1905 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Von rechts empfängt der Neckar zwei starke Nebenflüsse, Kocher und
Jagst; ihre Namen (die Kochende, die Jagende) weisen auf ihr starkes Gefälle
und ihren raschen Laus hin. Weiter abwärts wendet sich der Neckar nach W.
und durchbricht in einem vielfach gewundenen Tale, an dessen Ausgang H e i d e l -
berg liegt, das Gebirge und mündet bei Mannheim in den Rhein.
Erzeugnisse. Das Neckarland ist eine der fruchtbarsten und best angebauten
Gegenden Deutschlands. Unter den Getreidearten wird am meisten der Spelz
oder Dinkel gebaut. Er ist dem Weizeu sehr ähnlich, hat aber schmalere,
grasgrüne Blätter. Seine Körner stecken in Hülsen (Spelzen), die so fest sitzen,
daß sie sich durch bloßes Dreschen nicht lösen. Jene müssen daher auf einem
dazu besonders eingerichteten Mühlgange erst enthülst werden, ehe sie zu Mehl
gemahlen werden können. Das Dinkelmehl ist noch weißer und feiner als das
Weizenmehl; das daraus gefertigte Gebäck ist aber spröder und hält sich nicht
so lange frisch wie Weizenbrot. Der Dinkel ist die Hauptbrotfrucht in ganz
Württemberg; Roggen und Weizen werden nur wenig gebaut.
Im ganzen Neckargebiete wird viel Weinbau betrieben. Überall sind
die unteren sonnigen Talgehänge mit Reben bepflanzt. Die besten Weinsorten
gedeihen im Neckartal, das besonders durch sein warmes Klima ausgezeichnet ist.
Nicht minder bedeutend ist der Obstbau. Keine Gegend Deutschlands
liefert eine solche Fülle von Obst wie Württemberg. Die Wegränder und die
Ackerraiue sind fast überall mit Fruchtbäumeu besetzt, und in manchen Gegenden,
wie namentlich bei Eßlingen, finden sich ganze Obstwälder. In großen Mengen
kommt frisches und getrocknetes Obst zur Ausfuhr und bringt dem Lande reichen
Gewinn. Ein Teil wird zur Herstellung von Obstweinen benutzt, die dort eiu
beliebtes Getränk sind. Die Stadt Eßlingen allein fabriziert jährlich gegen
2 Millionen Flaschen. Außer dem gewöhnlichen Obste werden auch Aprikosen,
Pfirsiche, Quitten, Mandeln und edle Kastanien gezogen.
An Bodenschätzen ist das Land ziemlich arm. Nur Salz kommt iu
größereu Mengen vor. Es wird teils als Steinsalz in Bergwerken gegraben,
teils aus Salzquellen gewonnen. Die bedeutendsten Salzwerke befinden sich bei
Hall am Kocher und bei Heilbronn. Am Nordrande des Schwäbischen Juras
wird Eisen zu Tage gefördert; die für die Industrie fo wichtigen Steinkohlen
dagegen fehlen dem Lande gänzlich. Gleichwohl besteht in den Neckarstädten eine
lebhafte Gewerbetätigkeit. Sie verdankt ihre Entstehung hauptsächlich dem
regen Erwerbssinn der Bewohner und hat sich allmählich aus dem Handwerk
entwickelt, das hier bereits im Mittelalter in hoher Blüte stand. In der
Fabrikation herrscht die größte Mannigfaltigkeit, was sich leicht aus dem Umstaude
erklärt, daß es dem Lande an Rohprodukten fehlt, die der Industrie eine bestimmte
Richtung hätten geben können. Fast alle Stoffe, die verarbeitet werden, müssen
aus andern Gegenden bezogen werden. Doch ist die Zufuhr durch die Schiffbarkeit
des Neckars erleichtert. Durch ihn steht das Land mit den Gegenden am Rhein
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