1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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des böhmischen Kammes, der Korkonosch (d. h. Halsträger), dessen ö. Fortsetzung,
der Ziegenrücken, links in der Mitte eben erkennbar ist. Die Einsattlung
zwischen beiden deutet das Quertal an, in dem die Elbe nach S. fließt.
Diese hat ihre Quelle aus der Elbwiese, eilt schäumend die Abhänge hinab,
bildet, ans nnserm Bilde rechts unten z. T. sichtbar, den hohen Elbsall und
fließt daun in der Schlucht auf der Mitte des Bildes am Fuße des Korkouosch
entlaug dem schon erwähnten Durchbruchstale zu. Der bewaldete Rücken im
Vordergrunde links ist ein Ausläufer des n. Kammes.
Das Riesengebirge ist nur etwa 30 km laug und fast ebenso breit. Seine
Flächenausdehnung ist also gering. Dagegen übertrifft es an Höhe alle übrigen
Gebirge Deutschlands, ausgenommen die Alpen. Der n. Kamm hat eine Durch-
schuittshöhe von 1300 in, und seine Gipfel ragen noch 200—300 m darüber
empor.
Verschiedene Abdachung. An der Südfeite ist dem Riesengebirge eine all-
mählich niedriger werdende Berglandschaft vorgelagert. Wenn man daher von
Böhmen aus dem Gebirge zuwandert, fo sieht man wohl ansteigendes Land,
Bergzüge und Bergkuppen vor sich, aber da meist ein Zug den andern verdeckt,
so wird man nirgends durch eiueu Gesamtaublick des Riesenwalles überrascht,
und man bekommt keinen richtigen Eindruck von seiner wirklichen Höhe. Ganz
anders ist es aus der schleichen Seite. Schon aus weiter Ferue, bei Buuzlau
oder Liegnitz, sieht man am s. fernen Horizonte eine blaue Wand sich erheben.
Wahrhaft überwältigend aber ist der Anblick in der Nähe. (S. das Bild von
Lehmann.) Steht man z. B. auf einem der Höhenzüge n. von Hirschberg, „so
sieht man vor sich einen weit ausgebreiteten Talkessel, erfüllt mit unzähligen
Hügeln, niedrigen Bergen und weiten ebenen Flächen. Überall tauchen freund-
liche Häusergruppen zwischen üppigen Feldern und grünenden Wäldern auf. Eiu
weißlicher, überaus zarter Schleier — es ist am Nachmittage eines schönen
Sommertages — hüllt die ganze Landschaft ein, über die das herrliche Gestirn
des Tages hellen Glanz verbreitet. Weit mehr als dieses alles aber fesselt
uuseru Blick die sich fern am Horizonte erhebende Mauer des majestätischen
Riesengebirges. Scheinbar fast senkrecht steigt sie 1000 —1300 m über die
vorliegende Landschaft zum Himmel empor, von dem sie sich durch ihre Bläue,
die durch eiueu zarten weißen Schleier etwas gemildert wird, malerisch abhebt.
Das Auge kann sich nicht satt sehen an der Verschiedenheit der Formen und der
Mannigfaltigkeit der Schattierungen". Kein anderes deutsches Mittelgebirge
macht eiuen solch gewaltigen Eindruck auf den Beschauer. Es ist in der Tat
ein Riese unter den Gebirgen Deutschlands und führt daher seinen Namen
mit Recht.
Der Kamm. „Auch eine Wanderung über den Kamm des Riesengebirges
hat im deutschen Mittelgebirge kein Seitenstück. Der Thüringer Wald ist anch
ein Kammgebirge; aber man wandert auf dem Reuusteige, der darüber hinführt.