1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
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bald auf-, bald abwärts. Der Grat war sehr schmal, zuweilen kaum ein
Meter breit, an einzelnen Stellen war er noch schmäler; hüben und drüben
stürzten die Abhänge grauenhaft steil ab. Hin und wieder erweiterte sich
der Grat zu einem Vorsprung nach rechts und links, von wo ans der Blick
auf ein wogendes Bergrevier schweifen konnte."
(2. Tropenvegetation.) Von unvergleichlicher Schönheit ist die
Pflanzenwelt. Die Tropenvegetation überrascht uus durch ihre üppige Fülle
und ihren Reichtum an Gestaltung, Art und Farbe. Wir treffen keine uns
bekannten Bäume an, weder Eichen, noch Buchen, noch Taunen. Allent-
halben bewundern wir aber himmelhohe Kokosbäume, schlanke Arekapalmen,
zierliche Farne, riesenhafte Brotfruchtbäume, kirchturmhohe, kerzeugrade
Eukalypten, waldähnliche Feigenbäume, vielwurzelige Paudauus mit langen,
schwertförmigen Blättern, die in Schlangenlinien um die Stämme wachsen.
Und welch ein Reichtum im Urwald! Wie die Säulen eines Domes streben
die Riesenbäume himmelan, und ihre mächtigen Kronen entfalten ein grünes
Gewölbe, das keinen Sonnenstrahl durchläßt. Ju ihrem Schatten sproßt
überall junges Leben. Alles wächst wild ineinander, durchschluugeu und
umrankt von unzähligen Schmarotzern, Orchideen und Lianen, die ihre
langen Hängewurzeln zur Erde senden.
(3. Tierwelt.) Die See ist reich an schmackhaften Fischen. Sehr
reizend sind die kleinen Korallenfische, die uns sowohl durch die Mannig-
faltigkeit ihrer Formen, als auch durch die Pracht ihrer Farben überraschen.
Von den größeren Seetieren nennen wir noch die Seekühe, die Delphine
und die Haifische. Das Korallenriff mit seinem bunten Farben- und Formen-
reichtnm ist der Lagerplatz unzähliger Muscheln, von der großen Tridacna
bis zur kleinen Tambnmuschel. An manchen Stellen finden wir auch die
Seewalze oder Trepang, die in getrocknetem Zustaude nach China und
Australien versandt wird, wo sie als Suppendelikatesse gilt. Am User Wim-
melt es von Krabben aller Art. Sehr interessant sind die scheuen, kleinen
Krabben, die in kleinere Muscheln hineinschlüpfen und mit ihrer Behausung
über den Saud lauseu.
Zahlreich ist auch die Vogelwelt vertreten. Auffälligerweife finden wir
nicht den Paradiesvogel, der doch im nahen Neu-Guiuea so häufig vorkommt.
Dafür haben wir aber Ersatz in den unzähligen großen und kleinen bunten
Tauben und Papageien, den schneeweißen Kakadus mit gelber Haube, den
sammetschwarzen und goldgelben Jahresvögeln mit ihrem Riesenschnabel und
den kleinen, überaus bunten Königsfischern. Wir haben sogar eine Nachti-
gallenart, groß wie ein Kuckuck, häßlich wie ein Sperling und noch häß-
licher in ihrem Geschrei (Philomela coquerelli). Die Eingeborenen nennen
sie a kau wegen ihres eigenartigen Rufes. Mit den Hähnen ist sie der
beste Weckvogel; Punkt 4 Uhr läßt sie ihren eintönigen Schrei erschallen.
Im Walde lebt ein wildes Huhn von der Größe unserer Hühner. Es
scharrt seine großen, rötlichen Eier in den Sand und überläßt es der Sonne,
dieselben auszubrüten. Ein anderer Vogel (Caprimulgus macrurus) be-
brütet sein Ei überall, wohin er sich setzt, und wenn er auffliegt, trägt er
es im Schnabel mit sich fort. Unsere Eulen und Raubvögel haben nichts
Auffälliges an sich. Am Meeresufer spazieren verschiedene Arten von Strand-
schnepfen, und in weniger bevölkerten Uferdistrikten leben auch der graue
und weiße Fischreiher. Seeschwalben und Möwen kommen sehr häufig
Marquardt, Quellenlesebuch. Z