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1. Die Alpen und Süddeutschland - S. 179

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 179 — Der Hauptanziehungspunkt Heidelbergs ist die gewaltige Schloßruine, die links von waldiger Bergeshöhe herabschaut. (G. 91). Ter Blick von hier auf die zu unsern Füßen liegende Stadt und auf das Neckartal ist großartig, und wer hier einmal gestanden hat, dem hat sich das herrliche Bild unvergänglich eingeprägt. Die Schloßruine aber ist die großartigste und schönste von ganz Deutschland. Das gewaltige Bauwerk bildet ein Viereck, das eigentlich aus vier Schlössern zusammengesetzt ist, die zu verschiedenen Zeiten ent- standen sind und die Namen der Fürsten tragen, die sie erbaut haben. In der Mitte ist ein großer Hofraum. Der schönste Teil des Schlosses ist der Otto Heinrichsbau, der auch am besten erhalten geblieben ist. In einem Kellerraum befindet sich das berühmte Heidel- berger Faß. Es ist 10 m lang und 8 m hoch und faßt über 1/4 Mill. Flaschen. Zweimal soll es mit Wein gefüllt gewesen sein. Durch eine Pumpe wurde das kostbare Naß in den darüber liegenden Saal befördert. — Die Heidelberger Schloßruiue hält die Erinnerung wach an eine der trübsten Zeiten Deutschlands, wo der französische König Ludwig Xiv. in seinen schändlichen Raubzügen die Länder am Rhein verheerte. Zu jener Zeit (1689) sank auch Heidelberg, damals die Hauptstadt der Pfalz, iu Asche, und der französische General Melac ließ hohnlachend den Hauptturm und die Festungswerke des Schlosses sprengen, die Gemächer aber ausbrennen. Die Ruinen werden jetzt vor weiterem Verfall sorgfältig geschützt, und in letzter Zeit ist der Plan entstanden, das Schloß, oder wenigstens einen Teil, wieder neu aufzubauen. — Heidelberg hat auch eine stark besuchte Universität. Sie ist die älteste Hochschule Deutschlands und konnte im Jahre 1886 ihr fünfhundert- jähriges Bestehen feiern. In Heidelberg wurde vou zwei Professoren, Olevianus und Ursinns, der Heidelberger Katechismus abgefaßt, das Glaubensbekenntnis der reformierten Kirche. b) Im Elsaß: Im S., in der Nähe der Burgundischen Pforte, Mülhausen (94000 E.), die be- deuteudste Fabrikstadt im Elsaß. Es liegt au der Jll, nicht weit vom Rhein-Rhone-Kanal, der hier zu zwei großen Hafenbecken erweitert ist. Die Stadt hat große Maschinenfabriken, Stoffdruckereien, viele Baumwollenspinnereien und Webereien, sowie große Farbenfabriken. Auch der Handel ist bedeutend. — Weiter abwärts an der Jll liegt Kolmar (39000 E.), ebenfalls Fabrikstadt. In der Nähe das Lügenfeld, wo Ludwig der Fromme von seinen Kriegern treulos verlassen wurde. Die Hauptstadt des Elsaß ist Straßburg (163000 E.) au der untern Jll, etwa 1 Stunde vom Rheine, mit dem es dnrch den Rhein-Marne-Kanal verbunden ist. Der Name der Stadt weist auf ihre für den Verkehr überaus günstige Lage hin. „Hier werden die Ufer des Rheins, der auf einer langen Strecke oberhalb und unterhalb dieser Stelle keine größere Ansiedlnng noch Überbrückung gestattete, fest und erlauben die Anlage eines gesicherten Ubergangspunktes. Hier gewinnt der Rhein erst einigermaßen ungehinderte Schissbarkeit, hier münden die schiffbare Jll, die natürliche Fortsetzung des Rheins und Verbindung mit den oberhalb gelegenen Städten des Elsaß. Im W. aber erniedrigt sich der Wall des Wasgenwaldes im Paß von Zabern^ so daß die Anlage einer Landstraße, einer Eisenbahn und sogar einer Wasserstraße (Rhein-Marne-Kanal) möglich war. Der Zaberner Senke aber entspricht im O. der Paß von Pforzheim, der in das Neckarbecken führt, und die alte Kinzigstraße mit der Schwarzwaldbahn, die die Verbindung mit der Süddeutschen Hochfläche vermittelt. So schneiden sich hier also wichtige und große Verkehrs- linien. Kein Wunder, daß sich Straßburg zum Mittelpunkt des Kriegswesens, der Ver- waltung und des Handels für einen umfassenden Bezirk emporschwang. Daher wurde Straßburg eine gewaltige Festung, die Hauptstadt des elsässischeu Landes und der Handelsmittelpunkt des ganzen Oberrheins. Eine Stadt in solcher Lage mußte 12*
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