1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und Phonolithbergen, die sich als hohe und steile Kegel aus der granitnen Unterlage
erheben und eine Zierde der Landschaft bilden. Die bekanntesten sind die schon genannte
Phonolithkuppe der Hohen Lausche (800 m) und weiter n. nicht weit von Görlitz die
völlig freistehende Landskrone (420 in).
Die geringe Höhe, die breiten Täler und niedrigen Übergänge, die dem
Verkehre nur geringe Schwierigkeiten entgegenstellen, machen das Lausitzer
Gebirge zu einem wichtigen Durchgangslande und zwar neben dem erst
in später Zeit wegsam gemachten Elbtale (S. 116) zum bequemsten in der
ganzen Umwallung Böhmens. Schon in altersgrauer Zeit zogen durch die
Lausitz Handelswege nach N., namentlich zur Ostseeküste, von der man den
wertvollen Bernstein holte. Die Hauptstraße führt durch das Tal der Neiße,
das man wohl auch als Lausitzer Pforte bezeichnet.
Erwerbsverhältnisse. Das Lausitzer Gebirge ist auf seinen Höhen dicht be-
waldet. Die Täler sind fruchtbar und gut angebaut. Weniger begünstigt sind
die n., mehr ebenen Striche, wo trockener Sandboden vorherrscht. Hier liegt
z. B. ö. vom Elbekessel die große Dresdener Heide, die meist mit Kiefern-
wald bedeckt ist. An Metallen ist das Gebirge arm. Dagegen werden in
großen Steinbrüchen Granit und Basalt gebrochen. Auch Braunkohlenlager sind
vorhanden. Die Mehrzahl der Bevölkerung lebt von der Industrie. Ihre
Hauptzweige sind die Tuchfabrikation, die Leinen- und die Damast-
Weberei. Wie anderwärts, so hat auch hier das Hausgewerbe mehr und mehr
dem Fabrikbetriebe Platz gemacht.
Das Lausitzer Bergland — im Gegensatz zu der weiter n. in Brandenburg gelegenen
Niederlausitz auch Ob er lau sitz genannt — liegt seinem größeren Teile nach im König-
reiche Sachsen. Kleinere Gebiete gehören zu Böhmen und Schlesien. Die Hauptstadt der
sächsischen Lausitz ist Bautzen (28000 E.) a. d. Spree, bekannt durch die blutige Schlacht
im Jahre 1813. In der Nähe das Dorf Hochkirch, wo Friedrich der Große 1758 von
Daun überfallen wurde. Zittau (33000 E.), in sehr anmutiger und fruchtbarer Gegend
a. d. Neiße, ist der Hauptsitz der Leinen- und Damastweberei, hat aber auch große Tuch-
sabriken. Rings um die Stadt liegen noch mehrere große von Leinewebern bewohnte
Dörfer, die sich stundenweit die Täler hinaufziehen. Die Lage in der Mitte des Industrie-
bezirks und an der großen Verkehrsstraße nach Böhmen haben Zittau zugleich zu einer
bedeutenden Handelsstadt gemacht, die die Erzeugnisse des Gewerbefleißes in den Handel
bringt und die Bewohner der dicht bevölkerten Landschaft mit allem Nötigen versorgt.
Kleinere merkenswerte Orte sind Herrnhut (1200 E.), nw. von Zittau, der Hauptsitz
der vom Grafen Zinzendorf begründeten Herrnhuter oder Brüdergemeinde, und Kamenz
(10000 E.) a. d. Elster, der Geburtsort Lesfings. — Auf fchlefischem Gebiete liegt Görlitz,
auf das wir später zurückkommen.
Wenden. Die Lausitz hat ihren Namen von dem alten hier ansässigen wendischen
Volksstamme der Lausitz er. Bekanntlich wurde zur Zeit der Völkerwanderung der ganze
Osten Deutschlands bis zur Saale und Elbe von den Slawen oder Wenden in Besitz
genommen. In jahrhundertelangen Kämpfen haben die Deutschen dann später diese
Gegenden zurückerobert und Christentum und Deutschtum dort eingeführt. Die unter-
worfenen Völkerschaften verloren mit der Zeit ihre Sprache und ihre Nationalität und
vermischten sich mit der eingewanderten deutschen Bevölkerung. Doch haben sich in