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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 115

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 115 — Entstehung. Vor vielen hunterttausend Jahren, zur Kreidezeit, war das ganze Norddeutsche Tiefland vom Meere bedeckt. Die Gebirge am Rande der Ebene bildeten die Küsten dieses Ozeans oder ragten, wie z. B- der Harz, als Inseln daraus empor. Auch ein großer Teil Nordböhmens bis zun? Glatzer Gebirge hin war überflutet und bildete einen Busen, der durch einen breiten, zwischen dem Erzgebirge und den Sudeten nach N. führenden Arm mit dem offenen Meere in Verbindung stand. In den ruhigen Gewässern dieses Meerbusens lagerten die einmündenden Flüsse im Laufe der Jahrtausende gewaltige Sandmassen ab, die unter dem Einflüsse der beigemischten schlammigen Binde- mittel und des ungeheuren Drucks, den die oberen Schichten ans die unteren ausübten, mit der Zeit zu festem Sandstein erhärteten. Als sich zu Anfang der Tertiärzeit das Meer allmählich nach N. zurückzog, trat eine weite, einförmige Sandsteinlandschaft zu Tage, an der sofort andere Naturkräfte ihr Zerstörungswerk begannen. Die Feuchtigkeit der Luft, Hitze und Frost brachten das Gestein zur Verwitterung, und Regengüsse spülten das Verwitterte mit fort. Auf diese Weise wurde die jüngste, verhältnismäßig noch lockere und weiche Schicht, der sog. Oberquader, zum größten Teile wieder abgetragen. Nur wo das Gestein eine größere Härte besaß, blieb es stehen, „und so kommt es, daß wir in der Sächsischen Schweiz zwei Terassen unterscheiden können, die sog. „Ebenheiten", Hochebenen, die z. T. mit Feldern und Dörfern bedeckt find, und aus diesen Ebenheiten hervorragend oder neben ihnen emporsteigend die Klippen, Tafelberge und zusammenhängenden Fels- Massen, wie wir sie am gewaltigsten in der Winterberggruppe vor uns sehen." In demselben geologischen Zeitalter wurden die benachbarten Gebirge von starken Bodenbewegungen ergriffen, die auch das Elbsandsteingebirge in Mitleidenschaft zogen. Die spröden Schichten des gleichmäßig abgelagerten Sandsteins zerbarsten in Schollen und Platten, die sich vielfach gegeneinander verschoben; ja weite Gebiete in Böhmen sanken allmählich zu bedeutender Tiefe hinab, während zugleich der f. Teil des heutigen Gebirges in die Höhe gepreßt wurde, wodurch die Platte ihre heutige, nach N. geneigte Lage er- hielt. (S. 106.) In engem Zusammenhange mit diesen Verwerfungen standen wahr- scheinlich die großen Basaltausbrüche an der s. Bruchlinie in Böhmen (S. 106) wie auch weiter n. int Gebirge selbst. Der Basalt drang hier von unten her in den durch die Erschütterungen gelockerten Sandsteinschichten empor, erreichte aber nur in wenigen Fällen die Oberfläche der damals noch ziemlich unversehrten Platte. Erst als die oberen Ab- lagernugen mehr und mehr abgetragen wurden, traten die harten, widerstandsfähigen Massen, die sich heute als ansehnliche Kuppen über die Ebene erheben, aus der Umhüllung zu Tage. Neben der Verwitterung, auf deren Rechnung hauptsächlich die Abtragung der oberen Gesteinsschichten zu setzen ist, hat die Erosion des fließenden Wassers am meisten zur Gestaltung des heutigen Gebirges beigetragen. Als an der Südseite die Senkung eintrat, wurde Nordböhmen wahrscheinlich auf lange Zeit zu einem See, dessen Gewässer nach N. über die stehengebliebene Felsenplatte abflössen und tiefe Furchen eingruben. Die stärkste Strömung leistete natürlich die größte Arbeit, sie nagte sich am tiefsten in die Gesteine hinein und bildete schließlich den einzigen Abfluß. So entstand, vielleicht unter Mit- Wirkung eines Wasserfalls, das Tal der Elbe, das sich stetig senkte, bis die Sohle der Felsenplatte erreicht und der böhmische See entleert war. (Vergl. die ähnliche Entstehung des Rheintals S. 28.) In demselben Maße aber, wie die Elbe ihr Bett tiefer und tiefer eingrub, mußten auch die zahlreichen ihr von beiden Seiten zuströmenden Nebenflüsse und Bäche ihr Betten einsägen, und so entstanden die tiefen Gründe, die eine Hauptzierde der Sächsischen Schweiz bilden und ihr einen wichtigen Vorzug geben vor andern Sandstein- gebieten, in denen die Mitwirkung eines großen Stromes gefehlt hat. Das Elbsandsteingebirge ist also in ähnlicher Weise abgetragen und von Flüssen zersägt worden wie die Hochfläche des Rheinischen Schiefergebirges. Gleichwohl zeigen 8*
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