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1906 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 200 —
Laubhölzern. Auf dem schmalen Gürtel von fünf Breitengraden
vereinigen die Alpen alle Klimate vom wärmeren und gemäßigten
bis zum Polarklima. In wenigen Stunden steigt man aus der
Schnee- und Eisregion hinunter zu Rebengärten und Hainen von
edlen Kastanien und Südfrüchten.
Wie alle hohen Gebirge sind die Alpen reich an Nieder-
schlügen. Die größten Regenmengen erhält das Hochgebirge in
etwa 2000 in Höhe; groß ist auch die Niederschlagsmenge in den gegen
den Regenwind geöffneten Tälern. So beträgt z. B. die Negenhöhe
in den nach N. geöffneten Tälern des N.-Randes der Alpen das
Doppelte von der in Norddeutschland; im S. ist sie noch größer
(bis 250 cm im innersten Winkel der Adria und in den Bergen
Krams). Bereits in einer Höhe von 2300 m zählt jeder Monat
Schneetage: von etwa 3000 in aufwärts nehmen dieselben rasch zu.
Die Schneegrenze liegt im S. bei 3000 m, im N. bei 2700 m.
Über dieser Grenze sind die Kämme und Gipfel mit einem ewigen
Schnee- und Eispanzer umkleidet, aus welchem nur die scharfen
Madeln und Grate oft mit senkrechter Zuspitzung dunkel und un-
heimlich herausschauen. Hier ist der Ursprung der Gletschers die,
wie Law inen ^ und Föhn^: das Gebirge von der Schneeüberlastung
befreien und die nie versiegenden Quellen wasserreicher Ströme sind.
Auf die Schneegrenze folgen in niederen Stufen die Region en
der Pflanzenwelt^: die Almen-, die Waldregion und die Hügel-
region der Vorberge mit Ackerbau, der in die Waldregion auf der
N.-Seite bis 1600 m, auf der S.-Seite bis 1800 m emporsteigt.
Für ihre Abgrenzung ist außer dem Klima auch der Boden wichtig;
die Kalkwände und -Plateaus setzen der Bodenbenutzung schon in
Höhen ein Ziel, über welche sie auf der tiefgründigen Verwitterungs-
krume des Schiefergebirges noch weit hinausgeht, und die Schotter-
flächen des w.-en Abschnittes des Alpenvorlandes schränken den
Ackerbau ebenso ein, als ihn das Donautal von Regensburg an und
die fruchtbaren Talweitungen Ober- und Niederösterreichs begünstigen.
Der Hauptfaktor für die Bodenkultur bleibt jedoch die Wärme. Die
bei der beträchtlichen Meereshöhe der süddeutschen Hochebene (500
bis 600 in) und den reichen Niederschlägen niedrige Wärme unter-
bricht hier den Gürtel von Weinreben, der das ganze Gebirge um-
zieht. Wenn auch die Edelkastanie in freundlichen Tälern des N.,
z. B. am Vierwaldftättersee, auftritt, so ist sie doch dem S.-Abhange
eigentümlich, wie den Tälern des S. als Feldfrucht der Mais, und
während den N.-Abhang der mitteleuropäische Laub- und Nadelwald
säumt, taucht das O.- und W.-Ende des Alpenbogens mit dem An-
bau der Olive in die Region der echten Mittelmeervegetation. Den
Hauptteil des nutzbaren Landes nimmt das Weide- und das Wald-
land ein. Gegenüber einer unsinnigen, aus schnöder Gewinnsucht
1 Teil I, S. 75. - Eb. S. 76. 3 Eb. S, 75. 4 Eb. S. 76.