45° Immergrüne Bäume.
Blattwechselnde Bäume.
Tropische Zone
Subtropische Zone
4- 27 R6aum.
+ 25
+ 20
Kalte „
Subarktische Zone
Arktische Zone
45° — 58°
58° —66-/2° Nadelhölzer,
Birken.
4- 15
+ 10
+ 5
66 V2
72°
Polarzone
72° — 90°
— 5
Zwergbäume,
Moose,
Flechten.
Pflanzenarmuth,
ewiger Schnee.
Die südliche Halbkugel ist kälter als die nördliche (in Folge des Wassers); ebenso
sind in der gemäßigten Zone die Ostküsten kälter als die Westküsten (Westwinde vor-
herrschend); daher ist's in Europa unter gleicher Breite um 10° wärmer als in Asien
und Ostamerika und so auch die Vegetation unter gleichen Breiten vielfach
verschieden.
Die Thierwelt bestimmt nicht in glei-
cher Weise den Charakter des Landes
wie die Pflanzenwelt. Auch ist sie nicht
so an bestimmte Höhe des Bodens ge-
bunden wie die Pflanzenwelt, mehr an
gewisse Pflanzen oder andere Thier-
g a t t u n g e n.
Im Allgemeinen aber waltet — der Ge-
gensatz von Pol und Aequator zeigt sich
selbst bei Metallen und Edelsteinen — auch
für die Thierwelt das Hauptgesetz:
Die Thiere lind nach dem Aequator zu
entwickelter, zahlreicher, buntfarbiger und
giftiger; nach den Polen zu schrumpft alles
mehr und mehr zusammen.
Daraus ergiebt sich das Auftreten be-
sonders charakteristischer Thiere für
bestimmte Zonen:
Tropenzone: Wilde Thiere,
Affen,
Krokodile,
Schlangen,
buntfarbige Bögel
(überhaupt 9/10 aller Vögel-
arten in den Tropen).
Gemäßigte Zone: Hausthiere.
Kalte Zone: Pelzthiere.
Eine Ausnahme in dieser Hinsicht bilden
nur die Seethiere, bei denen gerade
das umgekehrtegesetz stattfindet (die
größten und meisten nach den Polen zu).
Auch finden sich unzählige Insekten noch
in der kalten Zone.
Ein zweites Gesetz der Thierver-
breitung ergiebt sich aus dem verschie-
denen Charakter des Bodens, daher
jeder Erdtheil seine Eigenthümlichkeit zeigt,
in welcher Hinsicht Australien eine ganz
besondere Stellung einnimmt.
Endlich ist noch an den G e g e n s a tz von
Inselwelt (viel Vögel, weniger Arten)
und Festland zu erinnern.
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