1906 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Klima und Bodenkultur. Auf den meist einförmigen Hoch-
flächen herrscht bei der Nähe des Meeres und den vorherrschenden
regenbringenden W.- und Nw.-Winden ein rauhes, unfreundliches
Klima. Die Luft ist stets feucht, die Winter sind ungemein schnee-
reich, wenn auch verhältnismäßig mild. Doch macht sich schon hier
die Wirkung der zunehmenden Entfernung vom Meere geltend. Die
linksrheinischen Hochflächen haben ausgesprochen naßkalte, rauhe
Sommer, Niederschläge von 1000 mm und darüber und bieten der
Bodennutzung viel größere Schwierigkeiten als die rechtsrheinischen.
Die Höhen sind waldsrei und werden von ausgedehnten Hochmooren,
Venn genannt, eingenommen. Das Hohe Venn, das nach Belgien
hineinreicht, hat allein eine Größe von 1800 qkm, ein größeres
Gebiet, das Schissellaud der Eifel, wird nur zeitweilig benutzt. (Ab-
brennen des umgestochenen Rasens, jahrelange Ruhe des Bodens).
Zusammenhängende Wälder reichen nur wenig bis über die durch-
schnittliche Höhe, während sie das rechtsrheinische Gebirge bis zu
dessen höchsten Gipfeln bekleiden, auch der Anteil am Ackerlande
hier ein viel bedeutenderer ist als im W.; aber der Obstbau vermag
sich nicht recht einzubürgern.
Einen ausfallenden Gegensatz hierzu bieten die Flußtäler, die
zu den wärmsten Teilen unseres Vaterlandes gehören (mittlere
Wärme im Juli 18—19°, im Januar 0,8—1,6°) und, weil meist
im Regenschatten gelegen, niedrigere Niederschlagsmengen aufweisen:
Rheingau (Mainz—bingen), Mosel und Nahe weniger als 500 mm.
In diesen Trockengebieten liegen deshalb auch die Verhältnisse fin-
den Weinbau am günstigsten, der auch weiter den Rhein abwärts
und in anderen Tieftälern (Ahrtal) getrieben wird. Mit dem Wein-
stock wechseln edle Obstbäume und ost mit Efeu umwundene Wal-
nußbäume. Das Gebiet des vorherrschenden Ackerbaues ist das
niederrheinische Tiefland mit der Kölner Bucht bei dem fruchtbaren
Schwemmlandboden und dem milden ozeanischen Klima; neben den
verschiedenen Getreidearten bringen auch Zuckerrüben und Tabak
vorzügliche Ernten. Das Münsterland, dessen Oberfläche den be-
nachbarten Teilen des Norddeutschen Tieflandes ähnelt, enthält als
Folgewirkungen der zweiten Bereifung große sandige Heideflächen
und ausgedehnte Moore, daneben auch fruchtbare Ackerflächen und
Wiesenland. Der ergiebigste Strich rechtsrheinisch ist der Hellweg
zwischen Haar und Lippe.
Bewohner und wirtschaftliche Verhältnisse. Die Bewohner
gehören mit Ausnahme der 2000 Wallonen im Kreise Malmedy
zum größten Teil dem rheinfränkischen Stamme an; von No.
her drangen Niedersachsen bis ins Sauerland vor. Da im Mittel-
alter geistliche Fürsten den überwiegenden Teil besaßen (Köln, Trier,
Münster, Paderborn), so ist die Mehrheit der Bewohner katholisch;
aus der linken Rheinseite und am Strome überwiegt sie durchaus;