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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 110

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
senken; wir sind in einem Henschreckenschwarm! Mit unangenehmer Zu- dringlichkeit fliegen einem die Tiere in das Gesicht und auf die Kleider, auf Sattel und Pferd. Leider gibt es von dieser Landplage recht viele Arten, geflügelte und ungeflügelte, kleine und große, braune, rote, grüne, schwarze und eine besonders farbenprächtige Abart, die mir im Flußbett bei Haris auffiel: saftiggrün mit hellen roten Querbalken. Die ihrer Ge- fräßigkeit wegen gefürchtetften sind die sogenannten „Voetgangers", d. h. die. welche zu Fuß gehen, also keine Flügel haben. Von den Buschleuten, Bergdamara und einzelnen Naymn werden die „Springhahne" als Deli- katesse geschätzt und roh oder geröstet verspeist. Auch ich habe sie versucht, aber ich kenne bedeutendere Genüsse. (5. Rassenkämpfe.) Immer wilder und roher waren inzwischen die Naman in ihrem Nomadendasein geworden. Zwar riefen sie selbst die Missionare^) in ihr Land; denn sie waren zum Teil bereits Christen, als sie aus der Kapkolonie einwanderten, und hatten durch den Verkehr mit den weißen Kolonisten auch einige europäische Sitten und Gebräuche an- genommen: aber das zügellose Kriegsleben nahm sie ganz in Anspruch. Ihr Sinnen stand nur daraus, den Herero möglichst viele Rinder zu rauben, um Waffen und Munition, Pferde, Branntwein und europäische Kleider dafür einzuhandeln. Ihre Frauen und Mädchen, so erzählen uns die Berichte Reisender, gingen damals in Sammet und Seide einher. Unter den Orlam - Stämmen trat neben den Afrikanern^) schon früh ein zweiter hervor, der, geführt von dem Häuptling Moses Witbooi, die Landschaften bei Gibeon besetzte und in den Rassenkampf eingriff. Auch die Bastards wurden Bundesgenossen der Naman. Aber die schlimmste Zeit blutiger Kriegs- und Raubzüge begann für das Damaraland erst, als den Naman ein nener Streiter in der Person des Häuptlings Hendrik, eines Sohnes des alten Moses Witbooi, erwuchs. Dieser und Jan Jonker, der in den unwirtlichen Schluchten des Gansberges hauste, fielen mordend und brennend, sengend und plündernd über Feinde und Bundesgenossen her. Jahrelang sollten sie ganz Süstwestafrika in Aufregung und Unruhe erhalten. Furchtbarer Haß gegen die Damara beseelte sie, und vor allen war es Hendrik, der begeistert den nationalen, ja man kann sagen, den „heiligen" Krieg gegen die Kaffern predigte. Auf die Ermahnungen seines Missionars, der wiederholt versuchte, ihn zum Friedensschlüsse zu bewegen, erklärte er, daß Gott selbst ihm den Krieg geboten, ihm Gelingen verheißen und ein Zeichen am Himmel gegeben habe. (6. Rehoboth, der Hauptort der Bastards.) Rehoboth liegt iu einem Tale, das nach Norden und Osten — hier teilweise — offen ist und den Blick in unendliche Ebenen mit schönstem Weidelande schweifen läßt. Im Wefteu ziehen Gebirgszüge in einiger Eutseruung dahin, während sie im Süden und Südosten nahe herantreten. Viele tausend Stück Rind- und Kleinvieh weideten damals in der Nähe des Ortes, der Kriegsgefahr wegen zusammengetrieben und von Bewaffneten bewacht. In unserem *) Der Rheinischen Missionsgesellschaft. J) Später eingedrungene Hottentottenstännne. 2) Der führende Stamm.
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