1905 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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seligenden Hauch des Frühlings mit all seinem frischen Grün und seinen dnf-
tenden Blumen."
Die Alpen bilden die Klimascheide für den Norden und
Süden Mitteleuropas.
Die Alpen sind von jeher ein großes Hindernis für den Verkehr der n.
und s. von ihnen wohnenden Völker gewesen. Das war besonders in früheren
Zeiten der Fall, wo es noch an ordentlichen Straßen fehlte. Die höheren Teile
des Gebirges sind unbewohnbar. So wirken die Alpen trennend auf die beider-
seitigeu Anwohner. Da nun das Gebirge vou N. her zugänglicher ist als von
S., so wurde es auch vorzugsweise vou dort her, von germanischen Völker-
schaften, besiedelt, die den größten Teil in Besitz genommen haben. Heutzutage
ist der Verkehr durch die großen Kunststraßen und Eisenbahnen sehr erleichtert;
Deutsche, Italiener und Slawen berühren sich in verschiedenen Alpentäleru, aber
der Hauptsache uach ist das Gebirge auch heute uoch eiu Grenzwall zwischen
Völkern germanischer und romanischer Zunge.
Die Alpeu bilden eine Völker- und Sprachenscheide.
Die Alpen zeichnen sich durch großen Wasserreichtum aus. Wenn in heißen
Sommern die Flüsse, die von niedrigen Gebirgen kommen, einen tiefen Wasser-
stand haben, der die Schisfahrt auf ihnen oft unmöglich macht, dann liefern die
Alpen aus ihren Schneefeldern und Gletschern gerade das meiste Wasser. Daher
haben die großen Flüsse, die aus deu Alpen gespeist werden (Rhone, Rhein,
Donau, Po), viel weniger unter Wassermangel zu leiden, und die Schiffahrt kann
meist den ganzen Sommer über ungestört betrieben werden.
Die Alpeu bilden eine große Wasservorratskammer für
Mitteleuropa.
23. Geologisches. Entstehung der Alpen.
Wir kommen nun zur Frage nach der Entstehung der Alpen. Eine verständliche
Antwort auf diese Frage können wir aber erst dann geben, wenn wir zuvor wenigstens
in großen Zügen die Geschichte der Erde kennen gelernt haben.
a. Aus der Geschichte der Erde.
Der Urzustand. Die Erde, wie sie sich uns jetzt darstellt, mit ihrem mannigfachen
Wechsel von Meer und Land, von Ebenen und Gebirgen, hat im Laufe ungeheurer Zeit-
räume die deutbar größten Veränderungen durchgemacht. Nach allgemeiner und wohl be-
gründeter Annahme war unser Erdball einst ein feurig-flüssiger Körper, wie z. B. noch
jetzt die Sonne. Indem er nun unaufhörlich Wärme in den Weltenraum ausstrahlte,
trat allmählich eine Abkühlung ein. Die Oberfläche, die am meisten der Erkaltung aus-
gesetzt war, fing an zu erstarren und bildete eine feste Kruste, die wohl von ähnlicher Be-
schaffenheit war wie die erkaltete Lava unserer heutigen Vulkane. Diese erste Rinde darf
man sich aber nicht als eben vorstellen. Bekanntlich zieht die Kälte alle Körper zusammen.
Wenn der Schmied ein Wagenrad beschlägt, so legt er den Reifen in glühendem Zustande