1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Freilich ist die Anlage für Häfen am Mittelmeere nicht überall gleich
günstig. Der östliche Teil der Küste ist Steilküste (teilweise granitner
Art, teilweise Kreideküste) und reich an Buchten, Häfen, Vorgebirgen und
vorgelagerten Felseninseln, auch reich an Naturschönheiten aller Art.
Dazu tritt hier ein herrliches Klima und eine echt südeuropäische
Pflanzenwelt (Nizza, Mentone u. a.). So konnte besonders Marseille,
dank seiner Lage an einer gutgeschützten Bucht, nahe der Rhonemündung
und doch vor Überschwemmungen bewahrt, großartig aufblühen, und es
ist heute noch der Haupthafen Frankreichs, dessen Handelsartikel die
Rhone aufwärts nach Nordfrankreich, Mittel- und Nordeuropa geführt
werden. In ähnlich günstiger Lage, an einer fast ganz landnmschlosfenen
Bucht, blühte Toulon, Frankreichs großer Kriegshafen, auf. Westlich
von Marseille aber ähnelt die Küste (Löwengolf) derjenigen an der Adria.
Hier wie dort findet sich Deltabildung. Durch Ablagerungen des Meeres
sind Inseln mit dem Lande verbunden worden. Meeresbuchten sind ver-
sandet, Teile des Meeres sind durch Dünenbildung abgeschnitten und zu
Strandseen (Lagunen) geworden, wie solche die weitere Mittelmeerküste bis
zur spanischen Grenze begleiten. Wir haben es hier also mit einer aus-
gesprochenen Flachküste zu tun, und die vorhandenen Häfen, wie z. B.
auch der Hafen von Cette, sind mit großen Mühen und Kosten angelegt.
Die Erhaltung solcher Kunsthäfen ist natürlich sehr kostspielig. Der
noch im Mittelalter wichtige Hafen von Narbonne ist heute versandet.
Die Küstengebiete sind zwar ziemlich fruchtbar, aber infolge von Aus-
dünstungen ungesund.
Als Amerika entdeckt wurde, entwickelte sich nach Spaniens kurzer
Blütezeit und baldigem Niedergang im neuen Erdteile (Grund!) neben
Holland und England auch Frankreich als Kolonialmacht in Nord-
amerika. Doch die Zeit der kriegerischen Operationen, welche Frankreich
auf dem europäischen Festlande unternahm, wurde von England, das
auch hier wieder im Trüben fischte, ausgenutzt. Das geschah bereits
unter Ludwig Xiv. von Frankreich. England entriß Frankreich seine
nordamerikanischen Kolonien, und nur einige kleine in der Nähe von
Neufundland gelegene Inseln — darunter St. Pierre —, zu welchen
auch das französische Kabel führt, sind geblieben. Die französische
Sprache bei einem Teile der Bewohner Kanadas zeugt noch von der
einstigen Absicht der Franzosen, am atlantischen Gegengestade größere
Kolonien zu gründen.
Der südliche Teil der atlantischen Küste, von den Pyrenäen
bzw. vom Flußhafen von Bayonne (ganz nahe das Weltbad Biarritz)
bis zur Mündung der Garonne (Gironde), ähnelt vollkommen der Küste
von Languedoc. Auch er hat eine buchten- und hafenarme Flachküste, an
der sich lange Dünenketten ausdehnen. — Was Marseille für das
Rhonegebiet ist, das bedeutet Bordeaux für das Garonnebecken,
mit dem Unterschiede, daß letzteres weit landeinwärts, am Flusse