1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Wellenbewegung ist der Wind. Bläst man in ein mit Wasser gefülltes Gefäß,
so kann man deutlich sehen, wie das Wasser in Bewegung gerät, sich hebt und
senkt, wie sich Furchen bilden und Wellen entstehen. Was hier im Kleinen vor-
geht, zeigt sich aus dem Meere im Großen. Anfangs erregt der Wind nur
kleine kräuselnde Erhebungen des Wassers. Dnrch anhaltende Einwirkung eut-
steht aber bald ein starkes Schwanken, eine schwingende Hebung und Senkung.
Mit der zunehmenden Stärke des Windes wachsen dann auch die Wellen, und
ihre Größe nimmt noch zu, wenn er lange in derselben Richtung weht.
Außer durch den Wind, können Wellen auch durch Erdbeben und vulkanische
Ausbrüche erzeugt werden. „Von solchen Wellen waren z. B. die furchtbaren Vulkan-
ausbräche in der Sundastraße am 26. August 1883 begleitet. Die durch die Explosion
des Krakatan- Vulkans erzeugte Flutwelle erschütterte nicht nur den ganzen Indischen
Ozean, sondern pflanzte sich auch in den Pazifischen fort, und selbst im Atlantischen Ozean
wurde die Erschütterung verspürt."
Art der Bewegung. Beobachtet man die Meereswellen von einem hohen
Standpunkte aus, z. B. vou der Höhe einer Klippe oder vom Mastkorbe eines
Schiffes, fo steht man sie mitunter in langen parallelen Linien einander folgen,
als wenn sie über die Oberfläche des Meeres dahineilten. Aber diese fort-
schreitende Bewegung beruht auf einer Täuschung, wie man sich leicht durch
einen Versuch überzeugen kann. Wirft man z. B. einen Stein in einen Teich,
so entstehen um die Wurfstelle riugsörmige Welleu, die sich uach allen Seiten
hin weiter ausbreiten. Schwimmen nun auf dem Wafser einige Blätter oder
Holzstückchen, fo sieht man, wie sich diese wohl auf- und abwärts bewegen, aber
keineswegs der Richtung der Wellen folgen, sondern an ihrem ursprünglichen
Orte verharren. Die Wasserteilchen einer Welle haben also nur eine aus- und
abwärtsgehende, eine schwingende Bewegung, keine fortschreitende. Nur die
Wellen form läuft über die Wasserfläche dahiu. So bildet auch ein Kornfeld
Wellen, wenn der Wind darüber hinstreicht, dabei behält aber jeder Halm seinen
Platz und biegt sich nur auf und nieder und hin und her mit einer ähnlichen
Bewegung wie die Teilchen des Waffers.
„Bleiben aber auch die Wasserteilcheu der einzelnen Wellen auf derselben Stelle
stehen, so wird doch bei Sturmfluten, wenn der Sturm andauernd in derselben Rich-
tuug weht, die ganze Wassermasse nach dieser hingedrängt und der Meeresspiegel nach der
dem Sturm ausgesetzten Seite erhöht, an der entgegengesetzten erniedrigt. Bei der furcht-
baren Sturmflut am 13. November 1872 wurde das Wasser der Ostsee in der trichterförmig
sich verengenden Lübecker Bucht dermaßen aufgestaut, daß es den höchsten Stand, den es
seit 250 Jahren hier erreicht hatte, um 1,38 rn überschritt, während es bei Memel fast
um !/2 m unter seinen durchschnittlichen Stand sank". (Seydlitz).
Die Hebung des Wassers einer Welle heißt Wellenberg, dessen höchster
Teil Wellenkamm. Die Vertiefung zwischen je zwei Wellen bildet ein Wellen-
ta l. Der senkrechte Abstand zwischen einem Wellentale und einem Wellenberge
ist die Höhe, die Entfernung zwischen zwei Wellenkämmen die Länge der
Welle.