1913 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Tiefebene.
In welchem Teile Deutschlands liegt die Oberrheinische Tiefebene?
Mit welchen Abschnitten W- und O-Europas liegt sie unter derselben
Breite? Miß ihre Länge und Breite! Vergleiche die Länge mit dem Oder-
tal von Ratibor, oder mit dem Elbtale von Pirna an, Lustlinie gerechnet!
Welches sind die Fortsetzungen der Tiefebene im N? Welche Gebirge
schließen sie ein? Welches sind ihre natürlichen Ausgänge? Durch welches
Gebirge wird sie im S unterbrochen? Welche Flüsse erschließen, durch-
brechen oder umfließen die einschließenden Gebirge? Was lehren uns
Temperatur- und Regenkarte über die klimatischen Verhältnisse? Als
Grundfigur zeichne ein Quadrat und teile dessen wagerechte Seiten in drei
(6. bis 9. Längenkreis) und dessen senkrechte in zwei gleiche Teile (48. bis
50. Breitenkreis)! An die Seite r. setze noch 2/s einer halben senkrechten
Seite an; das Ende trifft auf den Austritt des Rheins aus dem Boden-
see. Das übrige ergibt die Karte. Durch die Verlängerung der oberen
Seite um 3 Teile nach r. läßt^ sich die Zeichnung des Mains^ hinzufügen.
Die Oberrheinische Tiefebene wird von dem Rhein in ihrer
ganzen Länge durchflössen, doch so, daß er bis Kehl mehr an
dem r. Gebirgswall fließt, von da bis Mainz sich mehr dem l.
nähert. Da sein Gefälle auf der Strecke bis Kehl fast doppelt
so groß ist als auf der beinahe doppelt so langen bis Bingen
(Nachweis nach der Karte!), so ist er bis Kehl ein wildes Berg-
wasser. Die Schisfahrt umging diese Strecke bis zu ihrer Regu-
lierung durch den die Jll begleitenden Rhein-Rhone-Kanal, der
bei Mülhausen einen Zweig nach Hüningen, der elsässischen
Grenzstadt unterhalb Basel, sendet. Darum findet sich aus dieser
ganzen Strecke am Rheine selbst keine Stadt mit Ausnahme der
auf einem Ausläufer des vulkanischen Kaiser st uhls gelegenen
Feste Alt-Breisach, welche erst auf dem l. Ufer lag, durch
Veränderung des Flußbettes nach und nach auf das r. Ufer zu
liegen kam. Ihr gegenüber wurde von Ludwig Xiv. Neu-
Breis ach angelegt. Von Kehl an mindert sich die Heftigkeit des
Stromes; Schiffe beleben seinen Spiegel, und Städte, zum Teil
geschichtlich hochbedeutsame, spiegeln sich in seinen Fluten.
Die Tiefebene ist eine von S nach N sich senkende fruchtbare
Schwemmlandsniederung, die nur im S von einem wald- und
wiesenreichen Gebirge, dem vulkanischen Kaiserstuhl (600m), unter-
brochen wird. Sie ist nicht etwa ein breites Flußtal, sondern ein durch
Einbruch entstandener Graben. Diesen erfüllte ein Binnensee, dessen Boden
nach der Entleerung bei Bingen durch die Ablagerungen des Rheins und
seiner Nebenflüsse bedeckt wurde. Die nach den umrandenden Gebirgen
hin sich erhebenden Stufen sind mit Lö ß^ bedeckt. Nur im N
(zwischen Karlsruhe und dem Main) sinden sich Sandstrecken mit
Mooren und Kiefernwäldern.
Infolge der hohen Wärme (mittlere Julitemperatur 19°, Januar
nicht unter 0°) ist die größtenteils fruchtbare Tiefebene wohlan-
gebaut. Der Anbau erstreckt sich auf die wertvolleren Getreide-
arten und Wein, ferner auf Industrie- und Handelspflanzen,
wie Hanf, Flachs, Hopfen und Tabak.
1 Löß ist ein kalkhaltiger, poröser, außerordentlich ertragreicher Lehm.