1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Hier fängt das Heidekraut an, den Boden zu bedecken; dort erscheinen Ried-
und Wollgräser, und vereinzelt schießt eine Birke oder ein Erlenbusch empor.
Durch die weit sich verzweigenden Wurzeln erreicht die Decke endlich eine solche
Festigkeit, daß Menschen und Tiere sie betreten können. Aber hin und wieder
schwankt und zittert der Boden unter den Tritten und verrät das in der Tiefe
verborgene Wasser.
Wie von oben nach unten, so wächst das Moor auch in umgekehrter Richtung.
Die untern, ältesten Schichten der Pflanzendecke vermodern nämlich immer stärker
und werden durch das Wasser zu einem schwärzlichen Brei umgewandelt, vou
dem fortgesetzt Teile auf den Gruud hiuabsiuken und diesen nach und nach er-
höhen. So muß die Wassermasse allmählich geringer werden, Grund und Moos-
decke werden mit der Zeit zusammenwachsen. Am Rande der Moore ist das
bereits geschehen, aber es werden noch viele Jahrhunderte vergehen, bis das
überall der Fall ist. — Die Tiefe der Moore ist verschieden. Die meisten
reichen nur 1—5 m hinab. Es gibt aber auch solche, in denen man erst bei
20 und mehr ni Tiefe den Grund erreicht.
Torf und Torfgriiberei. Die vermoderten Pflanzenmassen, aus denen die
Moore bestehen, nennt man Torf. Er bildet für die Gegenden, in denen er
vorkommt, das wichtigste Heizmaterial und zwar nicht bloß für Öfen und Herde,
sondern auch für Lokomotiven. Nicht überall ist er von gleicher Beschaffenheit.
In den oberen, jüngeren Schichten ist er locker und leicht und von hellbrauner
Farbe. Das Moos ist hier kaum verwest, und die Stengel und Wurzeln der
andern Pflanzen sind noch deutlich erkennbar. Er wird daher meist zum
Brennen der Ziegel benutzt und als Streu für Pferde weithin versandt. Tiefer
sitzt der gute Ofentorf. Er ist schwarzbraun und bildet eine schwere und feste
Masse, in der sich nur die größereu Holzwurzeln erhalten haben. Noch tieser
sind auch diese nicht mehr zu erkennen. Der unterste Torf ist der schwerste und
teuerste und besitzt die größte Heizkraft.
Die Gewinnung des Torfs geschieht in folgender Weise. Zunächst werden
in dem Teile des Moors, worin man einen Torfstich anlegen will, tiefe Gräben
gezogen, durch die man das Moorwafser in den nächsten Fluß ableitet. Ist das
geschehen, so kann mit dem Graben begonnen werden. Zuerst wird die obere
unbrauchbare Schicht abgestochen und beiseite geschafft. Nun löst man mit Spaten
die schwarze, klebrige Torfmasse in Klumpen los und bringt sie auf einen ebenen Platz,
wo sie mit den Füßen oder mit Maschinen ordentlich durchgeknetet und dann in
längliche Stücke geformt wird. Nachdem diese etwas angetrocknet sind, schichtet
man sie zu großen Haufen so übereinander, daß zwischen den einzelnen Stücken
etwas Raum bleibt, damit der Wind hindurchstreichen kann. Sind sie endlich
ordentlich trocken, so werden sie auf Schiebkarren an einen Kanal gefahren, der
eigens für die Torfbeförderung gegraben ist und zugleich der Entwässerung dient.
Hier nehmen Boote den Torf auf und führen ihn weiter ins Land, wo er auf