1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Heide am Horizonte als einen ausgedehnten blauen Gebirgsstreifen. Bis zu
130 in erheben sich hier ihre breiten Rücken; der höchste Punkt (in den Wilseder
Bergen) hat sogar 170 in Höhe. Zahlreiche Bäche habeu hier ihre Quelle und
eilen mit raschem Laufe in tiefeingeschnittenen Tälern der Elbe zu. Gauz
anders ist der Eindruck, wenn man von S. kommt. Nach dieser Seite hin
dacht sich der Höhenzug so sauft ab, daß man nichts als eine endlose Ebene
vor sich sieht, deren Flüsse langsam durch einen breiten Rand von Torfmooren
zur Aller abfließen. Nur der n. Teil hat also einige Ähnlichkeit mit einer
Berglandschaft, die übrigeu Gebiete sind eben oder nur sanft gewellt.
Die Lüneburger Heide gehört zu den ödesten Landstrichen nnsers Vater-
landes. Große Teile ihres Gebietes liegen gänzlich unbebaut da und sind fast
nur mit Heidekraut bedeckt, das mit seinen holzigen, zähen Stengeln und zier-
lichen Zweiglein die Erde stundenweit in ein eintöniges, ernstes Gewand kleidet.
Doch hat die Heide auch ihre Reize. Wenn im Sommer das Kraut seine
Blüten entfaltet, dann liegt es wie ein rosenroter Schimmer über den weiten
Flächen, von denen sich die dunkeln Wach hold er sträucher und der goldgelbe
blühende Ginster wirkungsvoll abheben. Dann ist's schön in der Heide.
Ein süßer, berauschender Duft, der aus den unzähligen Blütenköpfchen aufsteigt,
erfüllt die Luft. Von ihm herbeigelockt, fliegen Millionen von Bienen summend
über den weiten Blumenteppich, um den Honigsaft und den goldigen Blüten-
staub aus den Kelchen zu holen, und zahllose andere Insekten, bunte Schmetter-
linge und glänzende Käfer, Heuschrecken, Grillen und Heimchen
erfreuen sich ihres Daseins. Überall lebt's und webt's.
Und doch ist's einsam und still in der Heide. „Stundenlang können wir
wandern, ohne etwas anderes zu sehen als den Himmel über nnserm Haupte
und die Heide zu uuseru Füßen. Uns erfreut weder der Anblick eines Menschen,
noch einer menschlichen Wohnung. Kein freundliches Bächlein rauscht an uns
vorbei, kein Teich spiegelt uns heiter den blauen Himmel wieder, keine Anhöhe
bietet nnserm Auge eine angenehme Abwechslung. Endlich treffen wir auf einige
verkrüppelte Kiefern, die anf dem dürren Boden mühsam fortleben, oder auf
eiuzelue steife, kegelförmig zulaufende Pflanzengestalten, die finster und mürrisch
aussehen; es sind Wachholdergewächse, zwischen deren Nadelzweigen vielleicht
die Heidelerche ihr Nest gebaut hat. Wir wandern weiter. Sieh, da erscheint
eine Herde kleiner grauer oder brauner Heideschafe, die, weit voneinander zer-
streut, genügsam ihre Nahrung suchen. Bei ihnen sitzt auf einem Baumstumpfe
der Schäfer in seinem weißwollenen, innen rot ausgekleideten Mantelrock und
strickt. Zu andrer Zeit sieht man ihn vielleicht einen Korb flechten oder einen
Löffel oder Holzschuh schnitzen."
„Aber nicht überall zeigt die Heide uns ein solch einförmiges Bild.
Zwischen den weiten Heideflächen ziehen sich auf lange Strecken hin Waldungen
von Kiefern und Fichten. Wo der Boden weniger sandig und dürr ist, laden