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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 156

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 156 — Buchten eingezwängt, so erreichen sie oft eine erstaunliche Höhe. Im Hafen von St. Malo zwischen der Bretagne und der Normannischen Halbinsel in Frankreich beträgt sie im Mittel 10.7 m, im Bristolkanal in England 15 in, ja in der schmalen Fnndy-Bai zwischen Nen-Schottland und Nen-Brannschweig in Nordamerika hat mau Erhebungen bis zu 21 m gemessen. Auch im Unter- laufe der Flüsse machen sich die Gezeiten bemerklich. In der Themse z. B. dringt die Flut 90 km, in der Elbe 150, im Amazonenstrom angeblich sogar 900 km aufwärts. Ju Binnenmeeren dagegen ist die Fluterhebung sehr gering. An den Mittelmeerküsten beträgt sie je nach der Lage des Ortes 2—75 cm, im Kaspischeu Meere und in der Ostsee ist sie kaum bemerkbar. (Memel 1 cm, Kiel 7 cm). Ursachen. Es ist begreiflich, daß das wunderbare Schauspiel der Ebbe und Flut von jeher die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen hat. Früh schon ist man auch deu Ursachen der merkwürdigen Erscheinung auf die Spur gekommen. Man hatte beobachtet, daß das Steigen und Fallen des Meeres in einer festen Beziehung zur Bewegung des Mondes stehe. „Wenn der Mond sich über den Horizont erhebt" — schreibt Plinins der Ältere (j 79 n. Chr.) — „so schwellen die Wasser mehr und mehr an, während sie sinken, wenn er sich von seiuem Kulmiuatiouspuukte zum Untergänge neigt, als ob sie dem Gestirne, das in durstiger Gier die Meere anzieht, dienstbar wären." Auch die Beobachtung hat man bereits im Altertnme gemacht, daß sich die höchsten Fluten und tiefsten Ebben zur Zeit des Neu- und Vollmondes, die schwächsten zur Zeit der Mondviertel ereignen. Aber erst die neuere Zeit hat uns eine wirkliche Erklärung der Erscheinung gegeben. Es ist bekannt, daß sich alle Himmelskörper gegenseitig anziehen. Die Kraft, mit der dies geschieht, steht in geradem Verhältnisse zur Masse der Körper, nimmt aber ab mit den Quadraten der Entfernung, d. h., derselbe Körper übt in zwei-, drei-, vierfacher Entfernung nur deu vierten, neunten, sechzehnten Teil der Wirkuug aus. Nun sind es insbesondere zwei Gestirne, die uusre Erde stark beeinflussen, weil sie ihr am nächsten stehen, die Sonne und der Mond. Von diesen übt wiederum der Moud eine 2 V5 mal so starke Anziehung ans als die Sonne; denn wenn diese auch au Masse jenen weit übertrifft, fo wird ihre Einwirkung doch durch die etwa 400 mal so große Entfernung in höherem Grade herabgesetzt. Betrachten wir daher zunächst nur den Einfluß des Mondes. In nnsrer Figur 28 sei A, B, C, D die Erde, M der Moud. Dieser wirkt mit seiner Anziehung naturgemäß am stärksten auf die ihm zugewandte und zunächst gelegene Stelle der Erde bei A, geringer auf den Mittelpunkt 0, am schwächste:: auf B. Nun widersteht der feste Teil des Erdballs der An- ziehnng, aber der leichtbewegliche Ozean ist dazu nicht imstande. Darum muß bei A, wenn sich hier ein Meer befindet, eine Anschwellung des Wassers (Aj
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