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1. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 156

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Freilich ist die Anlage für Häfen am Mittelmeere nicht überall gleich günstig. Der östliche Teil der Küste ist Steilküste (teilweise granitner Art, teilweise Kreideküste) und reich an Buchten, Häfen, Vorgebirgen und vorgelagerten Felseninseln, auch reich an Naturschönheiten aller Art. Dazu tritt hier ein herrliches Klima und eine echt südeuropäische Pflanzenwelt (Nizza, Mentone u. a.). So konnte besonders Marseille, dank seiner Lage an einer gutgeschützten Bucht, nahe der Rhonemündung und doch vor Überschwemmungen bewahrt, großartig aufblühen, und es ist heute noch der Haupthafen Frankreichs, dessen Handelsartikel die Rhone aufwärts nach Nordfrankreich, Mittel- und Nordeuropa geführt werden. In ähnlich günstiger Lage, an einer fast ganz landnmschlosfenen Bucht, blühte Toulon, Frankreichs großer Kriegshafen, auf. Westlich von Marseille aber ähnelt die Küste (Löwengolf) derjenigen an der Adria. Hier wie dort findet sich Deltabildung. Durch Ablagerungen des Meeres sind Inseln mit dem Lande verbunden worden. Meeresbuchten sind ver- sandet, Teile des Meeres sind durch Dünenbildung abgeschnitten und zu Strandseen (Lagunen) geworden, wie solche die weitere Mittelmeerküste bis zur spanischen Grenze begleiten. Wir haben es hier also mit einer aus- gesprochenen Flachküste zu tun, und die vorhandenen Häfen, wie z. B. auch der Hafen von Cette, sind mit großen Mühen und Kosten angelegt. Die Erhaltung solcher Kunsthäfen ist natürlich sehr kostspielig. Der noch im Mittelalter wichtige Hafen von Narbonne ist heute versandet. Die Küstengebiete sind zwar ziemlich fruchtbar, aber infolge von Aus- dünstungen ungesund. Als Amerika entdeckt wurde, entwickelte sich nach Spaniens kurzer Blütezeit und baldigem Niedergang im neuen Erdteile (Grund!) neben Holland und England auch Frankreich als Kolonialmacht in Nord- amerika. Doch die Zeit der kriegerischen Operationen, welche Frankreich auf dem europäischen Festlande unternahm, wurde von England, das auch hier wieder im Trüben fischte, ausgenutzt. Das geschah bereits unter Ludwig Xiv. von Frankreich. England entriß Frankreich seine nordamerikanischen Kolonien, und nur einige kleine in der Nähe von Neufundland gelegene Inseln — darunter St. Pierre —, zu welchen auch das französische Kabel führt, sind geblieben. Die französische Sprache bei einem Teile der Bewohner Kanadas zeugt noch von der einstigen Absicht der Franzosen, am atlantischen Gegengestade größere Kolonien zu gründen. Der südliche Teil der atlantischen Küste, von den Pyrenäen bzw. vom Flußhafen von Bayonne (ganz nahe das Weltbad Biarritz) bis zur Mündung der Garonne (Gironde), ähnelt vollkommen der Küste von Languedoc. Auch er hat eine buchten- und hafenarme Flachküste, an der sich lange Dünenketten ausdehnen. — Was Marseille für das Rhonegebiet ist, das bedeutet Bordeaux für das Garonnebecken, mit dem Unterschiede, daß letzteres weit landeinwärts, am Flusse
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