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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 121

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 121 — Die Sächsische Ebene ist im allgemeinen recht fruchtbar, der Anbau daher fast überall lohnend. Der Ackerbau steht auf hoher Stufe, und auch die Viehzucht ist bedeutend. Ungefähr 3/4 des Gebiets sind Ackerland und Wiesen. Am er- giebigsten ist die weite Ebene von Leipzig, die man wohl als die Kornkammer Sachsens bezeichnet. Städte. Die größte Stadt des Gebietes, Leipzig (506000 (£.), liegt am Zusammen- fluß der Weißen Elster mit der Pleiße und der Parthe, die hier ein verzweigtes Flußnetz bilden, und in der Mitte der Tieflandsbucht, die sich von N. her zwischen die niedrigen Ausläufer des Erzgebirges, des Harzes und des Thüringer Waldes weit nach S. hin erstreckt. Obwohl kein schiffbarer Strom hier vorbeifließt, muß die Lage der Stadt doch als sehr vorteilhaft bezeichnet werden. Der treffliche Ackerboden und die saftigen Weiden der reichbewässerten Ebene mögen den Anlaß zur ersten Anfiedlnng gegeben haben. Die Stelle bezeichnet aber zugleich einen natürlichen Knotenpunkt großer Verkehrsstraßen. „Hier vereinigen sich die Straßenlinien vom Rhein, von Süddeutschland und dem nw. Böhmen, hierher streben die Wege von Warschau über Breslau, von der Ostsee über Berlin und von der Nordsee über Magdeburg." Die Stadt liegt außerdem im Mittel- punkte des deutschen Sprachgebiets und des alten Deutschen Reiches, gleich weit entfernt von der Rhein- und der Weichselmündung, vom Rheinknie bei Basel und vom Donautor bei Preßburg. So erscheint es natürlich, daß Leipzig eine hervorragende Handelsstadt geworden ist. Unter den Handelsplätzen des deutschen Binnenlandes steht es nur hinter Berlin zurück, dem erst seine Stellung als Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reiches den Vorrang verschafft hat. Ein beredtes Zeugnis von der Bedeutung Leipzigs als Handelsstadt legen seine be- rühmten Messen ab, deren Anfänge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Dreimal im Jahre werden solche abgehalten. Die Oster- und die Michaelismesse dauern je 22, die Neujahrsmesse 14 Tage. Eine Messe kann als ein großer Jahrmarkt bezeichnet werden, zu dem Fabrikanten und Kaufleute aus aller Herren Ländern zusammenströmen, um ihre Waren zu verkaufen oder ihre Einkäufe zu besorgen. Wir geben zunächst ein Bild der Messe aus früherer Zeit. Ein überaus reges Leben entwickelt sich in der Stadt. Schon wochenlang vorher beginnt die Zufuhr der uugeheureu Warenmengen. Die innere Stadt, der eigentliche Schauplatz der Messe, bekommt ein ganz anderes Aussehen. Die öffentlichen Plätze bedecken sich mit Budenreihen, in denen Waren aller Art ausgestellt werden. In Hausfluren, in Höfen und auf Gängen werden Verkaufsstände eingerichtet. Die ge- wöhnlichen Ladeninhaber räumen ihre Lager, um fremden Kaufleuten, die eine hohe Miete zahlen, Platz zu machen und beziehen selbst die Messe in einer Bude auf irgend einem der Plätze. Firmenschilder mit riesengroßen Buchstaben bedecken die Häuser nicht selten bis zum dritten Stockwerk hinauf. Überall werden Waren der verschiedensten Art, wie Seide, Baumwollenzeuge, Tuche, Pelze, Spitzen, Leder, Stahlwaren und tausend andere Dinge zum Verkaufe feilgeboten. Allein oder in Begleitung eines Dolmetschers wandern die Einkaufenden von Niederlage zu Niederlage. Da werden Millionen umgesetzt. In manchen Straßen ist das Gedränge so groß, daß kaum durchzukommen ist. Wie auf allen Jahrmärkten, so strömt auch hier viel fahrendes Volk zusammen. Da sieht man Tier- buden, Kunstreiter, Taschenspieler, Wachsfigurenkabinette u. a. Sehenswürdigkeiten, und die Karussells, Mnsikbanden und Drehorgelspieler machen einen Höllenlärm. Die Leipziger Meffen haben jetzt bei weitem nicht mehr die Bedeutung wie früher. Seit Eisenbahnen nach allen Richtungen die Länder durchziehen, sind die Formen des Handelsverkehrs z. T. andere geworden. Die Fabrikanten und Großkaufleute schicken jetzt ihre Reisenden aus, die die Kaufenden in ihren Wohnorten besuchen und ihnen Maren-
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