1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Holz, welches in kleine Klötzchen gehackt wird. Brennt das Feuer gut, so
wird der tönerne Bienenkorb darüber gestülpt und so lange Feuerung von
oben zugeschüttet, bis der zum Räuchern erforderliche dicke Qualm in großen
Wolken herausquillt.
Auf einer Seite sitzt der Arbeiter, während ihm gegenüber eine ein
Meter hohe Holzgabel im Boden steckt. Er hält in der einen Hand einen
11/2 Meter langen Knüttel von einem Zoll Durchmesser, der "mit einem
Ende in der Gabel ruht und direkt über dem Qualm hängt. Mit der
andern Hand bestreicht er diesen Knüttel, ihn langsam drehend, mit dem
Saft, welcher im Qualm augenblicklich fest wird. Nun gießt er. mit einer
Tichela aus der nebenstehenden Paila schöpfend, fortgesetzt Saft auf den
sich drehenden Knüttel. Auf diese Weise formt sich nach und nach ein kom-
pakter Ball (Bolacha), der allmählich bis zu jeder beliebigen Größe an-
wächst. Im allgemeinen werden solche Bolachas zwischen 25—50 Pfund
hergestellt; es werden aber auch solche bis zu einem Gewicht von 100 Pfund
gemacht, was für den Patron (Besitzer) gewinnbringender ist, weil größere
Bälle langsamer trocknen und deshalb länger höheres Gewicht beibehalten,
also einen höheren Wert darstellen. Allerdings wird aus diesem Grunde
eine Tara von durchschnittlich 4^ in Abzug gebracht, indes ist diese Sitte
so landesüblich, daß sie auch bei trockenem Gummi zum Usus geworden ist.
Der Vorteil liegt also immer beim Produzenten.
(7. Fahrt auf dem Madeira.) Die Landschaft am Madeira ist
außerordentlich schön und abwechslungsreich. Viele kleine immergrünende
Jnselchen schmücken den breiten Fluß, auf dessen beiden Ufern sich mächtig
der Urwald erhebt; im Hintergrunde sieht man die blauen Berge von
Mattogrosso und über sich den lachenden Himmel. Doch über dieser ent-
zückenden Landschaft hält beständig der Todesengel Wacht. Mitten aus der
staunenden Bewunderung reißt den Reisenden das ferne Tosen und Donnern
eines Wasserfalles, und jeder dieser Fälle bedeutet einen Kampf um das
nackte Leben.
Da ich nicht jeden einzelnen Fall beschreiben kann, so will ich hier
insbesondere des Calderon de infierno (Höllenkessel) Erwähnung tnn. Bevor
wir diesen passierten, wurde Halt gemacht, die beste Mannschaft (es fahren
nie einzelne Boote) zusammengestellt, die Ladung nochmals versichert und
die Vorbereitung zur Durchfahrt getroffen. Ich kann nicht leugnen, daß
sich dabei eine gewisse Aufregung meiner bemächtigte. Vorn auf der Spitze
stand ein riesiger, baumstarker Kerl; das lange Haar hing ihm in Strähnen
in den Nacken; in seinen Zügen lag eine Verwegenheit und Kühnheit, die
mein Vertrauen erweckte. Der Vorsicht halber entledigte ich mich meines
Rockes und meiner Stiefel. Langsam fuhren wir im ersten Boot noch ein
Stück stromaufwärts, und dann begann der vornstehende Indianer, mit dem
Fuße deu Rudertakt stampfend, das Boot langsam in den Strom zu drehen.
Von Sekunde zu Sekunde erhöht sich die Geschwindigkeit des nun pfeil-
schnell dahinschießenden Bootes. Man starrt mit aufgerissenen Augen atem-
los in den das Boot anspringenden Gischt, in den Kessel, in dem das
Wasser brodelt und lustig tanzt und — ist durch. Wenige Augenblicke
später liegt die Gefahr schon weit im Rücken. Es handelt sich hier,^ ich
möchte sagen, um Zentimeter; denn versäumt der vornstehende Mann (Pun-
tero), welcher mit einem langen Ruder dem Vorderteile des Bootes, da das