1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Durch seine Messen weltberühmt wurde Nischni-Nowgorod an
der Mündung der Oka in die Wolga (100 000 Einw.). Es ist höchst
malerisch gelegen am erhöhten rechten Okaufer. Die von Juli bis Sep-
tember währenden Messen bilden den Mittelpunkt des Handels
zwischen Europa und Asien. Dann steigt die Einwohnerzahl um das
Fünf- bis Siebenfache. Dagegen erscheint die Stadt in der übrigen Zeit
des Jahres wie ausgestorben. Der Wert der zur Zeit der Messe in den
Kaufläden und Buden aufgespeicherten Waren ist ein ungeheurer. Es
werden verhandelt Pelzwerk, Kolonialwaren, Metalle, Baumwoll- und
Wollwaren, Leinen- und Hanferzeugnisse, Waffen, Teppiche, kostbare
Perlen, seidene und halbseidene Gewebe, Lederwaren u. v. a. Zu dieser
Bedeutung Nischni-Nowgorods hat nicht zum wenigsten seine Lage an
dem Vereinigungspunkte der Hauptwasserstraßen Rußlands beigetragen.
Pensa und Woronesch liegen im Gebiete der Schwarzerde und
haben bedeutende Getreide- und Viehmürkte. Smolensk am Dnjepr
war einst eine gewaltige Festung. Archangelsk an der Dwinamündung
ist mit Moskau durch eine Bahn verbunden. Es ist der wichtigste
Seehafen Rußlands am Eismeere. Die Stadt hat nur 20000 Ein-
wohner. Dennoch entfaltet sich hier, so lange der Hasen eisfrei ist, ein
reges Leben. Der wichtigste Verkehr erstreckt sich nach den Nordseeländern
und Sibirien.
In Ostrußland sind Perm und Jekaterinburg Zentren
des uralischen Bergbaus. An einem Mündungsarm der Wolga
erhebt sich Astrachan. Es treibt über das Kaspische Meer hinweg
Handel mit Persien und Russisch-Zentralasien. Hier wird der
Gewinn der Fischerei auf der Wolga und dem Kafpischen Meere auf den
Markt gebracht und ausgeführt (Fische, Kaviar). Orenburg, am
Uralfluß, ist der Endpunkt der asiatischen Karawanenstraße, hat etwas
Industrie und war früher Grenzfestung. Es hat aber an Be-
deutuug eingebüßt, seit die Grenzen Rußlands weiter nach Jnnerasien
verlegt sind. An der Wolga liegen noch Kasan, die Hauptstadt des
ehemaligen Tatarenreiches (vermittelt den Handel und Verkehr nach
Sibirien), Samara (an der Bahn nach Orenburg und Sibirien, treibt
lebhaften Handel mit Getreide, Holz, Salz u. a.) und Saratow,
welches eine lebhafte Industrie und bedeutende Getreidemärkte aufzu-
weisen hat. In seiner Umgebung befinden sich auffallend viele deutsche
Absiedlungen, welche von der Kaiserin Katharina Ii. gegründet wurden.
Von den Deutschen wird auch der Obstbau eifrig betrieben.
Südrußland war in seiner Kultur einst unter der Herrschaft
der Mongolen und Türken sehr zurückgegangen. Doch hat es sich
in neuerer Zeit durch den Fleiß seiner Bewohner wieder wesentlich
gehoben. Daran sind nicht zuletzt deutsche Kolonisten beteiligt.
Getreide und Vieh sind die bedeutendsten Erzeugnisse. Der wich-
tigste Ausfuhrhafen dieses Gebietes ist Odessa am Schwarzen