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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 76

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 76 — Glas, Leder, Felle usw. Die gefertigten Sachen werden z. T. mit grellen Farben bestrichen, die man in nahgelegenen Farbengruben gewinnt. Die ganze Familie, Männer, Frauen und Kinder, sind an der Herstellung beteiligt. Jedes Dorf, ja jedes Haus fertigt seine besondern Waren. Allein gegen 2500 Frauen und Mädchen sind jahraus, jahrein mit dem Nähen von Puppenkleidern beschäftigt. Am Samstag wandern die ländlichen Arbeiter in die Stadt, um die in der Woche gefertigten Sachen dem Kaufmann zu bringen. Ungefähr 100 Firmen beschäftigen sich mit dem Vertrieb der Spielwaren, deren Absatzgebiet sich nicht nur über ganz Deutschland und Enropa, sondern auch bis nach Amerika u. a. Erdteilen erstreckt. Der jährliche Gesamtumsatz belauft sich auf 18 Mill. Jio. (Meyers Reisehandbuch gibt 30 Mill. Jk an.) Den Hauptgewinn aber haben die Händler. Der Arbeitslohn ist sehr gering, und die Leute leben darum trotz des emsigsten Fleißes in drückender Armut. „Das unschuldige Kind, das am lustig strahlenden Weihnachtsabende nach einem Spielzeug greift, hat keine Ahnung von dem trüben Dämmerlichte, das dort am Walde in der armseligen Hütte seiues Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig dem Kinde erzählten, das wäre gut." (A. Ziegler.) 6. Das südliche Vorland des Thüringer Waldes. Das f. Vorland des Thüringer Waldes zerfällt in zwei natürliche Ab- schnitte, von denen der sö. dem Maingebiete angehört, während der nw. von der Werra entwässert wird. Jener bildet ein Hügelland, das sich vom Frankenwalde bis zum Main hin erstreckt. Es ist eine hauptsächlich Ackerbau treibende Gegend. Unter den Gewerben verdient die Korbflechterei Erwähnung, die ihre Ent- Wicklung den an Weiden reichen Tälern der Mainzuflüfse verdankt. Der Hauptort des städtearmen Landes ist Koburg a. d. Jtz (22000 E.), die Sommer- residenz des Herzogs von Sachsen-Kobnrg-Gotha. Die wunderschön gelegene Stadt wird von der auf einem steilen Berge stattlich thronenden „Feste Koburg" überragt, die einen weiten Rundblick gewährt und in ihrem Innern reichhaltige Sammlungen von Alter- tümern und Kunstwerken enthält. Geschichtlich bekannt geworden ist die Feste durch den Aufenthalt Luthers während des Reichstags zu Augsburg 1530. Die Werra (S. 62) durchfließt ein niedriges, wellenförmiges Bergland, das sich zwischen dem Thüringer Walde und der Rhön ausbreitet. Ihr an- mutiges, z. T. recht breites Tal ist von ausgezeichneter Fruchtbarkeit und hat infolge seiner geschützten Lage ein mildes Klima. Außer den gewöhnlichen land- wirtschaftlichen Erzeugnissen wird auch Tabak und Mohn gebaut. An den zahlreichen raschfließenden Bächen, die der Werra zugehen, find mancherlei die Wasserkraft ausnutzende Industrien entstanden: Spinnereien, Webereien, Papier- sabriken, Holzschleifereien, Sägemühlen usw., die etwa 40°/0 der Bevölkerung be- schäftigen. Die Hauptansiedelungen des Gebiets liegen alle im Werratale. Hildburghausen (8000 E.) hat Tuch- und Maschinenfabriken. Meiningen (16 000 E.), ausgezeichnet durch
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