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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 24

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 24 — einer amerikanischen Stadt, die ebensogut auf den Goldfeldern Kaliforniens oder sonstwo in der Welt hätte entstehen können; denn das Grün, das sie aufzuweisen hat, verdankt sie künstlichen Anlagen, und ihre Gärten erinnern, einige wenige Palmen ausgenommen, mehr an Südfrankreich als an die Tropen. Die Berge sind meist kahle, ausgebrannte Krater, mit großen Strecken kahlen Landes zu ihren Füßen, die nur hie und da durch Zucker- rohrselder, Bananen- und Taroplantagen unterbrochen werden. Etwas grüner sah zwar die jenseits der Berge gelegene Küste aus; aber paradiesisch konnte ich auch diese durchaus nicht sinden. Die anderen Sandwich-Inseln ähneln Oahu. Die größte derselben, Hawaii, ist allerdings an der Nordostküste zumeist grün und stellenweis wild- romantisch; aber dafür sind West- und Südseite mit riesigen Lavafeldern überzogen. Wohl kommen auch auf den Hawaii-Jnfeln schöne, sogar recht schöne Punkte vor, und im Mondschein sehen die kahlen, scharfgekanteten Kraterwände recht gut aus; die Mondscheinnächte Honolulus sind aber nur dadurch so berühmt geworden, daß die zwischen Sydney und San Francisco verkehrenden großen Mailsteamer hier eine Nacht liegen bleiben und den Passagieren gerade Zeit lassen, sich von einigen abgelebten Hula-Mädcheu etwas vortanzen zu lassen, dabei Champagner zu trinken, von Schönheit und Liebe zu schwärmen, um, wenn der Kopfschmerz des nächsten Tages über- wunden ist, die Insel für das irdische Paradies zu erklären. So wenig einnehmend wie das Land sind seine jetzigen Bewohner, die aus amerikanisierten Eingeborenen, aus Chinesen, Japanern und aus Weißeu bestehen, die entweder Amerikaner sind oder es zu sein zum größten Teil vorgeben. Die Kanakas bilden einen solchen Mischmasch von Polynesischem und Amerikanischem, daß sie gerade auf der Stufe stehen, wo einem der Mensch am unangenehmsten ist. Das frühere schöne, harmlose und immer fröhliche, durch seine anmutenden Lieder und Tänze berühmte Naturvolk ist längst ausgestorben, was übriggeblieben, wird auch nicht mehr allzulange auf dieser Erde weilen; die Hawaiier gehen ihrem Ende schnell entgegen, um so schneller, als die Mädchen, statt ihresgleichen zu heiraten, lieber nach den Städten wandern, um nach einem kurzen, Eros, Tralles und Terpsichore geweihten Leben zugrunde zu gehen. Das Interessanteste auf den Hawaii-Jnfeln, zugleich eiue der großartig- sten und erhabensten Erscheinungen unseres Planeten, ist der Kilauea aus Hawaii mit dem feuerflüssigen Lavasee Halemaumau, „das Haus des ewigen Feuers". Es ist jetzt nicht mehr schwer, dorthin zu gelangen. Gehören die Schiffe, die zwischen Oahu und Hawaii verkehren, auch nicht zu den besten, ist der zurückzulegende Landweg auch keiue Kunststraße, so sieht und hört man auf der Reise doch soviel Interessantes, daß die Zeit schnell genug vergeht. Die Schiffe verlassen Honolulu des Morgens. Schon an der Landungsbrücke bietet sich ein belebtes, anziehendes Bild. Die Abreisenden werden von Freunden dermaßen mit Blumen behangen, daß sie oft einer wandelnden Blumenpyramide ähneln, die vom Träger nur einen Hut und das Ende von ein Paar Beinen sehen läßt. Blumen sind auch heutigen Tages noch der Lieblingsschmuck der Kanakas, und die Sitte, Blumenketten zu verschenken, ziehe ich der unsrigen, Damen Blumensträuße mitzugeben, entschieden vor, man behält dabei wenigstens die Hände frei. Das Schmücken geschieht nicht
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