1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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mittleren Steinkohlenzeit stattgefunden haben, da sich neben gefallenen Schichten aus dieser
Periode auch solche in ungestörter Lage finden. Bei der Aufrichtung des Gebirges wie
auch späteren Störungen wurden die spröden Urgesteine vielfach zerrissen, und in viele
der entstandenen Spalten und Klüfte drangen feurig-flüssige Eruptivgesteine, Porphyr,
Melaphyr, Granit, während andere auf wässerigem Wege, durch Ausscheidung aus auf-
steigenden Mineralquellen, mit Erzen ausgefüllt wurden. (S. 100.) Das Erzgebirgische
Becken war Hunderttausende von Jahren hindurch ein Sumpfgebiet, in dem sich große
Kohlenlager bildeten, die dann später von jüngeren Erdschichten (dem Rotliegenden) über-
deckt wurden. Das ganze Mittelalter der Erde hindurch wurde das Gebirge noch von
Störungen betroffen, und zu Anfang der Tertiärzeit bildeten sich aufs neue große nö.
verlaufende Brüche, die zur Folge hatten, daß ein Teil des Gebirges allmählich in die
Tiefe sank, wodurch das nordböhmische Becken (Egertal) entstand. Wahrscheinlich wurde
hier das stehengebliebene Gebirge zugleich in die Höhe getrieben, während es sich im N.
senkte. Daraus erklärt sich der Steilabsturz nach Böhmen, die allmähliche Abdachung nach
N. hin. Während sich diese Verschiebungen vollzogen, drangen aus den Bruchspalten die
Basaltmassen empor, die, wie schon erwähnt, den ganzen Südrand des Gebirges begleiten
und als vereinzelte Kuppen auch auf dem Gebirge selbst auftreten. Zugleich wurde durch
die Schichtenstörungen den Wassern der Tiefe der Austritt nach oben geöffnet, und so
entstanden die zahlreichen Mineralquellen in Nordböhmen, unter denen Karlsbad und
Teplitz die wichtigsten sind.
Seine jetzige Oberflächengestaltung hat das Gebirge durch die abspülenden und
nagenden Kräfte des Wassers erhalten, die die dem Urgestein ursprünglich auflagernden
Formationen (Kambrium, Silur und Devon) bis auf kleine Reste abgetragen, die Becken
mit Schutt ausgefüllt und die Täler ausgewaschen haben. Aber auch jüngere Bildungen
haben sie zerstört; denn größere Teile des Gebirges sind noch mehrmals vom Meere
überflutet und mit mächtigen Ablagerungen überdeckt worden, von denen jetzt nur noch
Überbleibsel vorhanden find, wie z. B. dolomitische Kalke der Zechsteinformation (Geithain
und Ostrau in der Richtung von Altenburg auf Riesa a. d. Elbe) und Sandsteine aus
der Kreidezeit (bei Freiberg und Dippoldiswalde, ö. von Freiberg).
d. Die Erwerbsverhältnisse im Erzgebirge und im Vogtlande.
Das obere Erzgebirge. Das Erzgebirge ist bis hoch hinauf an seinen Scheitel
bewohnt und angebaut. Überhaupt hat kein anderes Gebirge Deutschlands eine
gleich dichte Bevölkerung (220 E. auf 1 qkm). In einer Höhe, in der man
anderwärts nur vereinzelt kleine Ortschaften antrifft, findet man hier noch an-
sehnliche Städte wie Annaberg, Schneeberg, Marienberg, Joachims-
thal n. a. Diese starke Besiedelnng verdankt das Gebirge seiner blühenden
Gewerbtätigkeit. Die Erträge des Ackerbaus, der Viehzucht und der Wald-
Wirtschaft würden nicht hinreichen, auch nur einem Viertel der Bewohner Unter-
halt zu gewähren.
Die ersten Ansiedler wurden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
durch den Erzreichtnm des Gebirges angelockt. Bald gelangte der Bergbau
zu hoher Blüte und zog immer mehr Leute ins Land. Die meisten Bergstädte
entstanden im 15. Jahrhundert. Man gewann und gewinnt noch heute besonders
Silber, ferner Blei, Nickel, Kupfer, Kobalt, Eisen und namentlich