1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Inn teilen das Gebirgssystem in Algäuer Alpen (vom Lech zum
Bodensee), Bayrische Alpen (zwischen Lech und Inn) und Salz-
burger Alpen (zwischen Inn und Satzach). Die Bayrischen Alpen
werden durch das Isartal in Karwendelgebirge (rechts der Isar) und
Wettersteingebirge geschieden (Zugspitze 2960 m). Die Kämme der
Gebirgsrücken liegen in der 2000 m=Linie; der Watzmann erhebt sich
bis 2700 m, und die Zugspitze ist der höchste Berg Deutschlands. In
den Tälern finden sich herrliche Alpenseen mit kristallklarem Wasser
(Kochel-, Walchen-, Tegern-, Königsee), und durch tiefe Schluchten
bahnen sich die Flüsse ihren Weg in die Vorberge (Ehrenberger
Klause bei Füssen, Partnachklamm bei Partenkirchen). Über die
regenreichen Höhen fegt ein kalter Wind. Die klimatischen Verhältnisse
gestatten den Anbau von Getreide und Obst und die ständige Besiede-
lung nur an den Abhängen und in den Tälern von 900—1200 m Höhe.
In der mittleren Höhenlage (900 — 1600 m) leben nur Jäger, Holz-
fäller und Hirten (Waldzone; die Bayrischen Alpen haben 40—50°/0
Wald). Bis 1700 m hinauf wird Alpenwirtschast betrieben. Be-
sonders in den Algäuer Alpen gibt es saftige Matten (über 20 °/0 des
Bodens, wenig Wald). In den höchsten Gebirgslagen bedeckt nacktes
Felsgeröll den Boden. Die deutschen Alpen sind nach Höhe, Be-
Wässerung, Klima und Erzeugnissen ein Hochgebirge.
b) Sie tragen den Charakter eines Kalkgebirges. Salzburger
und Bayrische Alpen bestehen aus mächtigen, stark zertrümmerten und
kühn aufgewölbten Keuperlagen, die in ihren höheren Teilen ohne
Ackerkrume und Pflanzenwuchs blendend weiß emporragen. Einzelne
Bergmaffen heben sich wie Hochplateaus empor, um an den Seiten
mauersteil in dunkle Schluchten abzustürzen; andere steigen als seltsame
Zacken und Nadeln zu schwindelnden Höhen. Weil der poröse Kalkstein
die Niederschläge leicht durchsickern läßt, ist die Gletscher-, aber auch die
Mattenbildung gering. Wälder gibt es darum nur an den Abhängen
und in den reich bewässerten Talungen. Im Gegensatz zu den vorigen
Alpenzügen bestehen die Algäuer Alpen aus Flysch und Molassemassen,
einem tonhaltigen Sandstein; sie haben darum sanftere Formen und
grasreiche Matten. Schroffe Berg- und Talformen. Durchlässig-
keit der Keuperlagen, geringe Gletscher- und Mattenbildung
kennzeichnen die deutschen Alpen als Kalkgebirge.
c) Als Hoch- und Kalkgebirge sind die Alpen wenig be-
siedelnngssähig. Nur in den Algäuer Alpen steht die Alpenwirtschaft
in hoher Blüte (Ausfuhr von Butter, Käse und kondensierter Milch).
In den Bayrischen Alpen bietet der Wald den Bewohnern einen großen
Teil ihres Lebensunterhaltes: Alpenjäger durchstreifen das Gebiet;
Holzflößer treiben ihr Gewerbe; in Mittenwalbe werden Geigen, in
Ober-Ammergau (Passionsspiele) Christus- und Heiligenbilder
geschnitzt, und in Partenkirchen treibt man Kunsttischlerei. Die