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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 252

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 252 — erhebt man ihn leicht einige Zoll über den Kopf. Man striegelt sich nicht in der Öffentlichkeit mit einem Taschenkamm die Haare oder dreht sich unausgesetzt den aufgezwirbelten Schnurrbart mit den Fingern, wie einem das so anmutig auffällt, sobald man bei Goch oder Herbesthal die Reichs- grenze überschritten hat. Man gafft Leuten auf der Straße nicht neugierig ins Gesicht, sondern ignoriert sie. Auch das Gesicht ist privates Eigentum, dessen Nutznießung keineswegs den Augen des Fremden ohne weiteres zusteht. Im allgemeinen fährt man in den englischen Ländern gnt, wenn man seine Mitmenschen im wesentlichen überhaupt wie Luft behandelt. Auf der Straße und in der öffentlichen Restauration spricht man mit gedämpfter Stimme, nicht in schreiendem Ton. Man hat nicht das Recht, für seine Schallwellen den Lnstranm anderer mitzneskamotieren. Unterhaltungen, deren Schall, z. B. in einem Restaurant, über den Umfang eines einzelnen Tisches hinaus- geht, gelten als Zeichen einer schlechten Erziehung; sehr im Gegensatz zu den Manieren der deutschen Gesellschaft bis in die besten Kreise hinauf, wo man glaubt, nicht die geringste Rücksicht auf die Umsitzenden nehmen zu brauchen, und sich laut unterhält, so daß das ganze Lokal teilnehmen kann. Es sind solche Äußerlichkeiten, weswegen die Deutschen so häufig in England über die Achseln angesehen werden. Das englische Gesellschaftsleben ist mit einem Zaun bestimmter und ein für allemal feststehender Regeln umgeben, welche man innehalten muß, wenn man dazu gehören will. Meistens sind diese Regeln durchaus nicht willkürlich, sondern sie beruhen auf einem feinen Gefühl für die Rechte des andern und in der ritterlichen Anerkennung der Privilegien des weiblichen Geschlechts. Teutschland hat seine Gesellschaftsregeln im wesentlichen von Frankreich adoptiert; daher kleiden sie den Deutscheu oft so schlecht und er- scheinen fremden Beobachtern affektiert, z. B. das lächerliche Herabreißen der Hüte, die Verbeugung der Männer ä la Taschenmesser; die Anrede jeder Dame als „gnädig", des Herrn in der dritten Respektsperson: „Haben der Herr Soundso vielleicht bemerkt usw?" — was übrigens dem Militarismus entstammt. England hat seine gesellschaftlichen Formen selbständig von Ausländern aus sich heraus entwickelt. Deshalb sind sie dem einzelnen natürlich und kleiden ihn nicht wie ein gestohlener Rock. Iii. Schottland. („Reisebilder aus Schottland von Alexander Baumgartner, S. I. Mit zwei Bildern in Farbendruck, 85 Abbildungen und einer Karte. Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagshandlung. 3. Aufl. 1906 brosch. 5,50 Mark, geb. 8 Mark S. 18, 53, 69, 75—76, 80—81, 108-109, 201—202.) (1. Glasgow, a. Gesamtansicht.) Eine große, volkreiche Stadt, nach London die bevölkertste im vereinigten Königreich — eine halbe Million Einwohner oder mehr. Schon von ferne merkt man, daß man sich einer großen Metropole nähert. Andere Schienenwege rücken an die Hauptlinie heran und verschmelzen sich mit ihr, andere Bahnen und zahlreiche Straßen kreuzen sie, Eilzüge und Güterzüge fahren an uns vorüber, große Fabriken erscheinen links und rechts in immer kleineren Zwischenräumen, durch Privatschienen- wege mit der Bahn verbunden, um sie herum die monotonen Arbeiterhüuser, eines am andern, mit derselben Tür- und Fensterzahl. Die Ortschaften
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