Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 127

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 127 — dämmen stehend, teilen die weiten, wasserbedeckten Flächen in kleinere Felder. Das Gitterwerk, das so entsteht, gibt der Reislandschaft ihren eigentümlichen Charakter. Die braunen Dämme — die Stäbe des Gitters — heben sich scharf ab von den spiegelnden Wasserflächen oder von dem lichtgrünen Grasteppich, der daraus hervorwüchst. Die Farbe dieses Sammet- teppichs, in weiter Ferne mehr smaragdgrün, in der Nähe freudig gelbgrün, steht in reizendem Kontrast zu dem mannigfach gestalteten dunkelgrünen Pflanzenschmuck des Vordergrundes, zu dem violettblauen Gebirgshinter- gründe und zu den dunkelgrauen Monsunwolken, welche in mächtigen Haufen über den lichtstrahlenden Himmel ziehen. Besonders hübsch erscheinen die Reisfelder des niederen Gebirges, die bis zu tausend Meter aufsteigen und oft in halbrunden Talmulden die Bildung eines riesigen griechischen Amphi- theaters nachahmen; die braunen Dämme, in gleichen Abständen sich über einander erhebend, entsprechen den Sitzreihen, wie man sie z. B. im Amphi- theater von Syrakus so schön erhalten sieht. (4. Vulkane.) Das Wunderland Java ist nicht nur für den Biologen, sondern auch für den Geologen von höchstem Interesse, insbesondere für das Studium der Vulkau-Entwicklung. Von den 51 größeren Feuerbergen, welche in langgestreckter Kette die Insel durchziehen, sind 28 noch heute in Tätigkeit. Trotzdem ich schon in Neapel, in Sizilien, auf den liparischen und kanarischen Inseln die wunderbare Bildung der aktiven Vulkane in mannigfaltigen Formen kennen gelernt hatte, trat sie mir doch hier (ebenso wie gestern auf dem Kawa Mauuk) abermals in einer neuen Form eut- gegen. Schon in weiter Ferne, in Garnt, fällt morgens, wenn das Ge- birge klar und wolkenfrei ist, die absonderliche Form des Papandajan auf: ein breiter, mächtiger Doppelkegel mit zwei Spitzen, welche durch einen sehr breiten und tiefen Sattel getrennt sind. Der vordere (nördliche) Rand des Sattels ist tief ausgeschnitten, und man blickt durch diesen Ausschnitt in ein gewaltiges Amphitheater, aus dessen östlichem Teile beständig eine starke Rauchsäule emporsteigt. Der Ausschnitt des gewaltigen Kraterrandes, der 12 Kilometer lang und 4 Kilometer breit ist, stellt die offene Bresche dar, durch welche man bequem in den tiefen Grund des trichterförmigen Kraters eintritt. Diese Öffnung ist die Folge der furchtbaren Explosion vom 12. August 1772, durch welche 40 Dörfer zerstört und 3000 Menschen getötet wurden. Der ganze Gipfel des gewaltigen Vulkans wurde dabei in die Luft gesprengt, und als Rest blieb der heutige abgestutzte Kegel des Kraters übrig, aus welchem ein Drittel oder ein Viertel der nördlichen Mauer ausgebrochen ist. Durch diese Bresche fließt der dampfende Bach ab, längs dessen Ufern wir heraufgestiegen sind. Die inneren Wände des ungeheuren Amphitheaters, die sich bis 270 Meter über seinen Boden erheben, sind größtenteils ganz nackt, aus grauen, gelben, roten oder braunen Lavamassen gebildet. Der hügelige Boden desselben ist mit weißen Sublimaten und gelben Schwefelkristallen bedeckt und von zahlreichen größeren und kleineren Löchern durchbrochen, aus denen kochendes Wasser und Schwefeldämpfe aufsteigen. Ein zweckmäßig angelegter Pfad führt in vielen Windungen zwischen den brodelnden Kesseln hin und auf Holzstegen oder Baumstämmen über die dampfenden Bäche hinweg, die aus dem durchlöcherten Boden emporquellen. Auch hier müssen wir aufmerksam den Weisungen des uns begleitenden Führers folgen, um
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer