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1. Die Alpen und Süddeutschland - S. 96

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 96 — Frau und Kinder harren seiner in der ärmlichen Stube, während draußen der Sturm durch Schluchten und Bäume heult. Wie nun aber tiefe Nacht Tal und Berg deckt und der Ersehnte noch immer nicht da ist, begeben sie sich zur Ruhe. Aber welch traurige Nacht! Die treue Gattin erquickt kein sanfter Schlummer; ihre Gedanken weilen auf den Bergen und verlieren sich in den mancherlei Ge- fahren, die dem Gatten zugestoßen sein können. Doch noch immer gibt sie die Hoffnung nicht ganz auf; es ist ja möglich, daß uur Sturm und Nebel ihn auf den Höhen zu überuachteu gezwungen haben. Der Morgen bricht an, der Tag vergeht, aber der Gatte kehrt nicht heim! Freunde und Verwandte rücken aus, um dem Lebenden Hilfe zu bringen oder den Toten aufzusuchen; aber oft finden sie ihn nicht. Gattin und Kinder beweinen den Hingeschiedenen, und nicht einmal der Trost ist ihnen geblieben, daß er in ihrer Nähe ruht und sie sein Grab besuchen können. O. Gandtner. (I. Andre Erwerbszweige. Noch manche andre eigentümliche Erwerbszweige sind in den Alpen zu Hause. Da ist zunächst der Wurzelgraber. Er streift im Gebirge umher und fucht nach Wurzeln heilkräftiger Kräuter. Am meisten geschätzt ist der gelbe Enzian. Er wächst häufig au steilen Felswänden, und seine Wurzeln gehen tief in den Grund hinab. Ost muß der Gräber feiu Leben aufs Spiel setzen, um die Pflanzen zu gewinnen. Die gesammelten Wurzeln übergießt er zu Hause mit Branntwein, der den heilsamen Saft auszieht. Die Enziantropfen gelten als ein vorzügliches Mittel gegen allerlei Magenbeschwerden. Der Wurzelgräber fiudet darum überall Abnehmer, wenn er mit seinen Fläschchen von Haus zu Haus zieht. In manchen Alpentälern findet man geschickte Holzschnitzer. Sie treiben ihr Handwerk hauptsächlich in den langen Wintermonaten, wenn es ihnen an sonstiger Beschäftigung fehlt. Im Sommer sind sie Bauern, Tagelöhner oder Hirten. Doch gibt es auch solche, die ein besonderes Geschäft aus ihrer Kunst machen. Die einen schnitzen Kruzifixe, Heiligenbilder und andre menschliche Figuren. Andre machen Körbchen und Kästchen, Nadelbüchsen und Kinderspiel- zeuge. Wieder andre verfertigen Flöten und sonstige musikalische Instrumente. Auch ihre Alpen stellen sie in Holz dar, auf dem Felsen ein paar Gemsen und auf der Alm eine Sennhütte mit Hirt und Herde. Viele dieser zierlichen Arbeiten werden von den Vergnügnngsreisenden, die im Sommer die Alpen besuchen, als Andenken mitgenommen, die meisten jedoch von Großhändlern anf- gekauft und in alle Welt versandt. Die Alpen werden jährlich von vielen Tausenden voit Fremden besucht. Viele von ihnen reisen nicht bloß auf den gebahnten Wegen. Sie wollen auch ins Hochgebirge hinauf, über Gletscher wandern und hohe Berggipfel besteigen. Zu solchen oft gefährlichen Wanderungen nehmen sie gewöhnlich einen oder
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