1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Maschinen) das Wasser von zum Teil versumpften Binnengewässern,
um auch diese überflüssigen Wassermengen dem Meere zuzuführen. Der
Wasserspiegel in den Kanülen liegt höher als das umliegende Land.
Sie sind belebt von Segelschiffen, Dampfern und großen Kähnen.
Letztere werden von Pferden vom Ufer (von den Dämmen) aus gezogen.
Man nennt sie Trekschuyts. Flußläufe und Kanäle bilden wichtige
Verkehrsstraßen. Die von Kanälen und Dämmen umgebenen Landstücke
werden Polder genannt.
Lage, Bodengestalt und Bewässerung lassen uns auf ein echtes
Seeklima schließen, das charakterisiert wird durch kühle, seuchte
Sommer und milde, regenreiche Winter, viel Feuchtigkeit, viel Nebel
und unfreundliches Wetter sowie wenig sonnenhelle Tage. Das mag
mit dazu beigetragen haben, daß die Holländer ein starkes Gegen-
gewicht gefunden haben in der ausgedehnten Blumenzucht. Diese
blüht besonders in den Städten Amsterdam und Haarlem und in
deren Umgebung. Vornehmlich sind es Hyazinthen, Tulpen und Nar-
zissen, die hier gezogen werden und den Bewohnern viel Verdienst bringen.
Es gab Zeiten, in denen für eine einzige Zwiebel (verschiedene Spielarten)
eine Menge Geld, 1000 und mehr Franken, gegeben wurde, natürlich nur von
Blumenliebhabern, die reich waren. Zwischen Haarlem und Leiden,
also südlich von Haarlem, befand sich einst ein großer See, schon
fast ein kleines Meer. Auch dieses haben die fleißigen Holländer —
erst vor einigen Jahrzehnten — in jahrelanger, mühevoller Arbeit mit
Hilfe mächtiger Pumpwerke völlig trocken gelegt. Die Pumpwerke
wurden durch Dampfmaschinen und auch Windmühlenkraft betrieben.
(Warum sind in Holland soviel Windmühlen zu finden?) Das Wasser
wurde wiederum in die Kanäle und Flußläufe geleitet. Und wo ehedem
nun das Wasser des Haarlemer Meeres flutete, da liegen heute frucht-
bare Polder, die Haarlemer Meerpolder, auf denen Blumen-
zucht und ausgedehnter Weizen bau zu finden sind. Auch Flachs, Hafer
und Klee werden angebaut, und auf üppigen Wiesen weiden eben-
falls prächtige Rinder und Pferde, so gesund und stark, daß es eine
Lust ist, sie zu schauen.
Zu den wichtigsten Bodenerzeugnissen der Niederlande gehören —
außer den schon erwähnten — noch Zuckerrüben, Hopfen, Tabak, Ge-
müfe, Kartoffeln, Gerste u. a. Hollands herrliche Wiesen fördern eine
ausgezeichnete Viehzucht (Pferde-, Rindvieh- und Schafzucht). Mit dieser
in engem Zusammenhang stehen weitere Erwerbsquellen, wie Milch-
Wirtschaft, Butterbereitung, Käsereien (Edamer Käse), Gerberei,
Lederfabrikation u. a. Das nahe Meer ermöglicht einen ausgedehnten
Fischfang (Hering, Kabeljau, Auster u. a.). Die Seebäder (das be-
deutendste ist Scheveningen, nahe der Residenz Haag) fördern den
Fremdenverkehr. (Abb. 49.)
Die herrlichen Erzeugnisse des Landes können die Niederländer nicht