1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Käfer, Schmetterlinge und Libellen beleben 'den schier unermeßlichen Ur-
wald. Freilich fehlen der Tierwelt des Urwaldes — wie der Tierwelt
Amerikas überhaupt — die Riesengestalten der Alten Welt (Ver-
gleich! Grund!).
Das ganze Gebiet ist nur schwach besiedelt und wird vorwiegend von
Jndianerstämmen bewohnt, die zumeist.hordenweise leben.' Und da
die Natur den Bewohnern die Erzeugnisse fast mühelos in den Schoß
wirft, so erschlaffen sie körperlich und geistig und erheben sich wenig über
den rohen Naturzustand. — Da der Verkehr zu Lande sehr erschwert
ist, so erfolgt derselbe fast ausschließlich aus den Wasseradern, die
bei ihrer großen Wafferfülle die Schiffahrt außerordentlich begünstigen.
Das gilt natürlich am meisten vom Amazonenstrom (Maranon), der bald
nach seinem Austritt aus den Anden befahrbar ist. Auf dem Wafferwege
werden zumeist auch die Erzeugnisse der Plantagen ausgeführt, welche
sowohl in der Nähe zusammenhängender Siedlungen innerhalb des Ur-
waldes als auch besonders in den Küstengebieten Brasiliens angelegt sind. Zu
den Ausfuhrprodukten rechnen Kaffee, Baumwolle, Zuckerrohr, Kakao, Tabak,
Färb- und Nutzhölzer u. a. m. Wie mancher Baumriese aber, den ein Ge-.
wittersturm (Gewitter mit ihren Begleiterscheinungen — Stürmen, Wolken-
bruchartigen Regengüssen, starken Blitzschlägen und rollendem Donner —
gehören im tropischen Urwalde zu den täglichen Erscheinungen) gefällt hat,
muß unverwendet vermodern! In dem Maße, in dem die Kultur weiterhin
Einzug halten wird auch in die heute noch wenig erforschten Teile des Ur-
waldes, können die ungeheuren Werte, welche diese Gebiete umfassen, mehr
und mehr ausgenutzt werden.
Den bei weitem größten Teil des Ostens Südamerikas nimmt das
Bergland von Brasilien ein (die Entstehung siehe oben!), das im
ganzen nur zu mäßigen Höhen ansteigt. In einzelnen Gebieten sind der
Hochfläche noch Bergketten von geringen mittleren Erhebungen aufgesetzt.
Nur im Südosten jenseits der Längstäler des San Francisco (ßan)
und des Parana, welche innerhalb des umfangreichen Berglandes ihren
Ursprung haben, finden sich bedeutendere gebirgsartige Erhebungen, so
die Serra do Efpinhayo, die Serra Mantiqueira (Jtatiaya
2700 m) und die Serra do Mar, welche teilweise steil zum Meere
abfallen. Der westliche Teil des Berglandes von Brasilien wird von
der Hochfläche von Matto Grosso u. a. ausgefüllt. Das ganze
Gebiet ist von zahlreichen Wasseradern durchzogen, welche sich dem
Amazonenstrom, der Küste, dem San Francisco oder Parana zuwenden.
Die klimatischen Verhältnisse wechseln mit der größeren Entfernung
vom Äquator und zunehmender Höhe. Das Land ist aber außer-
ordentlich reich an Naturerzeugnissen, welche in großen Mengen
in den Hafenplätzen Pernambuco, Bahia und Rio de Janeiro zur
Ausfuhr gelangen. (Siehe dazu Brasilien!) Nach dem Innern nimmt die
Befeuchtung der Hochflächen freilich ab (Grund!) Auch hier sind