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1. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 75

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 75 — Die Industrie des Landes ist unbedeutend. Es fehlen die Grund- bedingungen für dieselbe. Die in den Karpaten und ihren Vorbergen enthaltenen Erze werden noch wenig ausgebeutet. Die vorhandenen Salz- lager und Erdölquellen gewähren bedeutenden Gewinn. Die Bewohner sind als die Nachkommen der von den Römern unterjochten und romanisierten Dazier anzusehen. Sie sprechen eine romanische Sprache, die freilich mit vielen slawischen Worten vermischt ist (ringsum Slawen). Das im Osten offene Land wurde im Laufe der Zeiten von Wandervölkern überflutet. Die Bewohner wurden ins Ge- birge zurückgedrängt, gelangten aber immer wieder zur Herrschaft. Am schlimmsten erging es ihnen aber im Mittelalter unter der Herrschaft der Türken. Durch diese wurde jede kulturelle Entwickelung daniedergehalten. Daraus erklärt sich auch, daß die allgemeine Volksbildung heute in Rumänien noch nicht sehr hoch steht. Als 1877/78 die Türken von den Russen unter Mithilfe der Rumänier besiegt waren, wurde vom Berliner Kongreß die Unabhängigkeit Rumäniens von der Türkei ausgesprochen, 1881 wurden die Walachei, die Moldau und die Dobrudscha zum Königreich vereinigt (Bessarabien wurde an Rußland abgetreten), und unter dem König Karl aus dem Hause Hohenzollern (seine Gemahlin ist Elisabeth, die unter dem Dichternamen Carmen Sylva bekannte Fürstin) nahmen nun das Land und sein gut veranlagtes Volk einen mächtigen Auf- schwung. Die Bewohner sind vorwiegend griechisch-katholisch; denn sie haben das Christentum von Konstantinopel aus empfangen. Handel und Gewerbe liegen meistens in den Händen der Fremden, unter denen die Juden stark vertreten sind. Daneben gibt es auch viele Zigeuner. Die im Lande wohnenden Deutschen (in Bukarest leben etwa 30 000) befinden sich zumeist in geachteten Stellungen und tragen zur Hebung der Kultur wesentlich bei. Die Hauptstadt Bukarest (rescht, 300 000 Einw.) liegt in einer fruchtbaren, aber ziemlich baumlosen Gegend. Sie hat eine günstige Verkehrslage (Nachweis! Neue Orientlinie). Noch vor wenigen Jahr- zehnten gewährte die Stadt einen völlig morgenländischen Anblick. Das hat sich wesentlich geändert. Einzelne Stadtteile nähern sich mehr und mehr dem Aussehen westeuropäischer Städte. So finden sich auch im Mittelpunkte der Stadt, wo der Hauptsitz des Handels ist, bereits schön angelegte Straßen mit prächtigen Geschäftshäusern, unter denen eine ganze Zahl auch in den Händen von Deutschen sind. In den Neben- straßen und Vorstädten sieht man dagegen noch viele elende Häuser, und die Straßen haben noch ein mehr dorfartiges Aussehen. Die Stadt zeigt also ein seltsames Gemisch von großem Reichtum und äußerster Armseligkeit. Das steht mit der Entwickelung des Landes im engsten Zu- sammenhang. Bukarest ist heute der Mittelpunkt des Handels und der Industrie Rumäniens. Es besitzt zudem eine Universität. — Ein völlig morgenländisches Gepräge zeigt noch die einstige Hauptstadt des Fürsten
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