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1. Die Alpen und Süddeutschland - S. 51

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 51 — ebenen, eine niedrigere Temperatur haben als in gleicher geographischer Breite gelegene Tiefländer. Denn die Lust auf den Bergen und Hochländern kommt auch mit dem erwärmten Boden in Berührung, der ihr Wärme mitteilen kann. Ja, die Sonnenstrahlen müssen hier in der reinen und dünnen Luft noch eine stärkere Wirkung ausüben als in den Tiefländern mit ihrer dichteren und uu- reineren Luft. Die Sache ist indessen sehr einfach. Die hochgelegenen Land- maffen sind im Verhältnis zu den Tiefländern und dem Meere fehr klein, sie sind gleichsam nur Inseln in dem großen Luftozeane. Die Wärme, die sie an die Luft abgeben, kann darum auch nur gering sein, und sie wird durch die stets bewegten Luftmengen der kühlen, freien Atmosphäre rasch hinweggeführt. Ja das Land wird durch diese abgekühlt und nimmt die niedrigere Temperatur der höheren Luftschichten an. c. Abweichungen. Das Gesetz von der Wärmeabnahme nach oben gilt nicht unbedingt. Am Eisfel- türm in Paris (300 in) hat man die Beobachtung gemacht, daß in der Nacht meist das umgekehrte Verhältnis eintritt. Die Temperatur ist dann am Boden am niedrigsten und nimmt bis zu einer Höhe von ungefähr 200 in langsain zu, und obwohl darauf wieder eine Abnahme erfolgt, so ist es an der Spitze des Turmes doch meist noch immer etwas wärmer als am Fuße. Es erklärt sich dies daraus, daß der Erdboden rascher erkaltet als die Luft, die noch einen Teil der Tageswärme festhält. Daher kann es vorkommen, daß in Frostnächten die Gipfel der Bäume verschont bleiben, während die untern Zweige und die Niedern Gesträuche erfrieren. Deshalb haben auch die Hügel und Bergabhänge meist eine geringere Nachtkälte als die anstoßenden Ebenen und Talsohlen, und zarte Kulturpflanzen sind hier Frostschäden viel weniger ausgesetzt. „In der Provinz San Paolo in Brasilien (20—25° s. Br., 5—800 m Seehöhe) werden Kaffeepflanzungen nur auf den Hügeln, nie in den Talmulden angelegt; denn der Frost kommt nur in den Niederungen zwischen den Hügeln vor, auf den Hügeln selbst dagegen sehr selten. Wohn- sitze auf Abhängen und Hügelkuppen haben nicht allein den Vorzug geringerer Feuchtigkeit, sondern auch den einer milderen Nachttemperatur." Am stärksten zeigt sich diese „Wärmeumkehr" im Winter in höheren Gebirgen, besonders auch in den Alpen. „Sie kann dann ein dauernder Zustand werden, der Tag und Nacht wirksam ist. Grundbedingung ist ein hoher Barometerstand, der heiteres, ruhiges Wetter erzeugt; günstig wirkt auch eine dichte Schneedecke, da diese durch Aus- strahlung außerordentlich intensiv erkaltet. Diese Temperaturerniedrigung teilt sich nur den untersten Luftschichten mit, die bei vorherrschender Windstille sich ruhig über dem Talboden lagern. Zwar erkalten auch die Berggehänge und Gipfel, aber hier ist die Luft immer etwas bewegt, und die dem Boden unmittelbar auflagernden kalten Schichten können sich mit den wärmeren der freien Atmosphäre mischen. Dann ragen die Berge als Wärmeinseln aus dem kalten Meer der Täler und Ebenen hervor, und es können Wochen vergehen, bis der normale Zustand wieder hergestellt ist. In den Alpen sind alle Täler, die gegen die herrschende Windrichtung abgeschlossen sind, durch diese Ab- normität ausgezeichnet, und daraus erklärt es sich, daß die menschlichen Wohnungen mit auffallender Regelmäßigkeit selbst breite, fruchtbare Talsohlen meiden und sich auf die Gehänge zurückziehen. Sils im Engadin (1810 in hoch) ist im Januar (—8«) fast ebenso kalt als der St. Bernhard in 2478 in Höhe (—8,3°), und Bevers, nur 1715 in hoch 4*
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