1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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c. Die Entstehung der Salzlager.
Das Salz gehört zu den am häufigsten vorkommenden Mineralien. Allein die
Menge des im Meere gelösten Salzes hat man auf 45000 Billioueu t berechnet. Dazu
kommen dann die vielen großen unterirdischen Steinsalzlager, deren Vorhandensein, auch
wo man sie nicht bergmännisch erschlossen hat, die so überaus zahlreichen Solquellen be-
künden. In welch massenhafter Anhäufung sich das Salz in der Erde findet, zeigt das
Lager von Staßfurt, in höherem Grade noch das von Sperenberg s. von Berlin, wo man
ein Bohrloch 1182 in tief in eine Salzschicht hineingetrieben hat, ohne deren Grund zu
erreichen.
Die Salzlager verdanken ihre Entstehung dem Meere. Wo ein Becken durch irgend
welche Umstände vom offenen Ozean abgetrennt wird und aus Mangel an Wasserzufuhr
austrocknet, da muß sich auf dem Boden eine Salzschicht absetzen. Doch könnte auf diese
Weise immer nur eine verhältnismäßig dünne Decke entstehen. Selbst bei einer Wasser-
tiefe von 1000 m würde die Ablagerung höchstens 20 in Dicke erreichen. Zur Bildung
so mächtiger Lager, wie die von Staßfurt, Sperenberg n. a. sind, müssen darum noch be-
sondere Umstände mitgewirkt haben. Ein Vorgang aus der Gegenwart dürfte geeignet
sein, uns den Weg zu zeigen, den die Natur in solchen Fällen eingeschlagen hat.
„Am ö. Ufer des Kaspischen Meeres befindet sich eine ausgedehnte Bucht, der Kara
Bugas, ein weites Becken, das durch eine Barre vom Kaspischen Meere getrennt ist, so
daß nur durch eine schmale und seichte Öffnung eiue Verbindung hergestellt wird. In
den Kara Bugas ergießt sich kein Fluß und kein Bach, er liegt rings umgeben von der
regen- und wafferlofen Turkmenensteppe, deren trockene Winde über seine Oberfläche hin-
streichen und eine sehr starke Verdunstung hervorrufen. Ohne Zweifel würde das Becken
fehr rasch austrocknen, wenn nicht ununterbrochen vom offenen Kaspischen Meere neues
Wasser einströmte und den Verlust ersetzte. Aber auch das uachströmeude Kaspiwasser ver-
dunstet, nur sein Gehalt an gelösten Substanzen bleibt dem Kara Bugas, der infolge-
dessen schon 29,5 °/0 Salze in seinem Wasser enthält und an seinem Boden fortwährend
Steinfalz und Gips auskristallisiert. Wie iu einer riesigen Salzpfanne verdampft un-
unterbrochen Wasser des Kaspischen Meeres im Kara Bugas, der sich schließlich ganz mit
Salzen füllen wird, trotz einer mächtigen Unterströmung gesalzenen Wassers, die aus dem
Kara Bugas in den Kaspisee geht und deren Bedeutung, wie sich durch nenere Unter-
suchungen ergeben hat, früher wesentlich unterschätzt wurdet) Auf diesem Wege können
Salzlager von koloffaler Mächtigkeit und Ausdehnung gebildet werden. Wäre z. B. am
s. Ende des Roten Meeres, an der Straße von Bab el Mandeb, ein unterseeischer Quer-
riegel vorhanden, der nur seichtes Wasser über sich hätte, so würde endlich das ganze
Becken zu einer ungeheuren Salzformation werden." (Nenmayr.) Das anfangs offene
Lager würde der Wind im Laufe der Zeit mit Staub und Sand zudecken, und, geschützt
durch eine wasserdichte Erdschicht, könnte sich das Meer wieder darüber ausbreiten und
feste Gesteinsmassen über ihm ablagern.
Das Meerwaffer enthält bekanntlich nicht nur Kochsalz, sondern auch noch ver-
schiedene andere Salze, Gips und kohlensauren Kalk. Diese Stoffe sind aber in ver-
schiedenem Grade löslich. Läßt man darum Meerwasser verdunsten, so werden sich die
Stoffe in einer bestimmten Reihenfolge niederschlagen, die schwer löslichen zuerst, die leicht
löslichen zuletzt. Zu den ersteren gehören Gips und kohlensaurer Kalk, die darum für
ro a. Menge des einfließenden Waffers hat man berechnet, daß sich in der
Bucht taglich 3 Mill. kg Salz am Boden absetzen müssen, doch ist dabei die erwähnte
Unterstömnng nicht in Betracht gezogen worden.