1873 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Kleinpaul, Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Deutschland.
Name
Weltstellung,
Das
Deutsche
Weich.
Deutschland
ist nach seiner
Weltstellnng
das Centrum
Europa's,
durch welches
die manigfal-
tigen Glieder
dieses Erd-
theilszu einer
wahrhaften
Einheit zu-
sammenge-
schlössen, die
Gegensätze
des continen-
talen Ostens
und des ocea-
nischen We-
stens, südli-
cherfulleund
nordischerar-
mnth vermit-
telt werden.
Nimmt man
nun hinzu,
daß Europa
selbst recht
eigentlich der
Erdtheil der
Mitte ist, so
eröffnet sich
schon jetzt die
hohe Auf-
gäbe, welche
demdeutfchen
Volke vor al-
len Völkern
der Erde ge-
steckt ist.
Größe
und
Einwohnerzahl.
Ziemlich
10000 □«Witt.
und über
41 Mill. Einw.
a Umle. 4100.
Das Reich steht
demnach in seiner
Gebietsgröße
an 4ter, in Bezug
auf seine ab so-
lute Bevölke-
rung an 2ter,
und nach seiner
relativen Be-
völkernng anöter
Stelle.
Innerhalb
Deutschlands
selbst nimmt die
Volksdichtigkeit
von Nordost nach
Sitdwest zu, so
daß
Pommern
a^Mle.2500,
Mecklenburg-
Strelitz
a^Mle. ziemlich
2000,
die geringste,
dagegen
Rheinland
ä Dmle. 7300,
Hessen
äomle.6100,
Elsaß-
Lothringen
ä Dmie. 6000,
die stärkste Be-
völkerung haben.
Eine Aus-
nähme hiervon
macht allein das
Königreich Sach-
sen, wo durch-
schnittlich 9400,
ja in den Schön-
burg'schenreceß-
Herrschaften sogar
mehr als 19,000
auf die s^Meile
kommen. Fast
gleich stark bevöl-
kert ist auch das
Fllrstenth. Reuß
alt. Linie (as^M.
9000).
24°-40°
östl. Länge
und
48 ° — 55°
n. Breite.
30° östl. Länge
und
50° n. Breite
theilen
Deutschland.
Das Reich
hat demnach
von West nach
Ost eine Aus-
dehnung von
circa 150 Mln.
und von Süd
nach Nord eine
Ausdehnung
von bald Ilo
Mln.
Da Deutsch-
land von dem
30°
östl. Länge
getheilt
wird, so liegt
es unter glei-
chem Meridian
mit dem Haupt-
glied des Nor-
dens und des
Südens Euro-
pa's, Scandi-
navien u. Jta-
lien, und ist
ebenso fern von
dem Nebel des
oceanifchen
Westens, wie
von der trock-
nen Kälte des
continentalen
Ostens.
Da Deutsch-
land von dem
50°
nördl. Breite
getheilt
wird, so liegt es
unter gleichem
Parallel mit
Süd-England
und hält fast die
Mitte zwischen
Aequator und
Pol.
Grenzen, Küstenentwickelnng, Gliederung
und Jnselbildnng.
Wenn auch die wirkliche Begrenzung Deutschlands
noch nicht überall den durch die Natur vorgezeich-
neten Linien entspricht (Alpen, Jura, Plateau von
Langres, Argouuen, Wasserscheide zwischen Canal
und Nordsee, Canal, Nord- und Ostsee, Wasserscheide
zwischen Oder und Weichsel, kleine Karpaten), so ist
doch durch die neueste Gestaltung Deutschlands seine
Grenze eine weit richtigere geworden, und zwar an
dem Punkte, wo es am meisten Noth that.
hat folgende Physika-
Erzgebirge,
Clstergebirge,
Fichlelgcbirge,
Böhmerwald,
Inn mit Salach,
Alpen,
Bodensee,
Rhein und
Vogesen.
Das heutige Deutschland
tische Grenzen:
Nordsee,
Königsau,
Bstsee,
Mährisches Gesenke,
"Glatzer Gebirge,
Niesengebirge,
Isergcbirge,
Lausitzer Gebirge,
Etbsandsteingebirge,
Seine politischen Grenzen sind:
Dänemark, Frankreich,
Nußtand, Belgien
Besterreich, und
Schwei), Holland,
Daraus geht hervor, daß Deutschland zwar mit
allen angrenzenden Ländern in leichte Verbindung
treten kann und doch auch wieder vielfach, beson-
ders im Norden, Süden und Südwesten, so durch
natürliche Grenzen geschieden ist, daß es selbständig
sich zu entwickeln befähigt ist.
Die geringe Meeresbegrenzung ruft auch eine ge-
ringe Küstenentwickelnng und Gliederung hervor.
Die Jnsclbildung ist noch unbedeutender.
Neben der einzigen größeren Insel Rügen (14 s^Mln.)
und den anderen Ostsee-Inseln: Alfen, Fehmarn,
Usedom und Wollin, finden sich die kleinen friesi-
fchen Dünen-Inseln (Sylt, Föhr, wangerooge,
Langerooge, Norderney) und die Felsen-Jnsel Helgo-
land (englisch) in der Nordsee.
Erwägt man dazu, daß die begrenzenden Meere
Binnenmeere sind, welche leicht durch fremde See-
mächte versperrt werden können, daß im Ganzen
wenig gute Häsen an schützenden Busen sich finden,
daß die Nordseekiiste reich an brandungsvollen
Dünen-Inseln ist, die Ostseeküste mit ihren Haffs
aber den großen Seeschiffen nur einen kleinen Aus-
gang gewährt, so begreift man, daß die Natur
Deutschland nicht auf die Entwickelung
zur See hingewiesen hat. Um so anerkennen«-
werther, daß das deutsche Reich trotzdem eine so
hohe Stelle auch hierin einnimmt, und um so wich-
tiger, daß es das buchtenreiche Schleswig-Holstein
gewonnen hat.
Gebirge
Deutschland zeigt iu der Bil-
dung seiner Oberfläche eine
solchemanigsaltigkeit,daß
dem Lande in dieser Hinsicht
der Charakter höchster Voll-
endung zuzusprechen ist. Zugleich
sind soviel individuelle Länder-
gruppen dadurch hervorgetreten,
daß die höchste Manigfaltig-
keit in Charakter, Sitte,
Beschäftigung und geisti-
ger Bildung dadurch vor-
gezeichnet war. Freilich ist da-
mit auch eine solche Selb-
ständigkeit der deutschen
Stämme veranlaßt worden,
welche schließlich zu der einstigen
Zersplitterung des deutschen
Reiches führte.
Deutschland zerfällt nach sei-
ner Bodenbeschaffenheit
in das
südwestliche Bberdeutschland,
und in das
nordöstliche Niederdeutschland.
Oberdeutschland
umfaßt einerseits das
deutsche Alpenland,
andererseits die
deutsche Mittelgebirgsländ-
schaft.
Letztere wird durch den Haupt-
kämm des deutschen Mittel-
gebirges, von dem mährischen
Gesenke bis zu den Ardennen
(gegen 130 Mln.), in 2 Theile
zerlegt und besitzt nur eine, näm-
lich die oberrheinische Tiefebene.
In 2 Hauptthoren aber öss-
net sich das Hochland des Sü-
dens dem nördlichen Nieder-
land: es ist das Elbthor und
das Rheinthor.
Betrachten wir nun die ein-
zelnen Theile:
A. Das Alpenland.
Dahin gehören zum Theil
die algäuer j
- baierschen > Alpen.
- salzbarger'
B. Das Mittelgebirgsland.
1. Der südliche Theil
des Mittelgebirgslandes besteht
aus einer Reihe von Süd nach
Nord abfallender Plateauland-
fchaften mit Randgebirgen; ihre