1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
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irischen Erscheinungen in kürzester Zeit Unheil und Schrecken in die Kara-
wane trugen.
Der schlimmste Feind der Trüger ist die nasse Kälte. Wenn sich ost
urplötzlich bei Eintreten der Dunkelheit Regenwolken dräuend zusammen-
ballen, das Firmament von Blitzen durchzuckt wird und Wirbelstürme sich
erheben, dann aber prasselnde Regenfluten schon in wenigen Minuten das
Lager unter Wasser setzen; — wenn im Nu die jüngeren Tiere der mit-
geführten Herden, wie anch etwa mitgenommene Hühner ertrunken sind, die
Menschen aber fröstelnd und halb erstarrt, von ihrem dürftigen Zeltchen
kaum gegeu den Regen geschützt, sich am Boden hinkauern; — weuu die
Wut der Elemente einen Höhepunkt erreicht, der von unbeschreiblicher Groß-
artigkeit ist, — so wirkt alles dies, wenn anch öfters erlebt, immer wieder
aufs furchtbarste und großartigste aus den Menschen ein.
Ich erinnere mich solch einer tropischen Gewitternacht im britischen
Ostafrika in den Ländern der Wasserscheide zwischen den Viktoria-Nyanza-
und den zum indischen Ozean abwässernden Gebieten, also in einer recht
beträchtlichen Höhe über dem Meere. In kurzen Minuten durchlebte ich
damals so viel schaurig Gewaltiges, daß ich wohl nicht sähig bin, anch nur
einen Teil davon mit Worten wiederzugeben . . .
So erlebte ich es, während des Gewittersturmes binnen wenigen Minuten
das Lager unter Wasser gesetzt zu seheu, die Kälber meiner mitgeführten
Kühe aber und eine große Anzahl von Gegenständen in den Wasserfluten
zu verlieren. Meine halberstarrten Leute suchten zwar, so gut sie es ver-
mochten, Schutz im Lager; aber jene Nacht legte den Gruud zu Krankheiten
verschiedener Art, die bald daraus ihre Opfer heischten. Mit einer un-
beschreiblichen Heftigkeit wüteten Wasserfluten im Verein mit Wirbelwinden.
Im Nu war mein Zelt umgelegt, ich selbst uuter der uassen Leinwand be-
graben, und alle meine mitgeführten zoologischen Objekte waren teils fort-
geschwemmt, teils vollkommen verdorben.
Die Heftigkeit der elektrischen Erscheinuugen war unbeschreiblich; Blitz
auf Blitz, gefolgt von furchtbaren Donnerschlägen, wechselten in unheimlicher
Schnelligkeit miteinander ab, so daß die ganze Atmosphäre mit Elektrizität
geschwängert schien.
(3. Die Masai.) Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Einzel-
heiten des Merkerschen Werkes^) einzugehen; das Für und Wider müssen
die Fachgelehrten kritisch abwägen. Aber soviel ist gewiß: seit unendlicher
Zeit beherrscht der ol morani, der Speerkrieger des Masaivolkes, die Steppen-
länder! Mit Schild und Speer bewaffuet, schweisteu die Kriegerhorden weit
umher, immer wieder ihre Viehherden ergänzend durch Viehraub aus dem
Bestände der ansässigen Völkerschaften.
Ähnlich dem Indianer Nordamerikas sahen die Masai in der schranken-
losen Freiheit ihr höchstes Gut. Militärisch straff in ihrer Art organisiert,
hielten sie alle ansässigen Volksstämme im Schach. So führten sie Tausende
von Jahren ein herrliches, freies Kriegerleben, bis endlich das Eindringen
des weißen Mannes ihrer Herrschaft ein Ziel setzte und sie als Volk zweifel-
los bald dem Untergang entgegenführen wird.
i) „Die Masai. Ethnographische Monographie eines ostafrikanischen Semitenvolkes."
Berlin 1904. Dietrich Reimer.