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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 377

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 377 — luxuriöser Badeort vornehmsten Stils, eine Art Baden-Baden für Mecklen- bürg mit einer Spielbank und berühmten Pferderennen, regelmäßig besucht vom Großherzoglichen Hose, der sich hier ein Sommerpalais mit prächtigem Park erbaute, sowie der gesamten reichen Aristokratie Mecklenburgs. Diesen Charakter hat es seit Aufhebung der Spielbank verloren und ist jetzt eine kleine stille Landstadt geworden, wenngleich die Unzerstörbarkeit seiner schönen Lage und eine aus dem Untergrund der eisenhaltigen Wiesenmoore in der Umgebung empordringende Stahlquelle immerhin noch eine, jetzt von be- scheideneren, aber weiteren Kreisen besuchte Sommerfrische und Heilstätte schaffen. Seine Lage als Ausflugsort für Rostock wird gern mit der von Potsdam für Berlin verglichen. Alljährlich einmal, Ende Juli, kehrt Doberans Glanz auf wenige Tage zurück, wenn die noch immer stattfindenden Dobe- raner Pferderennen von neuem den Hof und den Adel Mecklenburgs hierher- führen. Am letzten Tage derselben findet ein „Bauernrennen" statt, an das sich ein originelles Volksfest mit Illumination, Jahrmarkt und Tanz an- knüpft. Zu stillerer Zeit ist es etwas anderes, was den sinnigen Beobachter nach Doberan führen kann. Es ist die altehrwürdige Kirche des Zisterzienser- klosters Doberan, 1230 gegründet. Von ihren älteren, in romanischem Stil erbauten Anlagen zeugt ein noch gut erhalteues epheuumranktes Stück eines Kreuzgauges. Sie wurde dauu als ein gotisches Gebäude in Kreuzform umgebaut und gilt gegenwärtig als eine der edelsten Kirchenbauten des Landes. (6. Rügen.) Der Doppelort Gößnitz-Crampas ist heut das erste und vornehmste der rügenfchen Bäder, namentlich feit die Eisenbahn von Bergen bis hierher geführt und durch Bau eines Schutzhafens und Einrichtung des Schnellverkehrs zwischen Berlin und Stockholm über Saßnitz-Trelleborg hier ein Verkehrspnnkt ersten Ranges geschaffen wurde. Saßnitz baut sich mit hübschen, in Gärten gebetteten Villen malerisch an der steilen, waldgekrönten Uferlehne auf oder liegt in der grünerfüllten Schlucht des Steiubachs. Das benachbarte Crampas liegt offener und hat einen bescheideneren, weniger eleganten Charakter als dies Sorrent oder Amalsi der Ostsee. Südwestlich von Crampas gelangt man zu dem Hansemannschen Schlosse Dwasieden mit seinem schönen, auch bereits auf hohem Steilufer gelegenen Park. Nordöstlich von Saßnitz, längs des Strandes, zieht sich derjenige Spaziergang hin, der wohl ohne Frage den Gipfelpunkt landschaftlicher Schönheit an der ganzen Ostseeküste ausmacht. Mit Hilfe von Aufschüttun- gen ist unmittelbar zwischen See und Felswand ein schmaler Pfad geschaffen, der sich mehrere Kilometer weit bis zu den „Wissower Klinken" erstreckt. Mehrfach überwölbt ihn zunächst dichtwucherndes Baumgezweig, so daß man fast wie im Tunnel geht. Dann wird der Weg freier und zugleich die Felswand zur Linken höher und kühner. Tiefe Runfen haben die Rinn- wäffer in die Kalkfelsen geschnitten, phantastische Zacken ragen zwischen ihnen empor, am kühnsten die Pyramidenfelsen der „Wissower Klinken". Knrz vor ihnen erklimmt der Weg die Höhe und führt nun auf ihr im Schatten der „Stubnitz", des schönsten Buchenwaldes dahin, der sich denken läßt. Bald taucht er auf Zickzackwegen hinab in tiefe Waldschluchten, die von den zum Meere eilenden Bächen hineingeschnitten sind, und steigt an der anderen wieder empor, bald führt er uns ins Innere, in tiefgrüne Baumhallen, deren Decke von den Buchenstämmen wie von silbernen Säulen getragen wird,
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