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1. Die Alpen und Süddeutschland - S. 163

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 163 — Von rechts empfängt der Neckar zwei starke Nebenflüsse, Kocher und Jagst; ihre Namen (die Kochende, die Jagende) weisen auf ihr starkes Gefälle und ihren raschen Laus hin. Weiter abwärts wendet sich der Neckar nach W. und durchbricht in einem vielfach gewundenen Tale, an dessen Ausgang H e i d e l - berg liegt, das Gebirge und mündet bei Mannheim in den Rhein. Erzeugnisse. Das Neckarland ist eine der fruchtbarsten und best angebauten Gegenden Deutschlands. Unter den Getreidearten wird am meisten der Spelz oder Dinkel gebaut. Er ist dem Weizeu sehr ähnlich, hat aber schmalere, grasgrüne Blätter. Seine Körner stecken in Hülsen (Spelzen), die so fest sitzen, daß sie sich durch bloßes Dreschen nicht lösen. Jene müssen daher auf einem dazu besonders eingerichteten Mühlgange erst enthülst werden, ehe sie zu Mehl gemahlen werden können. Das Dinkelmehl ist noch weißer und feiner als das Weizenmehl; das daraus gefertigte Gebäck ist aber spröder und hält sich nicht so lange frisch wie Weizenbrot. Der Dinkel ist die Hauptbrotfrucht in ganz Württemberg; Roggen und Weizen werden nur wenig gebaut. Im ganzen Neckargebiete wird viel Weinbau betrieben. Überall sind die unteren sonnigen Talgehänge mit Reben bepflanzt. Die besten Weinsorten gedeihen im Neckartal, das besonders durch sein warmes Klima ausgezeichnet ist. Nicht minder bedeutend ist der Obstbau. Keine Gegend Deutschlands liefert eine solche Fülle von Obst wie Württemberg. Die Wegränder und die Ackerraiue sind fast überall mit Fruchtbäumeu besetzt, und in manchen Gegenden, wie namentlich bei Eßlingen, finden sich ganze Obstwälder. In großen Mengen kommt frisches und getrocknetes Obst zur Ausfuhr und bringt dem Lande reichen Gewinn. Ein Teil wird zur Herstellung von Obstweinen benutzt, die dort eiu beliebtes Getränk sind. Die Stadt Eßlingen allein fabriziert jährlich gegen 2 Millionen Flaschen. Außer dem gewöhnlichen Obste werden auch Aprikosen, Pfirsiche, Quitten, Mandeln und edle Kastanien gezogen. An Bodenschätzen ist das Land ziemlich arm. Nur Salz kommt iu größereu Mengen vor. Es wird teils als Steinsalz in Bergwerken gegraben, teils aus Salzquellen gewonnen. Die bedeutendsten Salzwerke befinden sich bei Hall am Kocher und bei Heilbronn. Am Nordrande des Schwäbischen Juras wird Eisen zu Tage gefördert; die für die Industrie fo wichtigen Steinkohlen dagegen fehlen dem Lande gänzlich. Gleichwohl besteht in den Neckarstädten eine lebhafte Gewerbetätigkeit. Sie verdankt ihre Entstehung hauptsächlich dem regen Erwerbssinn der Bewohner und hat sich allmählich aus dem Handwerk entwickelt, das hier bereits im Mittelalter in hoher Blüte stand. In der Fabrikation herrscht die größte Mannigfaltigkeit, was sich leicht aus dem Umstaude erklärt, daß es dem Lande an Rohprodukten fehlt, die der Industrie eine bestimmte Richtung hätten geben können. Fast alle Stoffe, die verarbeitet werden, müssen aus andern Gegenden bezogen werden. Doch ist die Zufuhr durch die Schiffbarkeit des Neckars erleichtert. Durch ihn steht das Land mit den Gegenden am Rhein 11*
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