1906 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Winde und Meeresströmungen erhöhen oder erniedrigen die
Wärme eines Ortes, die ihm nach seiner geographischen Breite zu-
kommt. Vgl. Ost- und Westküste Amerikas, Östküste Amerikas und
Westküste Europas! Warum in Afrika die heißesten Stellen nicht
unter dem Äquator, wo doch auch breites, zusammenhängendes Land
ist, liegen, sondern nördlich davon, erklärt sich daraus, daß im nörd-
lichen Teile die Wüste den Erdteil durchzieht, die sich im Sommer
außerordentlich erhitzt, während am Äquator das Land mit einem
Pslanzenkleid bedeckt ist. So ist auch die Bodenbedeckung auf den
Wärmegrad eines Landes von Einfluß.
Eine Abnahme der Temperatur findet im allgemeinen mit der
Erhebung über den Meeresspiegel statt. Jedoch erweisen die
Ballonfahrten die Zusammensetzung der Atmosphäre aus verschieden
erwärmten Luftschichten und einen mehrfachen Wechsel von rascherem
und langsamerem Abnehmen der Temperatur. Im Gebirge kann
sogar der Fall eintreten, daß bei hohem Barometerstande und völliger
Windstille die Temperatur der über der Schneedecke lagernden
kalten Luftschicht im Tale niedriger ist als auf den Bergen (Wärme-
umkehr!).
Um die Temperaturen zweier Orte miteinander zu vergleichen,
sucht man ihre mittlere Tages-, Monats-, Jahres-Temperatur,
indem man die Summe der an einem Orte beobachteten Thermo-
meterstände (etwa um 6 Uhr bezw. 7 Uhr morgens, 2 Uhr mittags
und 10 Uhr bezw. 9 Uhr abends) durch die Anzahl der Beobach-
tungen dividiert. Die Ausschaltung der Seehöhe wird durch Zurück-
rechnung der Mitteltemperatur aus den Meeresspiegel bewirkt. Als
mittlerer Maßstab für die Rechnung wird allgemein 0,5° für 100 m
Höhe angenommen. Verbindet man die Orte gleicher, auf den
Meeresspiegel zurückgeführter Mitteltemperatur nach dem Vorgange
Humboldts (1817) durch Linien, sog. Isothermen, so erhält man
ein übersichtliches, freilich nur ideales Bild der Wärmeverteilung auf
der Erdoberfläche. Die Isothermen von 0° und 20° sind nach Supan
die Grenzen der kalten, gemäßigten und heißen (physischen oder
Wärme-) Zonen, die wesentlich abweichen von den Wende- und Polar-
kreisen, den Grenzen der tropischen, polaren und mittleren (mathe-
matischen oder Beleuchtungs-) Zonen.
Fast jeder Ort der Erde zeigt, wie die Isothermenkarte er-
kennen läßt, eine andere Temperatur, als ihm nach seiner Breite zu-
kommt. Diese Abweichung heißt thermische Anomalie, und sie ist
entweder positiv oder negativ, d. h. der Ort ist entweder relativ zu
warm oder zu kalt. Verbindet man alle Orte von gleicher Anomalie
durch Linien, so erhält man die Jsanomalen.
Lassen die Jahresisothermen und die Jsanomalen die mittlere
Jahrestemperatur eines Ortes erkennen, so ermöglichen sie doch keinen
sicheren Schluß aus das organische, besonders das Pslanzenleben.