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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 92

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 92 — ist es, das Wasser, das überall in den Bergwerken aus den Spalten und Rissen der Ge- steine herabtropft, aus solcher Tiefe herauszubesördern. Gar manche Grube ist schon „ersoffen". Da Pumpwerke bei solchen Tiefen sehr kostspielig sind, hat man große Stollen angelegt, die das in den Bergwerken sich sammelnde Grundwasser in benachbarte Täler abführen. Einer dieser unterirdischen Kanäle, der Ernst-Angn st-Stollen, der von 1851—1864 gebaut wurde, hat eine Länge von 23 km. Er ist eine der größten Anlagen, die es zur Entwässerung von Bergwerken gibt und wird z. T. zum Kahntransport für Erze benutzt. Die Bergwerke des Oberharzes sind fast alle Staatseigentum. Früher brachten sie reichen Gewinn. Seit aber in den letzten Jahrzehnten die Silber- preise so außerordentlich zurückgegangen sind, müssen bei manchen Bergwerken sogar Zuschüsse gezahlt werden. Wenn der Betrieb trotzdem im alten Umfange aufrecht erhalten wird, so geschieht es, weil man die Bevölkerung nicht brotlos machen will und man auch wieder auf bessere Zeiten hofft. Außer den Erzen enthält der Harz auch nutzbare Gesteine, Marmor, Kalk, Granit, Sand- stein, Schiefer, bei deren Gewinnung und Verarbeitung viele Menschen be- schäftigt sind. Andere Erwerbszweige. Unter den übrigen Erwerbsquellen steht die Forst- Wirtschaft oben an; denn ungefähr ijb des Oberharzes sind mit Tannenwäldern bedeckt. Ein Teil des Holzes geht in die Fremde und wird besonders die Saale und Elbe hinabgeflößt. Ein großer Teil findet im Gebirge selbst Verwendung. Es dient als Zimmerholz für die Schächte und Stollen, und so groß ist der Verbrauch, daß der Bergmann wohl behauptet, der Wald unter der Erde zähle bereits mehr Stämme als der auf der Erde. Der Wald liefert ferner einem Teile der Schmelzhütten das Heizmaterial. Das Holz wird aber zuerst in Holzkohle umgewandelt, da diese eine bedeutend größere Heizkraft besitzt. Das ist die Arbeit des Köhlers. Sein Leben gleicht in manchem dem der Sennen. Im Frühlinge verläßt er seine Familie und zieht hinaus in den Wald, um erst bei Anbruch des Winters wieder zurück- zukehren. Eine einfache Hütte dient ihm und seinen Gehilfen als Wohnung. Mittwochs und Samstags kommen gewöhnlich die Köhlerfranen, um die nötigen Nahrungsmittel zu bringen. Sehen wir uns die Arbeit des Köhlers ein wenig an. Nachdem er das nötige Holz herbeigeschafft und in etwa meterlange Scheite geschnitten hat, geht er an die Errichtung eines Meilers. Um einen Pfahl werden die Scheite dicht zusammen aufgestellt, zwei bis drei Schichten übereinander, doch so, daß der Holzstoß sich nach oben etwas abrundet. In der Mitte bleibt ein kleiner, schornsteinförmiger Raum, zu dem am Boden ein enger, wagerechter Gang führt. Durch diesen Luftkamin wird der Meiler mit glühenden Kohlen in Brand gesetzt. Der ganze Holzstoß ist mit Rasen und Erde bedeckt, und auch die beiden Öffnungen werden geschlossen, sobald er entzündet ist. Infolge des Luftabschlusses kann das Holz nicht verbrennen, sondern nur verkohlen. (S. 7.) Dabei muß der Köhler Tag und Nacht auf der Hut sein; denn wenn das Feuer irgendwo durch die Bedeckung dringt und die Luft in größerer Menge Zutritt erhält, schlägt die Flamme lichterloh empor, und in kurzer Zeit ist der Meiler in einen Aschenhaufen verwandelt. — Seit die Eisen-
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