1873 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Kleinpaul, Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Australien.
Produkte und
Die Flora Australiens macht den Ein-
druck der Eintönigkeit, Armuth und
Eigentümlichkeit.
Er st er es geht daraus hervor, daß
die Pflanzenwelt an den verschiedensten
Allsten sich ziemlich gleich bleibt, ja
daß es Gegenden giebt, wo nur ein
Baum, eine Pflanze sich findet. Am
verbreiterten sind
die Akazien und Gummibäume (Euca-
lypten),
welche zusammen die Hälfte der ganzen
Pflanzenindividuen Australiens bilden
sollen.
Das Zweite erhellt aus dem großen
Mangel an Nahrungspflanzen (alle Ar-
ten von Fruchtbäumen sind erst durch
Colonisten eingeführt),
aus der geringen Dichtigkeit der
Wälder und des Graswuchses, sowie
aus der Unfruchtb arkeit der Thä-
ler, wogegen die fruchtbare Gartenerde
sich auf den Spitzen der Hügel findet.
Die Eigen thllmlichkeit endlich
zeigt sich darin,
daß 9/io der australischen Pflanzenarten
nirgendwo sonst sich finden;
daß das Laub oft dem Nadelförmigen,
der S t a m m dem Knorrigen zustrebt;
daß die Blätter der Bäume vielfach
senkrecht stehen (es mangelt ihnen da-
her der Schatten);
endlich darin,
daß viele Bäume nicht die Blätter,
sondern die Rinde wechseln.
Ganz anderen Charakter tragen die
Znsein (am meisten ähneln noch die nahe
gelegenen dem Festlande). Mit üppiger
Vegetation bedeckt, liefern sie nicht blos
nährende Bäume, wie
Kokos- und Sagopalmen,
Pisang und Brodbaum,
sondern auch frische, prächtige Waldungen.
In der Thierwelt Australiens zeigt
sich vielfach derselbe Charakter wie in der
Pflanzenwelt.
Die Landsäugethiere sind klein und
nicht zahlreich vertreten, unter diesen aber
ist für Australien charakteristisch —
mehr als % der dortigen Fauna sollen
ihr angehören — die Ordnung der Beu-
telthiere: das Känguruh, das größte
australische Säugethier.
Daneben
der Dingo oder Australhund — zwischen
Fuchs und Wolf stehend — das ein-
zige gefährliche Raubthier; und
das Schnabelthier.
Beschäftigung.
Die Affen, Wiederkäuer und Dickhäuter
fehlen ganz, dafür ist die Einfuhr
europäischer Hausthiere
bedeutend (Pferde, Rinder, Schafe), so
daß Australien schon jetzt die größten
Vieh he erden der Welt hat.
Im Gegensatz zu der Armuth der
Landsäugethiere findet sich in Australien
die Hälfte aller Seesäugethiere der Erde.
Dazu kommen die vielen und zum
Theil originellen Vögel:
prächtige Papageien,
zahllose Kakadu's,
schwarze Schwäne,
der Casuar.
Es fehlen alle Hühner.
Reptilien sind zahlreich, aber nur we-
nige schädlich.
An Insekten, welche zum Theil auch
giftig sind, ist Uebersluß.
Die Thierwelt der Inseln (Neuguinea
und die Nachbarinseln zeigen noch Aehn-
lichkeit mit Australien) ist noch ärmer an
Säugethieren, besonders reich aber an
vögeln (Neuguinea Heimath der Para-
diesvögel).
Den Inseln s e h l e n die reißenden Thiere
(nur der Haifisch gefürchtet) und die gifti-
gen Schlangen, ja selbst die Jnsektenwelt
entwickelt sich nicht in zu lästiger Fülle.
Unter den Mineralien treten hervor:
Gold am Fuße der blauen Berge,
der Australalpen (Victoria scheint
das goldreichste Land der Erde zu sein)
und in Neuseeland,
Kupfer in Südaustralien, und
Steinkohlen nördlich von Sydney an
derostküste Australiens und in
Neuseeland.
Die vorzüglichsten Beschäftigungen
der Colonisten sind:
Landwirthschast,
Viehzucht (besonders Schafzucht),
Bergbau,
Handel, und
zum Theil Industrie.
Gold, Wolle, Talg und Kupfer bil-
den sehr erhebliche Ausfuhrartikel.
Die Einfuhr besteht in meist eng-
tischen Jndustrieartikeln.
Stämme und Religion.
Die Bewohner zerfallen in
Einheimische und
Eingewanderte, gegen 1% Mill.
A. Zu den Einheimischen gehören:
1. die Australneger des Continents.
Sie haben schwarze Hautfarbe, mitt-
lere Statur, krauses Haar, hohe, schmale
Stirn, kleine, schwarze Augen, schwarzen,
dichten Bart, breite Nase, großen Mund
mit starken und sehr weißen Zähnen, lange,
dünne Gliedmaßen. Sie stehen auf der
untersten Stufe der Cultur; ihre
Sprache vergleichen andere Stämme mit
dem Vogelgezwitscher und ihre religio-
sen Begriffe sind die niedrigsten, ob-
wohl der Cannibalismus bei ihnen
seltener ist, als auf manchen Südsee-
inseln. Für europäische Civilisatiou haben
sie sich am wenigsten empfänglich erwiesen.
Auch sie — wie die Eingebornen in den
anderen Colonien — sind immer mehr im
Aussterben begriffen. Es finden sich
höchstens noch 50,000 in Australien.
2. Die Melanefier (Papua's) auf dem
inneren Jnfelgürtel (außer
Neuseeland)
zeigen zwar manigfache Ähnlichkeiten mit
den vorhin Genannten, gehören aber trotz-
dem infolge wesentlicher Verschiedenheiten
einem ganz anderen Rassentypus an. Im
Allgemeinen stehen sie höher als die
Australneger.
3. Die Malaien Neuseelands und
des äußeren Jnselgürtels.
Bon hellbrauner Farbe und schönem
Bau, mit schwarzem, glattem Haar, starker
Nase, breitem Gesicht, den Kaukasiern
ähnlichem Profil. Sie sind geistig reg-
s amer, lebendig, fröhlich, zutraulich, doch
auch arglistig, diebisch und grausam.
Unter dieser Bevölkerung, wo der
Cannib alismus so schwere Opfer for-
derte, hat das Christenthnm
(Missionar Williams, der Apostel der
Südsee, f 1839)
seine schönsten Erfolge auszuweisen.
(Neuseeland,
Gesellschaftsinseln,
Sandwichsinseln:c.)
Ihre Sprache ist ein Zweig der
agglutinirenden Sprachklasse.
B. Eingewanderte.
Dies sind vor Allem
Engländer (zuerst deportirte Verbrecher),
Deutsche (in Südaustralien und Victoria)
und
Chinesen.