1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
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schmieden den Namen hat, windet sich die Bahn weiter aufwärts, durchbricht
noch drei Tunnels, darunter deu größten der ganzen Anlage, den Finster-
ranktnnnel, und erklimmt allmählich die Ebene von Hiuterzarten, 860 bis
894 Meter hoch gelegen. Dabei verläßt sie die Region des anstehenden
Gneisgesteins und tritt über iu die eiszeitliche Moräueulaudschast des Feld-
berggebietes, die hier auf der fast flachen Talwasserscheide zwischen Dreisam-
und Wutachgebiet ganz typisch ausgebildet ist. Mehrfach schneidet die Bahn-
linie tief in mächtige Moränenwälle ein, so vor Hinterzarten und bei der
Station Titisee, während auch anderwärts viele mächtige erratische Blöcke
mit deu bezeichnenden Gletscherschliffen freigelegt wurden, die nach ihrer
Gesteinsbeschaffenheit (Granitporphyr) leicht als aus der Gegend von Büren-
tat und Glashütten stammend zu erkennen sind und darum den Beweis
liefern, daß die Vereisung eiust die Wasserscheide» zwischen dem Titisee-
und Falkauer-Gebiet hoch überdeckt habeu muß. Au einigen Stationen
der Höllentalbahn sind solche Zeugeu der ehemaligen Schwarzwaldvergletsche-
ruug zur Besichtigung aufgestellt; einer der größten der gefundenen Blöcke
schmückt den Garten der Neueu Universität in Freibnrg als Denkmal für
den frühern Professor der Geologie, Hofrat Dr. H. Fischer.
(3. Triberg.) Triberg hat seinen Namen nach drei Bergen, welche
die Stadt schützend umschließen und von wesentlichem Einflnß sind auf die
milden, gleichmäßigen Temperaturverhältuiffe, welche bei der Höhenlage des
Ortes (687 m) überraschen. Die günstigen Terrainverhältnisse, die weit-
gedehnten Waldungen und die reizvolle Umgebung habeu den Platz zu
eiuem der besuchtesten Luftkurorte des Schwarzwaldes gemacht. Dieser Auf-
schwnng ist Triberg wohl zu göunen, da es in früheren Jahrhunderten
schwer unter Bedrückungen aller Art und mehrfachen Brandfällen zu leideu
hatte. Zuletzt brannte das Städtchen am 1. Juli 1826 fast völlig nieder:
aber überaus schmuck und freundlich erhob es sich aus der Asche. Die
breite Hauptstraße, welche vom Bahnhof bis zur Nähe des Wasserfalles
aufsteigt, macht mit ihren stattlichen Häusern und Schaufenstern, mit den
eleganten Gasthöfen einen nahezu großstädtischen Eindruck. Vom Städtchen
führt ein schöner Promenadenweg längs des Waldsaumes in wenigen Minuten
zum Wasserfall. In sieben gewaltigen Kaskaden schäumen die Wogeu aus
einer Höhe von 163 Metern über Felsgeröll hernieder. Von besonders
malerischer Wirkung wird das Bild durch die mächtigen Baumriesen, welche
den Wassersturz umgebeu. Gut gepflegte Wege führen in einer halben
Stunde aufwärts am Falle zur Höhe. An den schönsten Punkten laden
Ruhebänke zu längerem Verweilen ein. Freundlich grüßt durch der Zweige
Grün die schmucke Stadt herans. Überaus mannigfaltig sind die Schön-
heiten, welche uns das gewaltige Naturschauspiel auf dieser Wanderung
bietet. Stets wechseln die Formen der über Felsengeklüfte stürzenden Flut. —
Sinkt die Nacht herein, dann leuchtet der Gischt auf iu elektrischem Licht
oder bengalischen Flammen; steigende Raketen übergießen die glitzernden
Fülle mit magischem, farbenprächtigem Licht. Das Bild, welches der Fall
bei solcher Beleuchtung im Rahmen der dunklen Tannen gewährt, ist von
packender Schönheit. Triberg war die erste Stadt Badens, welche elektrische
Beleuchtung in ihren Straßen einführte. Das Knrkomitee hat für eine große
Reihe schöner Promenadenwege gesorgt, täglich konzertiert eine Kurkapelle.
Überhaupt ist man bemüht, dem Fremden den Aufenthalt möglichst angenehm