1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Ist schon die Bevölkerung von ganz Südamerika außer-
ordentlich gering (auf 18 Mill. qkm wohnen nur 40 Mill. Menschen),
so sind natürlich die Andenländer wegen ihrer teilweisen Unzu-
gänglichkeit am wenigsten dicht besiedelt. Den Hauptbestandteil
der Bewohner machen auch heute noch die Indianer aus, welche auf
der Ostseite der Anden vielfach noch ihrer alten Lebensweise (Fischerei
und Jagd) nachgehen, während sie im Westen aus den Feldern und in
Bergwerken arbeiten. Die vorwiegend in den dichter besiedelten Küsten-
gebieten seßhaften Weißen (Europäer, Kreolen, Mestizen) sind zumeist
spanischer Herkunft. Im Norden sind auch Neger zu finden. Die
Deutschen sind hauptsächlich in Chile vertreten (etwa 20 000) und
haben dort nicht wenig zur wirtschaftlichen Hebung des Landes
beigetragen, sei es als Ackerbauer, Viehzüchter oder Industrielle. — Auf
den Hochflächen der Anden wandten sich die Indianer schon früh
einer geordneten Lebensweise zu. Sie bebauten den Acker, indem
sie ihn düngten und teilweise künstlich bewässerten. So bestand auf der
Hochfläche von Peru der blühende Kulturstaat der Jnkas, jenes
herrschenden Stammes der Indianer, dem dann die spanische Mißwirt-
schaft ein Ende bereitete. Die Herrschaft der Jnkas reichte zur Zeit
der Eroberung des Landes durch die Spanier von Quito bis Chile.
Die Jnkakaifer, welche in Cuzco (küsko) residierten, führten eine weise
und milde Regierung. Auch das Handwerk wurde gepflegt, wenngleich die
Bearbeitung des Eisens den Bewohnern noch unbekannt war. Kunst-
straßen wurden angelegt. Zahlreiche Ruinen und Trümmer mächtiger
Bauten zeugen noch von der hohen kulturellen Entwickelung des Landes
in jener Zeit. Dem letzten Jnkakaiser Atahualpa raubten die
spanischen Eroberer Reich und Leben.
Die im Gebiete der Anden liegenden südamerikanischen Re-
publiken (5) haben sämtlich wenig Macht, wie das bei allen aus
spanischen und portugiesischen Kolonien hervorgegangenen
Staaten der Fall ist. Dazu hemmen ständige Unruhen, Revolutionen
u. a. m. den wirtschaftlichen Aufschwung dieser Länder. Am meisten
in der Hebung begriffen ist heute die Republik Chile (tfchile), welche
ihr Aufblühen — wie schon erwähnt — nicht zum wenigsten dem Fleiße
und der Umsicht der Deutschen zu verdanken hat.
In der nördlichsten Republik Kolumbia (2^ mal so groß wie
Deutschland, 4 Mill. Einw.) läßt die Bebauung des Bodens trotz
reicher Bewässerung (Magdalenenstrom und Cauca) sehr zu wünschen
übrig. In den fruchtbaren Tälern werden Kakao, Kaffee, Tabak,
Baumwolle, Indigo, Weizen, Mais, Maniok und Bananen ge-
wonnen, welche teilweise ohne viele Mühe gedeihen. Unter den vor-
handenen Mineralien nimmt das Gold den ersten Platz ein und
gewährt eine bedeutende Ausbeute. In der Industrie verdient die
Herstellung der bekannten Panamahüte (frühere Zugehörigkeit von
Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. Ii. 21