1906 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wulle, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Thüringerwalde auf die Hälfte, die Regenmenge steigt bis aufs
doppelte, auf dem Harz auf das dreifache (Brocken 1700 min). Wälder
bekleiden'darum die Abhänge der Gebirge, im Thüringer- und Franken-
wald bis auf die höchsten Gipfel. Fichten schmücken die oberen,
Buchen die tieferen Lagen. Nur am Brocken verkümmert infolge
der heftigen Windwirkung der Nadelwald, und der breite Gipfel ist
baumlos. Den Wald unterbrechen ausgedehnte Wiesen und Matten,
im Oberharz auch Moore, während im Unterharz die breiten Platten
dem Ackerbau dienen. Im übrigen beginnt der vorherrschende Acker-
bau erst am Fuße des Gebirges; besonders sind es die Niederungen,
die für den Weizen- und Zuckerrübenbau gleich günstig sind, ja an
einigen Stellen (Erfurt, Quedlinburg) eine umfangreiche Garten-
kultur tragen. Die steilen Gehänge der Muschelkalkhöhen dagegen
sind trocken und unfruchtbar und, wenn einmal von dem Waldbestand
entblößt, kaum wieder zu bewalden. Dafür hat sie sich vielfach der
Weinbau zu Nutze gemacht, der am umfangreichsten an der Saale
(bei Naumburg) getrieben wird. Wenig ertragreich ist auch das rauhe
Obere Eichsfeld, während das Untere Eichsfeld auf seinem Lehmboden
Feldfrüchte über den Bedarf erzielt.
Bevölkerung und wirtschaftliche Verhältnisse. Den N. und W.
des Harzes bevölkern Niedersachsen mit Ausnahme des Oberharzer
Bergwerksgebiets, dessen Bevölkerung vom Erzgebirge her und aus
Franken eingewandert ist. Das übrige Gebiet bewohnen Thüringer;
nur über den Frankenwald bis an die obere Elster und in das
Fichtelgebirge drangen Mainsranken vor. Fast das ganze Gebiet
schloß sich im Reformationszeitalter der Lehre Luthers an und ist
daher evangelisch bis auf wenige, früher geistliche Gebiete (z. B.
das Eichsfeld), die noch heute überwiegend katholisch sind. Die
Dichte der Bevölkerung bleibt nicht nur nicht unter dem Mittel des
Reichs zurück, sondern übertrifft sie noch in einigen Bezirken. Das
hat leinen Grund in der großen Betriebsamkeit seiner Bewohner.
Das Thüringer Berg- und Hügelland sowie das Harzvorland
sind das Gebiet des vorherrschenden Acker- und Gartenbaus
und einer aus die landwirtschaftlichen Erzeugnisse sich grün-
denden Industrie (Zuckerfabriken, Bierbrauereien, Kornbrennereien,
Gemüsekonserven [Bmunschweig]). Doch dringt der Getreidebau am
Thüringerwald bis 600 in empor; Hafer, Flachs und Kartoffeln
folgen den Menschen noch höher hinauf, wenn auch mit geringem
Ertrage. Trotzdem sind die Gebirgstäler dicht bewohnt und zwar in-
solge einer vielseitigen gewerblichen Tätigkeit. Die Kraft des
Waffers treibt zahlreiche Schneidemühlen. Dampfende Meiler liefern
die Holzkohle, die früher der Eisenindustrie unentbehrlich war.
Haben nun auch aus Mangel an Steinkohlen die Gießhütten und
Drahthämmer ihre Betriebe eingestellt, so findet sich doch noch
die Waffen- und Kleineifenindustrie in den Gebirgsorten. Die durch
Verwitterung des Granit und Gneis entstandenen Kaolinlager und