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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 407

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 407 — Dörfern erweitert — aus einer geringen Anzahl von Gehöften, etwa drei bis sechs, und die Ländereien, bald Ackerstreifen, bald Blöcke, sind nach Um- fang, Bodenart und Entfernung vom Hofe viel ungleicher als die Hufeu der Haufeudörfer. Man nimmt an, daß ein Großgrundbesitzer, der zunächst in Lothringen seinen Hof nach dem vornehmen Muster einer römischen Villa oder eines Villare (lothring. ville, villers) eingerichtet hatte, einige Teile seines weiten Gutes an seine Söhne oder an kleinere Leute ausge- geben habe. Deswegen treten auch die zahlreichen Weilernamen fast aus- schließlich in Oberdeutschland, namentlich in demjenigen Teil auf, in dem die Römer Villen angelegt hatten, und da die fruchtbarsten Striche der Ebene und der offenen Täler schon von den volkstümlichen Gewannenfluren eingenommen waren, so waren die Weiler mehr ans die unfruchtbaren Plateaus des Odenwaldes, der Rauhen Alb und ihrer Ausläufer bis nach Ulm hinüber, des Steigerwaldes, der Naabgegend und des Bayerischen Waldes angewiesen. Die Alemannen legten ihre Weiler, Weier und Weil meistens an den Rand der Gebirge, oft ziemlich dicht aneinander, wie z. B. bei Freiburg Wolsenweiler, Ohlinsweiler, Pfaffenweiler und Bolfch- weil, die Schwaben in die Vorarlberger Alpen, die Bayern iu die Vorberge der Alpen bis zur Euus in Österreich. Das Wesen dieser bald dauernd abgeschiedenen, bald vom Verkehr ergriffenen Weiler scheint sich nicht so scharf ausgeprägt zu haben, wie das der Dörfer und der Einzelhöfe, sondern neigt je nach Ortslage und Entwicklung entweder dem einen oder dem anderen Typus zu. Doch wird die Volkskunde bei tieferem Eindringen auch dieser Siedeluugsart wohl noch einzelne eigentümliche Lebensformen abgewinnen. (3.) Eine wiederum andere Siedeluugsart. das Reihendorf, ist, teil- weise unter grundherrlicher oder fürstlicher Anleitung, durch eine mühsamere, eingreifendere Arbeit bäuerlicher Kolonisten in etwas späterer Zeit geschaffen worden. Schon Karl der Große, der größte Volkswirt der deutschen Ver- gangenheit, siedelte zahlreiche Sachsen im Fränkischen und Alemannischen und wiederum Franken und auch Wenden in Sachsen an, kolonisierte die holländischen Bruchläudereieu und verlieh wohl schon den Waldkolonisten die sogen. Königs-, Wald- und Hagenhusen, d. h. geschlossene Doppel- Hufen von 60 Morgen. Als die offeneren, zugänglicheren und leichter zu bestellenden Gebiete iu den fruchtbaren Tälern und anf den ungünstigeren Hochflächen seltener wurden und die Großgrundbesitzer nach Neuland trachteten, taten auch diese den kleinen Leuten solche Hufen, auch Deich-, Marsch- und Moorhufen, in der Wildnis aus. Die sächsischen und salischen Kaiser förderten gleichfalls die Arbeit in den Nord- wie in den Ostmarken, auf altdeutschem wie auf slawischem oder ungarischem Boden. Später riefen auch einzelne Fürsten und Gutsherren Neusiedler von Westen in das Öd- land. So wurde Österreich, Kärnten und Steiermark von Deutschen bebaut, dann der das böhmische Tschechengebiet umgebende ungeheure, uoch nnan- getastete Markwald des Böhmerwaldes, des Erzgebirges und der Sudeten aus grüner Wurzel besiedelt und mit deutschen Reihendörfern befetzt. Die Friesen kolonisierten Nordfriesland an der fchleswigfchen Westküste und das Sater-, Stedinger- und Wursterland an der Unterems und Unterweser, sowie die Moore am Dümmersee. Um den Anfang des zwölften Jahrhunderts aber nahm die Kolonifation des Ostens einen neuen nach-
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