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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 180

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 180 — Heide am Horizonte als einen ausgedehnten blauen Gebirgsstreifen. Bis zu 130 in erheben sich hier ihre breiten Rücken; der höchste Punkt (in den Wilseder Bergen) hat sogar 170 in Höhe. Zahlreiche Bäche habeu hier ihre Quelle und eilen mit raschem Laufe in tiefeingeschnittenen Tälern der Elbe zu. Gauz anders ist der Eindruck, wenn man von S. kommt. Nach dieser Seite hin dacht sich der Höhenzug so sauft ab, daß man nichts als eine endlose Ebene vor sich sieht, deren Flüsse langsam durch einen breiten Rand von Torfmooren zur Aller abfließen. Nur der n. Teil hat also einige Ähnlichkeit mit einer Berglandschaft, die übrigeu Gebiete sind eben oder nur sanft gewellt. Die Lüneburger Heide gehört zu den ödesten Landstrichen nnsers Vater- landes. Große Teile ihres Gebietes liegen gänzlich unbebaut da und sind fast nur mit Heidekraut bedeckt, das mit seinen holzigen, zähen Stengeln und zier- lichen Zweiglein die Erde stundenweit in ein eintöniges, ernstes Gewand kleidet. Doch hat die Heide auch ihre Reize. Wenn im Sommer das Kraut seine Blüten entfaltet, dann liegt es wie ein rosenroter Schimmer über den weiten Flächen, von denen sich die dunkeln Wach hold er sträucher und der goldgelbe blühende Ginster wirkungsvoll abheben. Dann ist's schön in der Heide. Ein süßer, berauschender Duft, der aus den unzähligen Blütenköpfchen aufsteigt, erfüllt die Luft. Von ihm herbeigelockt, fliegen Millionen von Bienen summend über den weiten Blumenteppich, um den Honigsaft und den goldigen Blüten- staub aus den Kelchen zu holen, und zahllose andere Insekten, bunte Schmetter- linge und glänzende Käfer, Heuschrecken, Grillen und Heimchen erfreuen sich ihres Daseins. Überall lebt's und webt's. Und doch ist's einsam und still in der Heide. „Stundenlang können wir wandern, ohne etwas anderes zu sehen als den Himmel über nnserm Haupte und die Heide zu uuseru Füßen. Uns erfreut weder der Anblick eines Menschen, noch einer menschlichen Wohnung. Kein freundliches Bächlein rauscht an uns vorbei, kein Teich spiegelt uns heiter den blauen Himmel wieder, keine Anhöhe bietet nnserm Auge eine angenehme Abwechslung. Endlich treffen wir auf einige verkrüppelte Kiefern, die anf dem dürren Boden mühsam fortleben, oder auf eiuzelue steife, kegelförmig zulaufende Pflanzengestalten, die finster und mürrisch aussehen; es sind Wachholdergewächse, zwischen deren Nadelzweigen vielleicht die Heidelerche ihr Nest gebaut hat. Wir wandern weiter. Sieh, da erscheint eine Herde kleiner grauer oder brauner Heideschafe, die, weit voneinander zer- streut, genügsam ihre Nahrung suchen. Bei ihnen sitzt auf einem Baumstumpfe der Schäfer in seinem weißwollenen, innen rot ausgekleideten Mantelrock und strickt. Zu andrer Zeit sieht man ihn vielleicht einen Korb flechten oder einen Löffel oder Holzschuh schnitzen." „Aber nicht überall zeigt die Heide uns ein solch einförmiges Bild. Zwischen den weiten Heideflächen ziehen sich auf lange Strecken hin Waldungen von Kiefern und Fichten. Wo der Boden weniger sandig und dürr ist, laden
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