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1. Die Alpen und Süddeutschland - S. 125

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 125 — die Gebirgssalten, sie wurden durch den unablässig fortwirkenden Druck immer mehr zusammengepreßt und emporgehoben, viele zerbrachen, und nicht wenige kippten über und wurden über die vorliegenden Massen geschoben, so daß ältere Schichten nun über jüngere zu liegen kamen. An der Innenseite des Alpenbogens aber kam es zu großen Brüchen, was zur Folge hatte, daß die vorliegende Landscholle allmählich in die Tiefe sank. Die heutige Lombardische Tiefebene ist also ein großes Senknngsseld. Aus den Bruchlinien aber drangen an vielen Stellen eruptive Massen hervor, die an der Nordseite, wo größere Brüche ganz fehlen, nirgends vorkommen. Durch die Faltungen wurde das Stück der Erdriude, das jetzt die Alpen bildet, auf einen kleineren Raum zusammengepreßt. Nach einer Berechnung Heims beträgt die Ranmverengnng in den Schweizer Alpen ungefähr 120 Km, in den Ostalpen nach Rothpletz etwa 50 km. Unsre Fig. 26 gibt uns einen Durchschnitt durch die Zentralalpen. Wir erkennen deutlich, wie stark die Gesteinsschichten zusammengeschoben und gefallen sind, wie sie vielfach senkrecht empor stehen und wie an einigen Stellen Überkippungen stattgefunden haben. Wir sehen an den durch punktierte Linien angedeuteten Lnstsätteln, wie die Schichten nach oben hin zu Faltengewölben zu ergänzen sind und wie stark das Gebirge bereits der Zerstörung auheimgefallen ist. Wir bemerken endlich, wie sich zwischen den Falten des Urgesteins jüngere Gesteine erhalten haben, während sie in den höheren Teilen des Gebirges bereits gänzlich abgetragen sind. (Lias — unterer Jura; Eoeäu — uuteres Tertiär.) Aus der Geschichte der Alpen. Die Alpen sind ein verhältnismäßig junges Gebirge, wie man ans den Gesteinsschichten erkennt, aus denen es besteht. Die ersten, innern Er- Hebungen gehen zwar bis in die Triaszeit zurück, das übrige Gebiet aber war uoch zur Jura- und Kreidezeit von einem tiefen Meere bedeckt, auf dessen Grund sich die ungeheuren Massen von Kalkgesteinen ablagerten, die jetzt die Außenketten der Alpen bilden. Die Hauptausriclituug erfolgte wahrscheinlich in der Tertiärzeit. als die Mittelgebirge Deutsch- lands schon auf ein hohes Alter zurückblickten. Übrigens denten verschiedene Spuren darauf hin, daß die Erdstelle, an der heute die Alpen stehen, wiederholt der Schauplatz von Gebirgsbildnngen gewesen ist. Zum mindesten zwei Erhebungen und Überflutungen lassen sich nachweisen, ehe unsere jetzigen Alpen aufgerichtet wurden. Gleichzeitig mit der Aufrichtung der Alpen begann auch schon ihre Zerstörung. Frost und Hitze, Eis und Wasser haben seit Anbeginn an ihrer Zerbröckelnng und Ab- tragung gearbeitet. So wie sie sich jetzt uns darstellen, sind sie eigentlich nur eine ge- waltige Ruine. In den mittleren Alpenketten sind bereits alle jüngeren Erdschichten ab- getragen, so daß die Urgesteine, Granit, Gneis und Glimmerschiefer, bloßgelegt sind. Pros. Heim in Zürich hat sorgfältige Berechnungen ausgeführt, um festzustellen, wieviel die eiuzelnen Berge durch die Verwitterung an Höhe verloren haben können. Das Er- gebnis für das Finsteraarhorn ist, daß hier mindestens 1000 m an Sedimenten ab- getragen sind; was an kristallinischem Gestein verwittert ist, entzieht sich der Berechnung. Es ist darum wohl die Vermutung begründet, daß die Alpen ursprünglich um etwa eiu Drittel höher waren, als sie jetzt sind. Weniger als die innern sind die äußern, bedeutend jüngern Falten der Zerstörung anheimgefallen. Doch ist die Form der heutigen Alpen überall erst durch die zerstörenden Kräfte der Verwitterung und die nagende und fort- schaffende Kraft des Waffers herausgearbeitet worden. „Hier schützte der Schnee mit seiner Decke das Gestein und bewahrte seine ursprüngliche Form; dort wirkte das Eis glättend und ausgleichend, polierte Schroffen hinweg und füllte Gründe gleichmäßig aus; der fallende Tropfen meißelte unermüdlich neue Gebilde aus den Felsen, hier steile Grate noch verschärfend, dort massige Rücken noch mehr abrundend; die Täler fraßen sich rückwärts immer weiter in das Gebirge hinein, teilweise unter Benutzung vorhandener Spalten und
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