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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 46

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 46 — Holz, welches in kleine Klötzchen gehackt wird. Brennt das Feuer gut, so wird der tönerne Bienenkorb darüber gestülpt und so lange Feuerung von oben zugeschüttet, bis der zum Räuchern erforderliche dicke Qualm in großen Wolken herausquillt. Auf einer Seite sitzt der Arbeiter, während ihm gegenüber eine ein Meter hohe Holzgabel im Boden steckt. Er hält in der einen Hand einen 11/2 Meter langen Knüttel von einem Zoll Durchmesser, der "mit einem Ende in der Gabel ruht und direkt über dem Qualm hängt. Mit der andern Hand bestreicht er diesen Knüttel, ihn langsam drehend, mit dem Saft, welcher im Qualm augenblicklich fest wird. Nun gießt er. mit einer Tichela aus der nebenstehenden Paila schöpfend, fortgesetzt Saft auf den sich drehenden Knüttel. Auf diese Weise formt sich nach und nach ein kom- pakter Ball (Bolacha), der allmählich bis zu jeder beliebigen Größe an- wächst. Im allgemeinen werden solche Bolachas zwischen 25—50 Pfund hergestellt; es werden aber auch solche bis zu einem Gewicht von 100 Pfund gemacht, was für den Patron (Besitzer) gewinnbringender ist, weil größere Bälle langsamer trocknen und deshalb länger höheres Gewicht beibehalten, also einen höheren Wert darstellen. Allerdings wird aus diesem Grunde eine Tara von durchschnittlich 4^ in Abzug gebracht, indes ist diese Sitte so landesüblich, daß sie auch bei trockenem Gummi zum Usus geworden ist. Der Vorteil liegt also immer beim Produzenten. (7. Fahrt auf dem Madeira.) Die Landschaft am Madeira ist außerordentlich schön und abwechslungsreich. Viele kleine immergrünende Jnselchen schmücken den breiten Fluß, auf dessen beiden Ufern sich mächtig der Urwald erhebt; im Hintergrunde sieht man die blauen Berge von Mattogrosso und über sich den lachenden Himmel. Doch über dieser ent- zückenden Landschaft hält beständig der Todesengel Wacht. Mitten aus der staunenden Bewunderung reißt den Reisenden das ferne Tosen und Donnern eines Wasserfalles, und jeder dieser Fälle bedeutet einen Kampf um das nackte Leben. Da ich nicht jeden einzelnen Fall beschreiben kann, so will ich hier insbesondere des Calderon de infierno (Höllenkessel) Erwähnung tnn. Bevor wir diesen passierten, wurde Halt gemacht, die beste Mannschaft (es fahren nie einzelne Boote) zusammengestellt, die Ladung nochmals versichert und die Vorbereitung zur Durchfahrt getroffen. Ich kann nicht leugnen, daß sich dabei eine gewisse Aufregung meiner bemächtigte. Vorn auf der Spitze stand ein riesiger, baumstarker Kerl; das lange Haar hing ihm in Strähnen in den Nacken; in seinen Zügen lag eine Verwegenheit und Kühnheit, die mein Vertrauen erweckte. Der Vorsicht halber entledigte ich mich meines Rockes und meiner Stiefel. Langsam fuhren wir im ersten Boot noch ein Stück stromaufwärts, und dann begann der vornstehende Indianer, mit dem Fuße deu Rudertakt stampfend, das Boot langsam in den Strom zu drehen. Von Sekunde zu Sekunde erhöht sich die Geschwindigkeit des nun pfeil- schnell dahinschießenden Bootes. Man starrt mit aufgerissenen Augen atem- los in den das Boot anspringenden Gischt, in den Kessel, in dem das Wasser brodelt und lustig tanzt und — ist durch. Wenige Augenblicke später liegt die Gefahr schon weit im Rücken. Es handelt sich hier,^ ich möchte sagen, um Zentimeter; denn versäumt der vornstehende Mann (Pun- tero), welcher mit einem langen Ruder dem Vorderteile des Bootes, da das
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