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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 115

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
fahlem Grau; das belebte sich erst in duftiges Blau, verwandelte sich dann in lichtes Grün, bis sie endlich in Goldrot aufflammten. Der Osthimmel war zuerst silberweiß; bald sammelten sich, wo die Sonne ausgehen sollte, leuchtende Duustwölkcheu, als kluge Jungfrauen den Bräutigam zu erwarten. Dieser kleidete sie in zauberhaftes Rot, dann setzte er ihnen blaue Krönlein auf, die in den Himmel vorausgeworfenen Schatten der nahenden Majestät. Unmittelbar ehe er selbst erschien, verblaßte vor ihm die ganze Pracht. Daun zuckte es auf, und mit einem stand er da. Man sah ihn feierlich auf den Thron des Himmels steigen. Ein baumartiger Dornbusch brannte in den Fenergluten, die die Strahlen durch ihn woben, wie zu Moses Zeiten. Allmählich verschwand das Dorngestrüpp, schon länger war es aschfahl geworden. Auch das letzte ersterbende Grün verschwand. Über den Sand war eine Art gelbroter Lauge, gefrorenem Schmutz vergleichbar, gebreitet, knisternd unter dem Hufe der Pferde. Der Spiegel des Meeres war längst schon sichtbar; die scheinbar steilen Hügel, die sich kulissenartig immer wieder verschoben, waren in der Nähe flache Bodenwellen. Zuletzt ritten wir durch jene weißen Hügel, die wir vom Quarantänekloster aus gesehen. Bildungen, wie sie hin und her die Nordseedünen auf den Inseln zeigen; Platzregen und Sturmwind waren die Künstler, die sie geformt, aber auch sie vou jener salzigen Kruste überpanzert. Zuweilen schwirrten ein paar Wildtauben aus ihnen auf. Dann verlor sich auch diese letzte zer- flatternde Spur von Leben. Der durchrisfene Boden, ein aschgraues Greisen- gesicht ohne Wangen, aber mit tief eingegrabenen Falten. Das Meer wollte nicht näher kommen, so lang wir schon ihm entgegen ritten .. . Endlich, endlich war die Lehmhütte am Strand, die wir seit länger als einer Stunde wie in natürlicher Größe sahen, erreicht. Das grünblaue Wasser war so verlockend, daß wir rasch uns entschlossen zu baden. Die schönen bunten Kiesel am Strand machten, da die Lehmhütte ungenießbar war, das Auskleiden nicht gerade erquicklich, zumal nach all den Ritten und Reitererlebnissen. Das undurchsichtige Wasser liegt starr und'unbeweglich. Es ist so schwer, daß es nur den halben Körper einsinken läßt. Man kann sich wälzen auf dem Spiegel wie in einem Flaumenbett und in jeder Lage darauf schlafen. Nur in senkrechter Haltung vermag man, wenn man die Beine mit aller Gewalt steif hält, bis etwa zu den Schultern ins Wasser einzudriugeu. Natürlich ist auch jede Bewegung, sei es, wenn man über- Haupt Fuß fassen kann, das Gehen oder später das Schwimmen, sehr müh- selig. Die mit allerlei Schärfen und Säuren durchsetzte Flüssigkeit beißt scharf in den Augen, reizt die Nasenschleimhäute aufs unangenehmste und ist von scheußlichem Geschmack. Doch regt das Salz die Haut sehr lebhaft an. Es war ein ebenso interessantes wie erquickendes Bad, das Bad im Toten Meer. Ich sah im Geiste schon internationale Sanatorien und Bade- Hotels an seinen Ufern, nachdem die Ärzte die außerordentliche Heilkraft dieser jeder Konkurrenz spottenden Bäder festgestellt. Die Ufer sind freilich wenig reizvoll, weil alles kahl und tot ist. In den Linien erinnert das Bild an einen von nicht allzuhohen und jähen, aber ans Ufer herantretenden Bergen umgebenen Schwelzersee. Nur sind die Linien, auch die der Schatten, so scharf wie auf einer Reliefkarte. Es ist nichts da, worein man träumend sich versenken könnte. (5. Bethabara am Jordan.) Durch das Gehölz ist ein schmutziger.
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