1905 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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In jedem Steinbruch kann man diese Schichtung deutlich erkennen. Daß solche Gesteine
wirklich aus dem Meere stammen, geht unter anderm auch daraus hervor, daß man in
ihnen Reste und Abdrücke von Pflanzen und Seetieren, wie Muscheln, Krebsen n. a. findet.
Manche von ihnen, wie die Steinkohlen und die Braunkohlen, sind nichts anders
als verkohlte Pflanzen, andere, z. B. der Kalkstein und die Kreide, sind aus den
Resten der Schalen winziger Tierchen entstanden. Ter Sandstein, ein anderes Sediment,
besteht aus lauter feinen Sandkörnchen, der Schiefer ton aus uoch feineren Schlamm-
teilchen. Znsammensetzungen aus Kies und gröberem Geröll nennt man Konglomerate.
Neben den Absatzgesteinen, die den Hauptteil der Erdrinde ausmachen, findet man
aber auch jetzt noch Gesteine, die nur durch Erkalten seurig-flüssiger Teile des Erdballs
entstanden sein können. Man nennt sie Erstarrungsgesteine. Zu ihnen gehört z. B.
der Granit, der so häufig zu Sockeln von Deukmälern benutzt wird, der Basalt, mit
dem wir die Straßen pflastern, und die Lava, die noch jetzt in flüssigem Zustande aus
den Vulkanen hervorbricht. Alle diese Gesteine sind nicht geschichtet, sondern massig, weshalb
sie auch Massengesteine genannt werden. Sie zeigen einen kristallinischen Bau und ent-
halten niemals Reste von Pflanzen und Tiereu.
Man unterscheidet wieder zwei Arten, Plutonische und vulkanische Erstarrungs-
gesteiue. Die erstereil sind unter der Erdrinde entstanden, indem fenrig-flüffige Massen
in Hohlräume, die sich gebildet hatten, eindrangen und dann allmählich erstarrten, wie der
Granit. Auch solche von Granit erfüllte Erdschollen konnten zu Gebirgen emporgehoben
werden, und wenn dann das Absatzgestein vom Wasser abgetragen war, trat der Granit
zu Tage, wie es jetzt in nicht wenigen Gebirgen der Fall ist (Alpen, Böhmer Wald).
Andern Ursprung haben die vulkanischen Gesteine, wie der Porphyr, der Basalt, der
Trachyt und die Lava. Sie siud dadurch entstanden, daß flüssige Massen des Erdinnern
durch Spalten und Löcher der Rinde bis zur Erdoberfläche gelangten und dann an der
Luft erstarrten. Die Erkaltung ging hier viel rascher vor sich als in der Tiefe. Daher
ist der Bau der plutonischen und der vulkanischen Gesteine verschieden. Jene haben ein
grobkörniges Gefüge, da sich bei der langsamen Erkaltung größere Kristalle bilden konnten,
während diese feinkörnig sind.
Neben den Absatz- und den Erstarrungsgesteinen pflegt man noch eine dritte Art zu
unterscheiden. Das sind die kristallinischen Schiefer, wie Gneis, Glimmerschiefer
und ihre Verwandten. Sie zeigen die Schichtung der Sedimentärgesteine, gleichen aber in
ihrer Zusammensetzung den plutouischeu Gesteinen. Viele Geologen vertreten die Ansicht,
daß sie sedimentären Ursprungs seien, aber durch Wärme, Druck u. a. Ursachen eine Um-
Wandlung erfahren hätten. Sie werden darum auch metamorphe, d. h. umgewandelte
Gesteine genannt.
Störungen in der Lagerung der Gesteiusschichteu. Da sich die Absatzgesteine auf dem
wagerechten oder doch nur flach gehöhlten Boden von Seen oder am Meeresgrunde ge-
bildet haben, so hatten ihre Schichten ursprünglich alle eine wagerechte oder doch nur
wenig geneigte Lage. Noch jetzt gibt es weite Gebiete, wo sich die ursprüngliche Lagerung
ungestört erhalten hat, z. B. in der russischen Tiefebene. Meist aber sind durch die
mannigfachen Hebungen und Senkungen von Teilen der Erdrinde bedeutende Störungen
(Dislokationen) in der Lagerung der Gesteinsschichten hervorgerufen worden. In steil-
wandigen Tälern, in Steinbrüchen, in Eisenbahndurchstichen, wo die Felsmassen zu Tage
treten, hat man oft Gelegenheit, die Verschiedenheit der Lagerung zu beobachten. Man
findet da nicht nur mehr oder weniger schräg gerichtete, sondern mitunter auch senkrecht
stehende Schichten. Nicht selten trifft man auch auf Schichten, die gebogen und gegen-'
einander geneigt sind wie zwei Dachseiten. Anderwärts geht ein Bruch durch die ganze