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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 59

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 59 — Ausführung ebenso wie die Tatkraft, die erforderlich war, um in so öden, zur Zeit des Baues noch so dünn bevölkerten, wüsten und wilden Gebieten ein solches Werk in solcher Nollendung durchzuführen, neidlos anerkennen und bewundern. Schon eingangs dieses Kapitels haben wir den großartigen technischen Leistungen der Amerikaner gebührende Worte der Anerkennung gezollt, und wenn man die nach allen Richtungen sich kreuzenden, das ganze ungeheure Gebiet der Vereinigten Staaten netzartig umspannenden Schienenstränge betrachtet, muß man staunen, daß dies in so kurzer Zeit möglich wurde. Freilich dürfen wir aber auch nicht vergessen, daß in Amerika eine lange Periode im Verkehrswesen vollständig überschlagen, übergangen wurde, nämlich jene jahrhundertelange Zeitepoche, in der Europa mit einem Netz von vorzüg- liehen, in Steinschotter fundamentierten Straßen, den sogenannten Chausseen oder chanssierten Straßen überspannt wurde, Straßen und Wege, die un- gezählte Millionen verschlungen haben. Kaum war dieses Straßennetz zu hoher Vollendung erstanden, erschienen die eisernen, geschienten Wege, die die steinfundierten gebahnten Straßen als Verkehrsmittel weit übertrafen, in deu Schatten stellten und in zweite Linie drängten. Amerika trat als beginnendes Kulturland just zu Beginn der Eisenbahnära auf, verwendete selbstverständlich seine Millionen und Milliarden nun nicht für Straßen- bauten, sondern sprang sofort in die Eisenbahnverkehrsperiode ein und mußte, um zu großem Aufschwünge kommen zu können, natürlich auf diesem Ge- biete nun, koste es, was es wolle, große Verkehrsverbindungen mit geschienten Wegen schaffen, weil ihnen die chanssierte Straße gänzlich mangelte. Da- her man auch heute noch überall in Amerika, im Augenblicke, wo man den Schienenstrang verläßt, auf dürftigste, jämmerliche Wege (wie bei Mouida) stößt . . . New Jorks Verkehrseinrichtuugen zwingen uns zu bedingungsloser Anerkennung; der geschäftliche Betrieb ist einfach bewundernswert. Daß damit nicht auch Schönheit und Anmut Hand in Hand gehen, ist natürlich, und wer nach New Jork, ja wer überhaupt in eine der zahlreichen großen Städte Nordamerikas kommt, der darf dort nicht Dinge suchen und er- warten, für welche dort kein Platz und keine Zeit zum Schaffen vorhanden waren und noch sind. Denn schön oder anmutend sind die kilometerlangen, schnurgeradeu, sich im rechten Winkel schneidenden Straßen wahrlich ebenso- wenig wie die roten Backsteinhäuser. Ja selbst die Palais der Millionäre und Milliardäre sehen von außen, ohne Garten in der Häuserreihe mit aufmarschiert, nichts weniger als fürstlich oder besonders vornehm aus; deun von den Millionenwerten, die sich im Innern vorfinden, sieht man von außen nichts. Und wahrlich, es macht einen entsetzlich ernüchternden Ein- druck, wenn man so einen neuen, bis zu 25 Etagen aufweisenden, kahl- wandigen, mit Hunderten ganz gleichen Fenstern verunzierten „Sky Scraper" („Wolkenkratzer") neben einerseits einer Kirche, deren Kreuz auf dem Hoch- türm noch nicht bis zum letzten Stockwerk reicht und vom Dachsirft des Riesenhauses erheblich überragt wird, und andererseits einem älteren, vielleicht drei bis höchstens vier Stockwerke hohen Hause iu der Frout stehen sieht. Wenn man sich sohin auch nicht leicht zu dem Wunsche aufzuschwingen vermöchte, in New Jork sein Leben zu verbringen, so mnß man doch in Anbetracht des großartigen geschäftlichen und wirtschaftlichen Lebens zu-
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