Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 259

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 259 — größerer Mächtigkeit wieder. Das gilt sowohl für die eigentlichen Wasser- stürze, welche von den Plateaurändern niedergehen, wie für die Flnßkaskaden eines Talgrundes, also für den Rheinfalltypus. Ein großer Teil derselben ist mir den Anwohnern bekannt. In der Nähe des Polarkreises, in dem Gebiete des Sulitjeltna, habe ich Fälle besucht, welche mein Staunen um so mehr weckten, als ich nie zuvor vou ihnen gehört hatte. Daß gerade in der Polarregion, während des Sommers, so Wasser- reiche Fülle vorhanden sind, das hat noch seinen besonderen Grund. Wie für die Pflanzen, so besteht auch für den Wasserfall ein jährlicher Kreis- lanf des Lebens. In der langen Winternacht wächst die Schneeschicht des Fjelds mit jedem neuen Niederschlag. Die Sonne, wenn sie überhaupt über dem Horizont auftaucht, steht so tief, sendet so schräge Strahlen, ver- schwindet wieder nach so kurzer Zeit, daß von einem Schmelzen und Ab- fließen kaum die Rede sein kann: der Wasserfall erstirbt. Wenn aber mit dem beginnenden Frühling die Sonne höher ani Himmel aufsteigt, wenn das Bogeustück des sichtbaren Sonnenlaufes sich mehr und mehr gegen den sichtbaren Pol verschiebt und dadurch größer und größer wird, bis es endlich in einen vollen Kreis übergeht: dann beginnt der große Ausgleich, welcher den Schuee des Fjelds durch Wasserfälle dem Meere zuführt. Der Schmelz- Prozeß wird immer mächtiger, die Unterbrechung durch die Nacht immer kürzer, und wenn schließlich die Sonne auch zur Mitternachtsstunde über dem Horizont steht, so rinnt das Schmelzwasser ohne Unterlaß ab. Dann treten uns die winterlichen Schneefälle des Hochgefildes konzentriert in den sommerlichen Wasserfällen der Gehänge entgegen. (3. Hardanger Fjord.) Was den Hardangerfjord berühmt gemacht hat — viele preisen ihn als den schönsten Norwegens — das ist zum Teil die Lieblichkeit seiner User, an denen wir srenndliche Wohnstätten, Wälder, Wiesen und Obstbäume, Wasserfälle und Felsgestein antreffen; zum audereu Teil ist es seine merkwürdige Gestalt, welche einem Angelhaken mit Wider- haken gleicht. . . Der Haken hat eine scharfe Bieguug; sein Hauptzweig (80 km) ist nordöstlich gerichtet, der andere (40 km) südlich; letzterer heißt Sör-, d. h. Südsjord; der von der Biegungsstelle nach Osten, in das Festland ein- springende Wideihakeu (30 km): Eidsfjord. Das scharf auslaufende Ende des schmalen Sörfjords bildet die Spitze des Angelhakens, und da beide Zweige stark gegeneinander gebogen sind, so umspülen dieselben eine keil- förmige Halbinsel; sie hängt mit dem Festland durch eiueu Isthmus von nur 25 km Breite zusammen und erstreckt sich 50 km weit nordnordöstlich. Jhre^ gewundene Küstenlinie mißt wohl das Vierfache; sie taucht in die Wasser von elf mit einander zusammenhängenden Fjordbecken. Das Beachtenswerte ist nun, daß sich die Halbinsel hoch in die Lüfte hebt und ein mit ewigem Schnee bedecktes Hochgefilde trägt: die Folgefond. Ihre weißen Kuppen senden ein strahlendes Licht hernieder zu den dunklen Wassern des Hardangersjords; die schroffen Abfälle des Plateaus bringen oft das Auge des Bootsmannes in unmittelbare Beziehung zu dem Schnee der Höhe; nicht immer verhüllen Vorberge das Bild, welches sich dem Wanderer sonst nur in der Höhe zeigt. Und dieses wechselnde Auftauchen und Verschwinden der Schneegefilde bestimmt den besonderen Reiz des Hardangersjords. Es wäre ganz wohl denkbar, daß sich in gewissen Seiten- 17*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer